Überall blühen Rosen: Ehrenringe für Marina Fischer-Kowalski und Norbert Frei
Im feierlichen Rahmen verliehen der Rektor der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Oliver Vitouch, und die Vorsitzende des Senats, Larissa Krainer, am 11. Oktober 2017 Ehrenringe an den Germanisten Norbert Frei und die Sozialökologin Marina Fischer-Kowalski.
Mit dem Ehrenring der Alpen-Adria-Universität werden ehemalige Universitätsangehörige gewürdigt, die sich im Zusammenhang mit der Entwicklung und Ausgestaltung der Universität besondere Verdienste erworben haben. Damit „streut die Universität jenen Rosen“, die sich über viele Jahre für sie eingesetzt haben, wie Senatsvorsitzende Larissa Krainer mit Bezugnahme auf die musikalische Umrahmung des Festaktes durch die Talltones einleitete.
Die Laudationes wurden von Institutsvorstand und ERC-Preisträger Helmut Haberl (live zugeschaltet aus Wien) und Rektor Oliver Vitouch gehalten.
Helmut Haberl stellt an den Beginn seiner Rede die Feststellung, dass sein „Leben anders verlaufen wäre“, hätte er „Marina Fischer-Kowalski nicht vor rund 28 Jahren kennengelernt“. Damit teilt er ein Schicksal gemeinsam mit vielen Wegbegleitern an der Universität und an der Fakultät, prägt Fischer-Kowalski doch bis heute das Wirken der Institutionen mit. Marina Fischer-Kowalski, geboren 1946 in Wien, studierte Soziologie, Psychologie und Kunstgeschichte an der Universität Wien und wurde 1985 an der Universität Graz für Soziologie habilitiert. 1986 gründete Fischer-Kowalski das Institut für Soziale Ökologie am damaligen Interuniversitären Institut für Forschung und Fortbildung, wo sie 2003 zur Professorin für Soziale Ökologie berufen wurde. Die Universität Klagenfurt war „die erste Universität“, die ihr, „der linken 68erin“, Lehraufträge erteilte, wie sie ausführt. Neben ihrer Professur und ihrer Tätigkeit als Dozentin für Umweltsoziologie an der Universität Wien war sie als Gastwissenschaftlerin an der London School of Economics and Political Science (Institute for Global Governance), an der Griffith Universität (Australien) sowie an der Universität Roskilde, der Yale University (Faculty for Forestry and Environment) und an der Universidade Federal de Rio de Janeiro tätig. Marina Fischer-Kowalski gilt als Pionierin der interdisziplinären Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung. Ihre Arbeit ist über die Grenzen der Wissenschaft hinaus einflussreich: So spielt sie eine tragende Rolle bei der Etablierung einer interdisziplinären, theoretisch fundierten Umweltberichterstattung – sowohl in Österreich (Statistik Austria) als auch in Europa (EUROSTAT, OECD, DG Environment) und auf UN Ebene (UNEP Ressource Panel). Von 1994 bis 2000 war sie Vorsitzende von Greenpeace Österreich. Marina Fischer-Kowalski ist unter anderem Trägerin des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse. „Sie ist, trotz Emeritierung“, wie Laudator Helmut Haberl berichtet, „bis heute in einer Intensität tätig, die eine Vollzeitanstellung übersteigt, aber dabei um vieles entspannter.“ Sie selbst antwortet darauf: „Ich bleibe der Universität und der Fakultät verbunden. Ohne die IFF wäre es mir nicht möglich gewesen, das Feld der Sozialen Ökologie international zu etablieren. Ich blicke zurück auf über 30 arbeitsreiche und sehr glückliche Jahre.“
Oliver Vitouch, der die Laudatio auf Norbert Frei hielt, hat diesen am intensivsten während dessen Zeit als Senatsvorsitzender der Alpen-Adria-Universität erlebt. Unter ihm sei der Senat „stets ein offenes Forum gewesen, wenngleich er auch als Vorsitzender seine Meinung nicht bei der Garderobe abzugeben gedachte.“ Insbesondere in dieser Funktion, aber auch in zahlreichen anderen Gremien unterstützte Frei maßgeblich die gedeihliche Entwicklung der Universität. Norbert Frei, geboren 1951 in Bludenz als Sohn eines Lokführers, also ein „First Academic, wie er im Buche steht“ (Vitouch), trat 1974 als wissenschaftliche Hilfskraft ins Institut für Germanistik der damaligen Hochschule für Bildungswissenschaften ein und brachte es also bis zu seinem Übertritt in den Ruhestand Anfang Oktober 2016 auf volle 42 Jahre im Dienste der AAU. Sein Studium der Germanistik schloss er 1975 an der Universität Wien ab. Seine wissenschaftlichen Publikationen widmeten sich unter anderem Theodor Fontane, Marlen Haushofer, Hans Kaltneker, Karl Kraus, Hans Lebert und Franz Tumler. Ein wichtiger Schwerpunkt seiner Forschungsarbeit lag auf der österreichischen Literatur nach 1945. Norbert Frei hatte neben seiner Tätigkeit als Universitätslehrer und Forscher am Institut für Germanistik eine Vielzahl an Leitungsfunktionen inne: Von 1997 bis 2003 war er Vizerektor für Organisationsentwicklung, Personal und Ressourcen, ab Oktober 2010 stellvertretender Vorsitzender und von Juli 2012 bis zu seinem Ruhestand Vorsitzender des Senats. Obendrein nahm er verschiedenste bundesweite Aufgaben im Rahmen der Bundeskonferenz des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals der österreichischen Universitäten und Kunsthochschulen (BUKO), unter anderem als deren Vorsitzender, wahr. Norbert Frei stellte in seiner Replik fest, dass „die Auszeichnung wohl als eine Würdigung nicht einer einmaligen Leistung, sondern als Beobachtung einer Zeitachse“ zu verstehen sei und blickte dabei kurz in die Vergangenheit, aber auch in die Zukunft: „In einer Zeit, in der zukunftsorientierte Planungen auch für Neues anstehen, wünsche ich der Universität eine weiterhin gedeihliche Entwicklung.“ Denn: „Ich kenne den mühsamen Weg von der Formulierung zur Verwirklichung.“