Pressegespräch PISA-Studie | Foto: aau/KK

Genaue Analyse der PISA-Studie bringt andere Ergebnisse

Wo genau mangelt es an der Bildung in Österreich?  Eine genaue Analyse der PISA-Studie erstmals anlässlich der Österreichischen Statistikertagung 2005 in Klagenfurt

Im Detail schaut die Sache anders aus. So wieder einmal bestätigt  beim heutigen Pressegespräch der Österreichischen Statistischen Gesellschaft, die erstmals die vorläufigen Ergebnisse der vom Bildungsminiterium in Auftrag gegebenen „genauen Analyse der PISA-Studie“ öffentlich in Klagenfurt präsentiert hat. Erich Neuwirth und Wilfried Grossmannn von der Universitaet Wien und Ivo Ponocny von der Statistik Austria brachten „brandneue“ und brisante Details zur Kenntnis.

So sind die 2000 und 2003 erzielten Ergebnisse nicht immer direkt vergleichbar, da sich die Instrumente verändert haben. Die Schichteneinteilung nach Schultypen und Geschlecht wurde erweitert. Nach einer vom Projektteam vorgenommen „Bereinigung“ auf vergleichbare Zahlen sinken die Negativwerte dabei sofort um 6-8 %-Punkte, was die attestierten „deutlich schwächeren Leistungen bei Buben“ halbiert und damit schon weniger dramatisch erscheinen lässt.

Durch die Schwerpunktsetzung auf Lese-Kompetenz im Jahr 2000 und Mathematik-Kompetenz für 2003 haben sich die Aufgaben in den Testheften entsprechend verändert, sodass auch hier nach einer Bereinigung der Imputation nur mehr eine leichte negative Tendenz bei Lesen und Mathematik ablesbar ist. Unberührt davon und ernstzunehmend bleibt aber das deutliche Absinken im naturwissenschaftlichen Bereich.

Ein weiterer interessanter internationaler Vergleich zeigt den Zusammenhang zwischen der Ausbildung der Eltern und dem Bildungsniveau der Kinder. Beim Lesen zeigt sich in Österreich ein eklatantes Gefälle bei Kindern von Eltern mit Doktorat zu Eltern mit Volkschulabschluss. Dieses Phänomen gibt es bei den Spitzenreitern Finnland, Korea und Niederlande nicht. In Finnland sind sogar alle 15/16-Jährigen auf dem in Österreich höchsten Niveau bei Jugendlichen aus Doktorhaushalten.

Besonders ergiebig war die differenzierte Untersuchung der verbalen und nichtverbalen Antwortformate. Hier zeigt sich, dass ein auffälliger Verlust im sprachlichen Vermögen eingetreten ist. Bei Multiple Choice-Tests, also dort wo die richtige Antwort unter mehreren anzukreuen war, ist das Niveau fast unverändert geblieben. Beim Sprachniveau zwischen In- und Ausländerkindern zeigen sich dagegen keine Unterschiede.

Anschließend wurde von Professor Neuwirth und seinem Team fest gehalten, dass sich auch bei anderen Ländern ähnliche Differenzierungen ausmachen lassen und der Platz im Mittelfeld im internationalen Ranking für Österreich ja unverändert geblieben ist. Die  Frage, die sich die Bundesministerin nach Vorlage der endgültigen Daten noch in diesem Jahr stellen kann ist, wohin sich der Staat in Sachen Bildung weiter entwickeln will?

Diese exklusive Vorberichterstattung geschah am Rande der Jahrestagung der Österreichischen Statistischen Gesellschaft, die zum ersten Mal an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt abgehalten wird. Jürgen Pilz, der organisatorische Leiter und Professor für Angewandte Statistik am hiesigen Institut für Mathematik, ist sich über die „führende“ und im Stellenwert weiter zunehmende Rolle der Statisitik sehr bewusst. Die Statistiker übernehmen immer mehr die Aufgaben der genauen Analyse und Interpretation von Zahlen und Fakten. Die Nachfrage nach gut ausgebildeten Leuten steigt. In Klagenfurt ist die Nachfrage größer als die Zahl der Absolventen. Diese finden sofort nach Studienabschluss in großen Unternehmen wie Infineon und Kelag gut bezahlte Anstellungen.

Die Präsentatoren und Auskunftspersonen:
Univ.Prof. Dr. Erich Neuwirth (Universitaet Wien) erich [dot] neuwirth [at] univie [dot] ac [dot] at
Univ.Prof. Dr. Wilfried Grossmann (Universitaet Wien)
MMag. Dr. Ivo Ponocny (Statistik Austria)
O. Univ.-Prof. Dr. Jürgen Pilz (Universität Klagenfurt) 0463-2700-3113

Genaue Analyse der PISA-Studie

 

Pressegespräch PISA-Studie | Foto: aau/KK

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