Wie international ist Kärnten?
Forschungsprojekt zum Thema „Diversität auf den zweiten Blick. Internationale Ressourcen in Kärnten“ an der Alpen-Adria-Universität
Kärnten ist ein Land der Diversität und Internationalität. Dazu zählen vielfältige Migrationsprozesse, die historisch bedingte Mehrsprachigkeit, die große Bedeutung des internationalen Tourismus, global vernetzte Unternehmen und die grenzräumliche Lage im Alpen-Adria-Raum.
Das Image des Landes ist jedoch in einer tiefen Krise und verdeckt seine Diversität und Internationalität: Kärnten wird als weltverschlossen, rückwärtsgewandt und engstirnig wahrgenommen. Aber nicht nur im Bezug auf das politisch-kulturelle Klima steckt Kärnten in einer Imagekrise, sondern auch nach einer Karmasin-Marktforschung im Auftrag der Industriellenvereinigung bezüglich des Wirtschaftsstandorts vor genau einem Jahr.
Für die regionale Fortentwicklung und Wettbewerbsfähigkeit des Landes ist der systematische Ausbau von internationalen Ressourcen ein entscheidender Faktor. Das Land braucht ein Klima, in dem sich junge und gut ausgebildete Menschen wohl fühlen und internationale Unternehmen Innovation und Weltoffenheit spüren.
Entscheidend für eine Veränderung ist ein Perspektivenwechsel. Bisher wurde die Diversität des Landes vom öffentlichen Diskurs einfach ausgeklammert und deswegen auch regelmäßig übersehen. Unter der Leitung von Erol Yildiz (Institut für Erziehungswissenschaften und Bildungsforschung/ Abteilung für Interkulturelle Bildung) arbeiten nun Wissenschaftler an der Alpen-Adria-Universität daran, diese „Diversität auf den zweiten Blick“ aufzuspüren und sichtbar zu machen.
Die geplante Studie wird sich vor allem auf die Landeshauptstadt Klagenfurt und auf Villach beziehen. Anhand von grenzüberschreitenden Biographien, Lebensentwürfen und ökonomischen Unternehmungen von Menschen mit Migrationshintergrund soll gezeigt werden, inwieweit diese Vielfalt zur Lebensqualität der beiden Städte beiträgt. Ziel ist es, die Internationalität im Alltag als Ressource für die Gesamtbevölkerung sichtbar zu machen und als solche in der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Basierend auf den Erkenntnissen der Studie sind Anschlussprojekte geplant. Denkbar wären interkulturelle Stadtpläne von Klagenfurt und Villach, die dann Behörden oder Bildungseinrichtungen, aber auch interessierten BürgerInnen und TouristInnen zur Verfügung stehen würden.
Potenzielle Sponsoren für Anschlussprojekte zur „Diversität in Kärnten“ sind herzlich willkommen, da auch gemeinsam mit der Wirtschaft an einem Perspektivenwechsel gearbeitet werden kann.
Weiterhin sind die Wissenschaftler derzeit noch auf der Suche nach zusätzlichen InterviewpartnerInnen, die das Projekt unterstützen möchten. Gesucht werden Landesbewohnerinnen und -bewohner mit Migrationserfahrungen und internationalen Biographien, die sich in Kärnten niedergelassen haben oder saisonal hier sind oder immer wieder nach längerer Aufenthaltsdauer einen Landeswechsel vornehmen. Die Migrationsmotive können vielfältig sein.
Im Juni 2011 werden erste Zwischenergebnisse aus dem Projekt auf der „11. Internationale Konferenz Migration und Kultur“, die an der Alpen-Adria-Universität stattfindet, präsentiert.
Das Projekt „Diversität auf den zweiten Blick“ wird von der Privatstiftung der Kärntner Sparkasse unterstützt.