Sind Sprachen unterschiedlich schnell?
WissenschaftlerInnen der Alpen-Adria-Universität erforschen das Grund-Tempo unterschiedlicher Sprachen.
Mediale Aufmerksamkeit erlangte kürzlich eine Studie von drei französischen Autoren, die sich damit beschäftigte, wie effizient verschiedene Sprachen in Hinblick auf die Übermittlung von Informationen sind. Ein Artikel dazu erschien in der Zeitschrift „Language“ (Band 38).
Eine thematisch eng verwandte Arbeit wurde im Vorjahr von Gertraud Fenk-Oczlon (Institut für Sprachwissenschaft und Computerlinguistik) und August Fenk (Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft) in den Proceedings der „Interspeech 2010“ (Makuhari, Japan) veröffentlicht. Die Studie wurde von der Fulbright Kommission und der Alpen-Adria-Universität gefördert.
Interessanterweise kommt sie, trotz anderer Methodik, zum Teil zu sehr ähnlichen Resultaten: Die Rangreihe in punkto Sprechrate (Zahl der Silben pro Sekunde in der französischen, Zahl der Silben pro Intonationseinheit in der Klagenfurter Studie) erweist sich als nahezu identisch: Von den 8 in der französischen Studie untersuchten Sprachen zählen nach diesen Kriterien Japanisch und Spanisch zu den „schnellen“, Vietnamesisch, Mandarin sowie Deutsch zu den „langsamen“ Sprachen.
In der 51 Sprachen umfassenden Klagenfurter Studie werden die Extremwerte von Japanisch auf der einen und Vietnamesisch auf der anderen Seite noch durch zwei weitere Sprachen übertroffen, nämlich von Telugu (Indien) mit durchschnittlich 10,96 Silben und von Thai mit durchschnittlich 4,46 Silben pro Intonationseinheit. Neben der Silbenzahl pro einfachem Satz wurde in dieser Studie auch die Silbenkomplexität als mittlere Zahl der Phoneme pro Silbe bestimmt, mit folgendem statistisch signifikanten Ergebnis: Je mehr Silben eine Sprache pro Intonationseinheit aufwendet, desto weniger komplex sind ihre Silben. Ein Komplexitätsabtausch, über welchen nun in ähnlicher Weise auch die französische Studie berichtet.