Akademische Stunde - Preisträger | Foto: aau/Puch

Akademische Stunde

Ehre wem Ehre gebührt. Klagenfurter Honorarprofessuren für die Traumatherapeutin Luise Reddemann und den Rechtsexperten Michael Kierein. Würdigungen für weitere fünf ausgezeichnete, eng mit der Universität verbundene Menschen. Den Rahmen für das feierliche Zeremoniell bildete die „Akademische Stunde“ am 22. Juni 2007. Rektor H.C. Mayr informierte einführend über die Aktivitäten und die zukünftigen Entwicklungen der Universität.

„Musik als heilsame Ressource!“
Luise Reddemann
hat in ihrer Zeit an der Klinik für Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin des Evang. Krankenhauses in Bielefeld jene heute breit angewendete Therapieform entwickelt, die sie berühmt gemacht hat – die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie PITT. PITT integriert Elemente von angewandter Psychoanalyse mit denen aus kognitiver Verhaltenstherapie und imaginativen Verfahren sowie den Prinzipien der Achtsamkeitsmeditation. Das Konzept der Selbstregulation und Selbstheilung steht leitend darüber. „Im Bereich  Traumatherapie ist Luise Reddemann die wichtigste Autorität im deutschen Sprachraum“, so Laudator Klaus Ottomeyer. Ihre Methoden und Techniken wirken weit über die Psychotherapie hinaus und sind „ganz einfach für einen freundlichen Umgang mit sich selbst einsetzbar“. Reddemann hat sich zuletzt mit „Musik als heilsame Ressource“ auseinandergesetzt und  dazu publiziert („Überlebenskunst“ bei Klett-Kotta). Für sie selbst zählt das Hören von Bach-Kantaten zu den besten Regenerationsmöglichkeiten.

Reddemann ist „dankbar für die Möglichkeit, hier zu unterrichten“. Das tut sie schon seit fünf Jahren und nicht nur vor den regulären Studierenden, sondern auch im Universitätslehrgang Psychotherapeutisches Propädeutikum. Durch diese von vielen Medizinerinnen, praktizierenden PsychologInnen und Therapeutinnen genutzte Ausbildung ist die „traumatherapeutische Versorgung im Land Kärnten auf einem erfreulich hohen Niveau“ (Ottomeyer).

„So vernetzt sich alles, wenn man es nur sehen will!“
Michael Kierein 
ist im Hauptberuf Leiter der „Abteilung Rechtsangelegenheiten Ärzte, Psychologie und Psychotherapie“  im Gesundheitsministerium. Dort hat er vor bald zwanzig Jahren – gegen den Widerstand der Ärztekammer – begonnen, gesetzliche Richtlinien für die Arbeit der neuen Generation von Klinischen PsychologInnen und PsychotherpeutInnen auszuarbeiten, die sich bis dahin im juristischen Niemandsland befunden hatten. Die beiden von ihm verfassten und vor 17 Jahren parlamentarisch verabschiedeten Gesetze für Psychotherapie und Psychologie ermöglichten endlich die Ausübung des Berufsstand als einen anerkannten Heilberuf mit genau definierten Berufspflichten und strenger Ausbildungsordnung.

Für die Uni Klagenfurt ist Kierein auf Vermittlung von Psychotherapeutin Jutta Menschik faktisch seit den 1991 sehr aktiv und vielfältig tätig: neben der Lehre als Mitentwickler am Vollstudium Psychologie und am ersten Psychotherapeutischen Propädeutikum (bis heute Modell für alle anderen Universitäten und außeruniversitäre Ausbildungseinrichtungen für Psychotherapie in Österreich). Als besonders verdienstvoll bezeichnet die nunmehrige Vizerektorin für Forschung und Laudatorin Jutta Menschik Kiereins Engagement für fachübergreifende Problemstellungen und -Lösungen und wünscht sich eine neues Fach Psychotherapierecht, damit „wäre ein deutliches Signal gesetzt in Richtung Inter- und Transdisziplinarität“. Kierein wäre damit zufrieden: „So vernetzt sich alles, wenn man es nur sehen will!“

Als äußerst beliebter Lehrer bildet Kierein schon seit fünfzehn Jahren praktisch alle Psychologiestudierenden an der Uni Klagenfurt im Bereich „Gesetzliche Rahmenbedingungen für die Ausübung der Psychotherapie“ aus.

Honorarprofessuren werden für ein bestimmtes Fach und von der Universität auf Vorschlag des Senats Personen vergeben, die sich für die Universität – z. B. als Lehrende – sehr verdient gemacht haben. Prof. Dr. Michael Kiereins Venia als Honorarprofessor betrifft „Rahmenbedingungen für die Ausübung der Klinischen Psychologie und Psychotherapie“ und Prof. Dr. Luise Reddemanns Venia „Psychotraumatologie und medizinische Psychologie“.

„Von der grünenden Jugend zum Doppelgipfel der Ehrwürdigkeit“ führte Moderator Hubert Lengauer die lange Liste jener Ehrenmenschen an, die im letzten Jahr eine Auszeichnung erhalten hatten und nun nochmals von der Universität  vor den Vorhang geholt wurden.

Gleich drei Jungwissenschaftler aus technischen Fächern wurden von außeruniversitären Stellen als preiswürdig erachtet: Der am Institut für intelligente Systemtechnologien arbeitende Stefan Rass erhielt für seine hervorragenden Studienleistungen den Würdigungspreis der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Christian Timmerer vom Institut für Informationstechnologien den 1. Kärntner Forschungspreis für Informatik für international anerkannte Forschungsleistungen. Der bereits mit 32 Jahren habilitierte und am Institut für Angewandte Informatik tätige Dietmar Jannach konnte 2006 den Förderpreis des Landes Kärnten im Bereich Technische Wissenschaften/Naturwissenschaften entgegennehmen.

Hinter dem Doppelgipfel stecken zwei verdiente Männer, die dem Haus wohlbekannt sind. Einmal Universitätsrat Prof. Dr. Manfred Jochum, dem im Mai durch die Bundesministerin für Bildung, Kunst und Kultur der Berufstitel Professor verliehen wurde, und o. Univ.-Prof. Dr. DDr. h.c. Dieter J.G. Schneider, der ebenfalls seit Mai Träger das großen Ehrenzeichen des Landes Kärnten ist.

Vom Radiokolleg zu FM4
Manfred Jochum
, 1942 in Wien geboren und mit familiären Beziehungen zu Villach, wird einhellig als „der große Ö1-Mensch“ bezeichnet. Nach einem Studium der Erziehungswissenschaft, Psychologie und Geschichte, und einige  Jahren als Assistent an der Uni Wien begann er seine Karriere 1976 als Quereinstiger beim ORF. Zuerst im Schulfunk tätig hatte er schon bald das neue Format Radiokolleg – das sich mehr auf die Erwachsenenbildung spezialisierte – entworfen und umgesetzt. 1992 wurde er Chef der Hörfunk-Abteilung „Wissenschaft und Bildung“ , darauf auch Wissenschaftssprecher des ORF, Gründer des Senders FM4 und von 1998 Hörfunk-Generalintendant bis zu seinem Ausscheiden 2002.

Als Mitglied der ersten Stunde im Klagenfurter Universitätsrat  wird „sein Rat immer als ein wohlwollender“ wahrgenommen, beobachtet Vizerektor Lengauer. Die Uni Klagenfurt gehört – neben seiner Tätigkeit als Publizist – bei weitem nicht zu seinem einzigen, mit Leidenschaft betriebenen Aufgaben. Jochum engagiert sich das „Haus der Geschichte“ in Wien, für die Österreichische Krebshilfe und den Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalistinnen, der jährlich den Österreichischen Wissenschaftler des Jahres wählt.

Von den Pyrenäen bis zum Ural
Dieter J. G. Schneider
ist es gelungen „die Uni Klagenfurt auf die Landkarte des internationalen Marketing und Managements zu setzen“ (Lengauer). Er ist einer der renommierten Gründungsprofessoren der Studienrichtung „Angewandte Betriebswirtschaft“ und hat ganze Generationen von Studierenden geprägt. Nebenbei entstanden zahlreiche Lehrbücher und Projekte zum Thema Technologie-Marketing, zu Marketing allgemein und zum internationalen Management. Wenn ihn vor der Pensionierung berufliche Unternehmungen im Namen von Forschung und Lehre den ganzen Kontinent kennenlernen ließen, nutzt er nun seine Zeit für ausgiebige Kultur- und Erholungsreisen.

 

Kontakt und weitere Auskünfte

Mag. Barbara Maier
Vizerektorat Forschung — Wissenstransfer
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
T:    +43-(0)463-2700-9206
F:     +43-(0)463-2700-9299
E:     barbara [dot] maier [at] uni-klu [dot] ac [dot] at
W:    www.uni-klu.ac.at/forschung

Universitätsstraße 65-67
9020 Klagenfurt, Austria

Einladung Akademische Stunde SS 2007

 

Akademische Stunde - Preisträger | Foto: aau/Puch

Akademische Stunde – Preisträger | Foto: aau/Puch