Sterbende ganzheitlich begleiten
Welche Bedeutung haben zur Schulmedizin alternative und komplementäre Verfahren, wenn es darum geht, schwerkranke und sterbende Menschen zu begleiten? Claudia Wenzel ging in ihrer Dissertation dieser Frage nach.
„Komplementäre Behandlungen wie Musik-, Kunst-, Aroma- oder Körpertherapien fördern Prozesse des Loslassens und des Abschiednehmens“, so das Fazit der Wiener Psychologin Claudia Wenzel, die an der Abteilung Palliative Care und OrganisationsEthik der Alpen-Adria-Universität lehrt und forscht. „Wir konnten beobachten, dass sich sowohl das subjektive Befinden als auch die Beziehungen zwischen den Menschen positiv verändern. Wirkungen sind auf der körperlichen, psychischen, sozialen und sogar spirituellen Ebene zu beobachten, wobei all diese Ebenen miteinander in Wechselwirkung stehen“, so Wenzel.
Zu diesen Ergebnissen kommt sie in ihrer Dissertation mit dem Titel „Heil sterben – Zur Bedeutung alternativer Ansätze für eine ganzheitliche Begleitung Sterbender in Hospizarbeit und Palliative Care“, für die sie im Rahmen einer Grounded Theory Studie qualitative Interviews mit komplementären PraktikerInnen, Leitenden von Hospizen und MedizinerInnen sowie Gruppendiskussionen mit multidisziplinären Teams in deutschen Hospizen geführt und ausgewertet hat.
Der Einsatz komplementärer Verfahren wirkt jedoch nicht nur auf den einzelnen Kranken bzw. Sterbenden und die betreuenden Personen in den Hospiz- und Palliativeinrichtungen, sondern auch auf Team- und Organisationsebene: So entschleunigen die Anwendungen einerseits die Organisationsabläufe im Hospiz und wirken andererseits auf das Zeiterleben aller involvierten Personen.
Besonders am Lebensende wird es von Menschen als heilsam erlebt, wenn physische und psychische Anteile (wieder) integriert werden. Der Einsatz komplementärer Behandlungen kann dabei hilfreich sein, wie Claudia Wenzel betont: „Prinzipiell ist es möglich, auch trotz körperlicher Krankheit ‚heil zu sterben'“.
Claudia Wenzel wurde für Ihre Forschungsarbeit im Herbst 2012 mit dem „Ehrenpreis Wissenschaft“ des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbandes ausgezeichnet.