Digitale Medien und politischer Widerstand
Medienwissenschaftlerinnen der Alpen-Adria-Universität untersuchen arabische Online-Netzwerke.
Digitale Netzwerke wurden in den letzten Wochen immer wieder als wichtige Instrumente zur Organisation der gegenwärtigen Proteste in arabischen Ländern genannt. Doch der Beitrag dieser Netzwerke zur Politisierung ist noch viel größer, wie die Klagenfurter Medienwissenschaftlerinnen herausgefunden haben.
Am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft werden in Kooperation mit den Universitäten Hamburg-Harburg, Bremen, Münster und unter Leitung von Christina Schachtner digitale Netzwerke weltweit untersucht. Das groß angelegte Forschungsprojekt mit dem Titel „Subjektkonstruktionen und digitale Kultur“ (Laufzeit 2009–2012) wird vom FWF und der VW-Stiftung gefördert. Das vierköpfige Klagenfurter Forschungsteam beobachtet die Aktivitäten in arabischen Netzwerken seit zwei Jahren und hat inzwischen auch Interviews mit arabischen Netzakteurinnen via Skype geführt.
Eines der bekanntesten Netzwerke ist Mideast Youth, im Jahre 2006 von der damals zwanzigjährigen Studentin Esra‘a al Shafei aus Bahrain gegründet. Esra’a will, dass man ihren Namen nennt; das schützt sie. Sie gründete das Netzwerk, weil sie fand: „There was a lack of freedom of speech in the Middle East”. Eingeladen auf ihre Plattform hat sie junge Menschen aus den arabischen Ländern, aus Israel; aber auch Stimmen aus dem Westen sind willkommen.
Die digitalen Netzwerke spielen nicht nur eine zentrale Rolle für die Organisation des Protests, sondern auch für die kollektive Meinungsbildung. Die Mächtigen haben das als Risikopotenzial erkannt. Mideast Youth ist in diesen Tagen ständig von der Zensur bedroht und immer wieder passiert es, dass die Seite nicht mehr aufgerufen werden kann.