Studie zu erneuerbaren Energien: Österreicher*innen sind trotz Corona bereit für Energiewende
Trotz anhaltender Corona-Krise flacht das Bewusstsein für den Klimaschutz in Österreich nicht ab. Das bestätigt eine aktuelle Studie der Universität Klagenfurt, WU Wien, Deloitte Österreich und Wien Energie. Demnach bleibt auch die Akzeptanz für erneuerbare Energieprojekte relativ konstant. Die Eigeninitiative und das Interesse an Bürgerbeteiligungen haben sogar zugenommen. Und: Elektroautos liegen nach wie vor im Trend.
Bereits zum siebten Mal wurde im Rahmen einer repräsentativen Studie die Stimmung der österreichischen Bevölkerung rund um das Thema erneuerbare Energien analysiert. Über 1.000 Personen wurden österreichweit um ihre Einschätzungen gebeten. Dabei zeigt sich ein klares Bild: Auch vor dem Hintergrund der omnipräsenten Corona-Pandemie verliert der Kampf gegen den Klimawandel nicht an Relevanz. Die Zustimmung der Befragten zur Erreichung der Klimaziele ist unverändert hoch.
„Das Thema Klimaschutz ist zweifelsfrei gekommen, um zu bleiben – daran hat auch die Corona-Krise nichts geändert. Das Bewusstsein für die Auswirkungen des Klimawandels ist nach wie vor stark“, so Nina Hampl, Studienautorin der Universität Klagenfurt. „Mehr als jeder zweite Österreicher spürt bereits die Folgen des Klimawandels. Hier gab es einen deutlichen Zuwachs im Vergleich zur Vorjahreserhebung.“
Österreicher*innen wollen klare Klimaziele
Die Mehrheit der Befragten (mehr als 60 %) unterstützt die Ziele der Bundesregierung, bis 2030 den Gesamtstromverbrauch zur Gänze aus erneuerbaren Energiequellen zu decken und bis 2040 klimaneutral zu sein. Im Vergleich zum Vorjahr ist auch die Zahl der Menschen, die einen Einbaustopp für neue Öl- und Gasheizungen befürworten, von 44 % auf 52 % gestiegen. 62 % wünschen sich eine Photovoltaik-Verpflichtung für Neubauten.
„Die Umfrageergebnisse belegen: Die Österreicher*innen sind bereit für die Energiewende. Nun müssen die entsprechenden energie- und klimapolitischen Maßnahmen in die Praxis umgesetzt werden“, betont Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich.
Bürgerbeteiligungen im Aufwärtstrend
In der Studie sticht ein Punkt besonders hervor: Seit 2017 ist das Interesse an Bürgerbeteiligungen für erneuerbare Energieprojekte um die Hälfte gestiegen. 44 % der Studienteilnehmer*innen können sich heute vorstellen, selbst aktiv zu werden und sich in Bürgerbeteiligungen einzubringen. Auch ist das Interesse, Photovoltaikanlagen am eigenen Haus oder Wohngebäude zu installieren, klar vorhanden: Der Anteil jener, die angeben, dass innerhalb der nächsten 12 bis 24 Monate die Installation einer Photovoltaikanlage geplant ist, ist im Vergleich zum Sommer 2020 um insgesamt 5 Prozentpunkte gestiegen.
„Die Energiewende ist ein Gemeinschaftsprojekt: Für die Bevölkerung wird es immer wichtiger, in puncto Nachhaltigkeit selbst die Initiative zu ergreifen“ betont Michael Strebl, Geschäftsführer von Wien Energie. „Die Zahl der Personen, die sich bewusst mit erneuerbaren Energien auseinandergesetzt haben, ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Hier kann man einen deutlichen Aufwärtstrend erkennen – nicht nur in der Studie, sondern auch in der Praxis.“
Große Akzeptanz für erneuerbare Energien
Insgesamt ist auch die Akzeptanz für erneuerbare Energieprojekte mit 73 % sehr hoch. Im Vergleich zur letzten Umfrage zeichnet sich jedoch in einem Bereich ein Negativtrend ab: Die Zustimmung zur Errichtung von Windkraftanlagen in (der Nähe) der eigenen Gemeinde sinkt. Während es bei Photovoltaik und Kleinwasserkraft kaum einen Rückgang gibt, verringert sich die Akzeptanz von Windkraft von 67 % auf 62 %.
„Trotz dieses Abwärtstrends ist bemerkenswert, dass hohe Anteile der Bevölkerung durchaus bereit sind, auch wirklich einschneidende Maßnahmen für mehr Klimaschutz mitzutragen. So befürworten 38 Prozent der Befragten sogar den Ausbau von Freiflächen-Photovoltaik in bisher unberührter Landschaft oder in Naturschutzgebieten“, erklärt Robert Sposato, Studienautor der Universität Klagenfurt.
Konstantes Interesse an E-Autos
Laut Studie hält auch der Trend zu Elektroautos an. Für 43 % der Befragten kommt aktuell die Anschaffung eines E-Autos in Frage. Das hohe Interesse an alternativen Antriebsformen für den Individualverkehr ist in der Bevölkerung damit zweifelsfrei vorhanden. Doch neben E-Autos gewinnt das Thema Wasserstoff an Popularität: Mit 60 % ist die Mehrheit der Befragten der Ansicht, dass sich die Automobilbranche in der Forschung verstärkt auf Wasserstoffantriebe konzentrieren sollte. Für batterieelektrische Antriebe stimmen hier nur 33 % der Befragten zu.
„Wir sehen eine klare Forderung nach Forschung im Bereich der alternativen Antriebsformen“, analysiert Deloitte Experte Gerhard Marterbauer. Die Umfrage zeigt außerdem, dass auch Einschränkungen und Verbote von den Befragten zugunsten der Umwelt breiter akzeptiert werden. Marterbauer abschließend: „30 % der Österreicher*innen sprechen sich mittlerweile sogar für ein Verbot von Diesel- und Benzinautos aus. Damit ist klar, wohin die Reise in Zukunft geht.“