Uni Klagenfurt engagiert sich in Gehirnfoschung

Erforschung neurobiologischer Grundlagen der Psychotherapie

Die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt engagiert sich in der Erforschung neurobiologischer Grundlagen der Psychotherapie und beteiligte sich am Kongress „Neurobiologie in der Psychotherapie“ in München, 6.-8. Juli 2007

Die Fortschritte der Neurowissenschaften in den vergangenen Jahren sind immens: Bildgebung, Realtime-Monitoring psychotherapeutischer Prozesse, biochemische Analysen, elektrophysiologische Ableitungen lassen uns immer besser verstehen, wie unser wichtigstes Organ arbeitet. Zu den Referenten von Weltrang gehörten u.a. Hans-Joachim Markowitsch, Gerhard Roth, Günter Schiepek, Wolf Singer, Manfred Spitzer, Dieter Vaitl, sowie der hoch dekorierte Nestor der Synergetikforschung: der Physiker Hermann Haken, der von vielen Insidern auf die gleiche Stufe gesetzt wird wie seine nobelpreisgekrönten Kollegen Niels Bohr und Werner Heisenberg (und in diesen Tagen seinen 80. Geburtstag feiert). Alle Referenten waren sich einig, dass wir immer noch am Anfang stehen: Jede Erkenntnis über unser Gehirn – das nur 2% unseres Körpergewichts ausmacht, aber 20% der zugeführten Energie verbraucht – wirft wieder neue Frage auf.

Die Diskussion um den „Freien Willen“, psychische Spätfolgen von Krieg, Misshandlung und Katastrophen, hirnorganische Veränderungen psychischer Störungen und die unbewussten Mechanismen, die unser Handeln oft mehr bestimmen als uns lieb ist, standen im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Symposiums. Richtungweisend ist dabei die Bemühung aller Forscher, die Erkenntnisse der neurobiologischen Grundlagenforschung für eine Optimierung, eine bessere Indizierung und Auswertung psychotherapeutischer Behandlungsverfahren zu nutzen. Allerdings will sich die moderne Neurobiologie nicht auf diesen Bereich eingrenzen lassen: Zu evident sind die bisherigen Erkenntnisse auch für den Bereich der Pädagogik, die damit wiederum grundlegende Reformen unseres Bildungswesens verlangen wie Ganztagsschulen, motivierende Lernförderung und Anpassung des Unterrichts an die neuronalen Rhythmen der jungen Gehirne unserer Kinder.

Der Kongress wurde initiiert und organisiert von Prof. Dr. Günter Schiepek (Forschungseinrichtung für Dynamische Systeme an der Universität Klagenfurt), in Zusammenarbeit mit Dr. Wulf Bertram (Schattauer Verlag Stuttgart), PD Dr. Thomas Frodl (Universitätsklinik für Psychiatrie der LMU München), Prof. Dr. Christian Schubert (Klinik für Medizinische Psychologie, Medizinuniversität Innsbruck) und Prof. Dr. Michael Zaudig (Psychosomatische Klinik Windach)

Die Süddeutsche Zeitung vom 12. Juli 2007 dazu:
…. Was sich im menschlichen Gehirn genau abspielt, wird sowohl Gehirnforschern als auch therapeutischen Praktikern wohl noch lange Rätsel aufgeben. „Wenn das Gehirn so einfach wäre, dass wir es verstehen könnten, wären wir zu einfach, um es zu verstehen“, zitiert Hans Förstl, Direktor der Psychiatrischen Klinik der TU München, philosophische Überlegungen, die deutlich machen, wie schwer das Gehirn zu erforschen ist.

Der vollständige Artikel:
http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/artikel/129/122959/