Hans Höller über die „Schönheit des Erzählens“ bei Thomas Bernhard
Wie gerne erzählt man sich im heurigen Thomas-Bernhard-Jubiläumsjahr die immer wieder gleichen Anekdoten zu Thomas Bernhard. Sein literarisches Werk kommt dabei oft zu kurz.
Der Salzburger Germanist Hans Höller gehört zu den ausgewiesenen Bernhard-Kennern. Er hat über Bernhard dissertiert und an dessen Werkausgabe mitgearbeitet. In seinem Vortrag an der Alpen-Adria-Klagenfurt auf Einladung des Instituts für Germanistik beschäftigte sich Höller nicht mit dem „öffentlichen“ Theatermacher und Skandalautor, sondern erinnerte an die ungewöhnliche philosophische und literarische Dimension seines Werks. Und er zeigte auf, worin die Schönheit seiner Erzählungen und Romane zu finden ist.
Bernhards Prosa, so Höller, könne man als „Gedächtnis der österreichischen Moderne verstehen … nicht nur auf der inhaltlichen Ebene, in Zitaten und Anspielungen, sondern in der Form der Sprache selbst: in der sprachkritischen Instrumentierung seiner Prosa, in der fortwährenden Thematisierung des Sprechens und Denkens oder dem der Freudschen Psychoanalyse verwandten Erzählen von Symptomen, die auf weit in die Kindheit zurückliegende Katastrophen verweisen.“