Besucher bei der Eröffnung der Ausstellung | Foto: aau/Maurer

SAUALM reflux – Versuch einer Gegenwartsbewältigung mit künstlerischen Mitteln

Zum richtigen Zeitpunkt findet an der AAU eine Ausstellung statt, in deren Zentrum ein besonderes Phänomen im Land Kärnten steht. Als einziges Bundesland führte es eine „Sonderanstalt für mutmaßlich straffällige Asylwerber“.

2008 wurde diese in einem ehemaligen Kinderheim in Wölfnitz auf der Saualpe eingerichtet und zu Oktoberbeginn 2012 – mitten in der Vorbereitung der Ausstellung – aufgelöst. Nach den Vorstellungen der Landesbehörden soll das „bewährte Konzept“ jedoch an einem anderen Ort weiter geführt werden. Diese Anstalt ist ein Sonderfall in Österreich, und „Saualm“ ist zu seinem Synonym geworden. Die Wissenschaft und die Kunst stellen sich die Frage, warum passiert das hier mitten unter uns und wird von (Teilen) unserer Gesellschaft geduldet und akzeptiert. Haben wir das wirklich notwendig?

Konzipiert als  „Versuch einer Gegenwartsbewältigung mit künstlerischen Mitteln“ besteht das Interventionsprojekt aus fünfzig Papierfahnen, die im Flaggenmonat Oktober verteilt in allen Räumlichkeiten real an der Alpen-Adria-Universität und im weltweiten Netz zu sehen sind. Erstmals sind auch zeitgleich die Universitätsstandorte Graz und Wien in eine Ausstellung eingebunden.

Die Fotos vom und um das Asylantenheim auf der Saualm stammen vom Klagenfurter Fotografen Gerhard Maurer. Die Bildbeschreibungen dazu lieferten die Kärntner Schriftstellerinnen und Schriftsteller  Delphine Blumenfeld, Antonio Fian, Alfred Goubran, Peter Handke, Silke Hassler, Lydia Mischkulnig, Jani Oswald, Peter Turrini und Josef Winkler.

Bei der offiziellen und gut besuchten Eröffnung erklärte Vizerektor Martin Hitz anschaulich den Titel „Reflux“, Vizerektor und designierter Rektor Oliver Vitouch erzählte eine jüdische Parabel und der Historiker Florian Kerschbaumer stellte Parallelen zur  Affäre Dreyfus her. Die Idee der grafisch hervorragend von Gerhard Pilgram umgesetzten Ausstellung  erläuterte Barbara Maier (Betreuerin der Reihe Wissen schafft Kunst), und Gerhard Maurer ergänzte mit persönlichen Eindrücken vom Ort. Lojze Wieser leistete einen Vorlesebeitrag zur Saualm aus Peter Handkes „Immer noch Sturm“. Beim anschließenden Rundgang folgte das Publikum der Marschtrommel von Klaus Lippitsch.

Die Ausstellungsobjekte von SAUALM reflux stehen auch elektronisch zur Verfügung. Die Vervielfältigung und Verbreitung ist ausdrücklich erlaubt und erwünscht. Information, Download unter www.aau.at/kunst, Kommunikation unter www.facebook.com/saualmreflux (Redaktion Romy Müller).