Supermarkt-Heimzustellung um 10 Prozent effizienter
Zustellservices von Supermarktketten werden immer beliebter. Für die Handelsketten steckt hinter dem Online-Handel ein großer logistischer Aufwand. Ein Team von MathematikerInnen rund um den Optimierungs-Experten Philipp Hungerländer konnte nun die Effizienz der Auslieferungsrouten für eine globale Handelsmarke in England um zehn Prozent steigern.
„Ziel unseres Projekts, das wir für eine der weltweit größten Handelsketten durchführten, war es, einen stabilen, schnellen und transparenten Optimierungsansatz zu finden, der effiziente Auslieferungsrouten für viele Bestellungen, Lieferautos und Depots in Echtzeit errechnet“, erklärt Philipp Hungerländer. Das Projekt wurde gemeinsam mit dem britischen Unternehmen Satalia durchgeführt. Ein Team von sechs ForscherInnen arbeitete am Institut für Mathematik in Klagenfurt daran.
Auf der Suche nach der optimalen Route
In der betrachteten Anwendung werden laufend neue Bestellungen online getätigt, wobei sich die Kundinnen und Kunden ihr gewünschtes Zulieferzeitfenster auswählen können. Das entwickelte Optimierungstool errechnet schnell, wie sich die zusätzlichen Bestellungen auf die optimale Route auswirken, und erstellt adaptierte Zustellpläne. Am Ende sollen sowohl Kundinnen und Kunden
als auch das Zustellpersonal zufrieden sein, denn: „Gute Fahrerinnen und Fahrer sind gefragt. Unsere Ergebnisse zeigen, dass ein möglichst optimaler Zustellplan sich auch auf deren Zufriedenheit positiv auswirkt.“
Bei der Berechnung von Routen und Zeitfenstern gilt es eine Vielzahl an Faktoren für die Effizienz der Zulieferung zu berücksichtigen, beispielsweise die Dauer für die Übergabe der Einkäufe an die Kundinnen und Kunden oder auch die Anzahl der Stockwerke, die ohne Lift bewältigt werden müssen. Die Fahrzeiten hängen auch von Parametern wie Wochentage, Tageszeiten, Wetter und vielem mehr ab. „Wir haben uns darum bemüht, die Genauigkeit der Input-Daten für unsere Optimierungsmethoden zu verbessern, indem wir ‚Machine Learning‘- Techniken aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz eingesetzt haben“, so Hungerländer.
Millionen eingespart
Insgesamt ist es dem Team gelungen, die Effizienz der Auslieferungsrouten der internationalen Handelskette in England um 10 Prozent zu steigern und damit jährliche Kosten um mehrere Millionen Euro zu verringern sowie entsprechend CO2-Emissionen zu reduzieren. Das System wird bereits in ganz England eingesetzt und nun weltweit ausgerollt.
Optimierungspotenziale ausloten
Philipp Hungerländer, der zuletzt eineinhalb Jahre lang am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston als Gastforscher tätig war, ist seit dem Frühjahr wieder an der AAU. In einem nächsten Projekt wird es ihm und seinem Team darum gehen, die Personalplanung einer der weltweit größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften zu optimieren. Er sieht aber auch für hiesige Märkte Optimierungspotenzial, das im Sinne der KundInnen und Handelsmarken nutzbar gemacht werden könnte.
für ad astra: Romy Müller