Celina Strasser hat Knobelrätsel schon immer geliebt. Bereits während der Schulzeit war Mathematik ihr Lieblingsfach. Zurzeit studiert Celina Strasser Technische Mathematik an der Universität Klagenfurt. Mit uns hat sie über veraltete Denkweisen, Gender-Gap in technischen Bereichen, Klischees in der Mathematik und ihre Leidenschaft fürs Modellieren, Optimieren und Programmieren gesprochen.
Warum hast du dich genau für das Studium entschieden?
In der Schule war Mathematik schon immer mein Lieblingsfach, ich habe mich gerne mit Zahlen und Formeln beschäftigt. Auch Knobelrätsel haben mich schon immer interessiert.
Warum hast du dich für ein technisches Studium entschieden? Hattest du keine „Angst“ davor?
Angst hatte ich nie – höchstens Respekt. Traurigerweise wird man immer noch von seiner Umgebung schief angeschaut, wenn man als Mädchen ein technisches Studium beginnt, und dass, obwohl wir mittlerweile im 21. Jahrhundert leben. Gerade die rationale vernetzende Denkweise, die man in einem solchen Studium erlernt und die technischen Aspekte, also das Modellieren, Optimieren und Programmieren, haben mich angesprochen.
Gibt es für dich noch Neues, das du an der Uni erlebst?
Natürlich, jedes Semester bringt neue Herausforderungen, seien es Lehrveranstaltungen zu einem komplett neuen Themengebiet, die Bachelorarbeit, die ich gerade schreibe, oder auch die Möglichkeit an der Universität als Studienassistent und Tutor zu arbeiten. Erst wenn man selbst einmal eine Lehrveranstaltung, wie zum Beispiel ein Tutorium gehalten hat, merkt man, dass dies gar nicht so einfach ist, wie man denkt. Ebenso waren die Online-Lehrveranstaltungen für alle Studierenden als auch Professoren Neuland, die Umstellung hat aber dann super funktioniert.
Hat sich dein Blick auf die Welt durch das Studium verändert?
Man entwickelt durch das Studium eine komplett andere Sichtweise auf Fragestellungen.
Wie erklärt man den Inhalt des Studiums seiner Familie oder Freunden?
Es wird immer scherzhaft gesagt: „Das einzige, das Mathematiker*innen machen, ist 0 addieren und 1 multiplizieren“. Das ist zwar nicht ganz fernab der Realität, aber ist bei weitem nicht das einzige. Es ist als Mathematikerin gar nicht so leicht, höhere Mathematik für Außenstehende zu erklären. Am besten beschreibt es wohl folgender Satz: „Ich lerne Mathematik ohne Zahlen, dafür mit (griechischen) Buchstaben.“ Auch das ich Modelle erstelle, diese analysiere und viel programmiere, hilft dem Verständnis meiner Freunde.
Warum hast du dich für Klagenfurt entschieden?
Ich wohne in Spittal an der Drau und finde, dass Kärnten zum Leben einfach wunderbar ist. Die Seen zum Schwimmen und die Berge zum Wandern und Skifahren wollte ich einfach nicht verlieren, indem ich z. B. nach Graz studieren gehe. Ein weiterer Grund ist, dass ich Großstädte nicht mag, da ist Klagenfurt ein guter Kompromiss. Ebenso pendle ich, sofern kein Online-Modus an der Universität ist, jeden Tag eine Stunde hin und her, was aber gut machbar ist, da man im Zug zum Beispiel Lernunterlagen durcharbeiten kann.
Warum sollte man hier an der Universität Klagenfurt dieses Studium machen?
Ein großer Pluspunkt im Mathestudium ist der persönliche Kontakt zwischen Lehrpersonen und Studierenden. Da nicht so viele Personen Mathematik studieren, bist du nicht nur eine (Matrikel-)Nummer, sondern jeder Professor kennt dich beim Namen. Man kann jederzeit bei Fragen ins Büro des Professors gehen und um Erklärungen und Hilfen bitten, man ist nie allein. Außerdem kennt am Institut jeder jeden und es wird sich auch untereinander sehr viel geholfen und ausgetauscht, es existiert ein familiäres Klima.
Worauf freust du dich, wenn du an die Uni kommst?
Erstens auf meine Studienkolleg*innen, mit denen man nicht nur über mathematische Problemstellungen und Übungszettel diskutieren, sondern auch privat viel Spaß haben kann. Zweitens auf einen Tag voller Informationen, Lernerfolgen und neuen Möglichkeiten.
Was wäre ein wichtiger Tipp für Studienanfänger*innen?
Durchbeißen! Gerade am Anfang benötigt man eine große Portion Durchhaltevermögen, da die Uni-Mathematik doch sehr anders als die Schulmathematik ist, doch am Ende wird es sich auszahlen. Außerdem bekommt man am Anfang einen Mentor zugewiesen, der einem unterstützend zur Seite steht. Traut euch unbedingt, ihn oder sie um Ratschläge oder Hilfe zu bitte, sei es speziell bezüglich mathematischer Fragen oder auch allgemeiner Fragen zum Studium.
Wo siehst du dich in 10 Jahren? In welchem Feld willst du beruflich tätig sein?
Das weiß ich zurzeit noch nicht, jedoch interessieren mich das Optimieren und Programmieren bereits jetzt sehr.
Wort-Rap
- Mein erster Tag an der Uni war… beängstigend. Ich habe aber sofort Freunde gefunden, mit denen ich bis heute zusammen Lehrveranstaltungen besuche und eine Lerngruppe bilde. Viel hat mir das Angebot „TECHgirls: Mädchen in die Technik“ geholfen, dadurch habe ich schon höhersemestrige Student*innen gekannt, die mir am Anfang geholfen haben.
- Mein großartigstes LV Erlebnis… das Schaffen der schwierigsten Prüfung im ganzen Bachelor-Studium: Funktionentheorie.
- Mein Studi-Leben geht nicht ohne… die gegenseitige Unterstützung in unserer Lerngruppe.
- Mich inspiriert… jeder Tag aufs Neue.
- Mein Studium in drei Worten…Verzweiflung, Übungszettel, Triumphgefühl