Informatikunterricht ist keine Computer-Fahrschule

Informatik-Fachdidaktik beschäftigt sich mit der Frage, wie der kreative Kern des Fachs Informatik vermittelt werden kann. Einer der wichtigsten Vorreiter in diesem Fach, Roland Mittermeir, wurde kürzlich mit der Ehrenmedaille der ETH-Zürich für herausragende Beiträge zur Schul-Informatik gewürdigt.

Handys, Tablets, Laptops, Spielkonsolen – diese technischen Geräte und ihre Anwendung prägen heute die Lebensrealität junger Menschen. Lehrerinnen und Lehrer tragen im Informatikunterricht daher häufig die sprichwörtlichen Eulen nach Athen: Fertigkeiten im Bereich der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien sind bei vielen Kindern und Jugendlichen bereits durch das Lernen im Alltag und mit ihren gleichaltrigen FreundInnen (Peer-Learning) gut ausgeprägt. Die Schule muss einiges, aber nicht allzu viel ergänzen.

Die Informatik-Fachdidaktik hat sich nicht zuletzt aufgrund dieser Entwicklung in den letzten Jahren deutlich verändert, wie kürzlich auf der 5. internationalen Tagung „Informatics in Schools – Contributing to 21st Century Education“ in Bratislava sichtbar geworden ist. „Wir brauchen mehr Konzepte, die die kreativitätsfördernden Inhalte des Fachs Informatik in den Vordergrund rücken – die also auf das so genannte ‚computational thinking‘ abzielen“, so Roland Mittermeir, der diese Konferenz vor sechs Jahren begründet hat. Das von vielen WissenschaftlerInnen getragene Konzept geht davon aus, dass Kompetenzen wie Abstraktion, Gliederung komplexer Probleme in leichter lösbare Teilprobleme, algorithmisches wie deklaratives Problemlösen, aber auch Teamwork zur kooperativen Entwicklung kreativer Problemlösung im Informatik-Unterricht besonders gut geübt werden können.

„Letztlich wird es wohl darum gehen, IKT-Anwendungskompetenzen mit technischen und kreativen Fähigkeiten zu einem adäquaten Mix für den Informatikunterricht zusammenzuführen“, so Roland Mittermeir zur Zukunft des Informatikunterrichts. In Österreich setze man sich derzeit vor allem zum Ziel, den Informatikunterricht besser zu koordinieren. So wird derzeit im Unterrichtsministerium beispielsweise  an einem kompetenzorientierten Modell für die zehn- bis vierzehnjährigen SchülerInnen gearbeitet.

Roland Mittermeir, der diese Entwicklung der Informatikdidaktik in den letzten Jahren entscheidend mitgeprägt hat, wurde im Rahmen der Konferenz in Bratislava am 26. Oktober 2011 mit der Ehrenmedaille der ETH-Zürich für herausragende Beiträge zur Schul-Informatik gewürdigt.

 

Roland Mittermeir | Foto: aau/Maurer

Roland Mittermeir | Foto: aau/Maurer