Sofa Girl
Collagen von Helga Isak
Die diesjährige Frühjahrsausstellung der Reihe „Wissen schafft Kunst“ zeigt Collagen der Kärntnerin Helga Isak. Sie stellt zum ersten Mal in einem größeren Rahmen einen Teil dessen aus, was in Zurückgezogenheit über viele Jahre entstanden ist: rund 700 Collagen aus Papier mit variierenden Themen. Isak lässt sich inspirieren vom Surrealismus, „weil er so viele Räume öffnet“, dem Dadaismus, „speziell Hannah Höch“, und der British Pop Art, insbesondere Peter Philips, der sie als Mentor in Zürich ein Stück begleitet hat. Die studierte Kunsthistorikerin Isak nennt ihre Arbeiten „spontane Momentaufnahmen“.
Frau Isak, können Collagen spontan sein?
Ja. Die Collagen entstehen meistens als Reaktion auf aktuelle Ereignisse oder zeitgeistige Phänomene, die medial kolportiert werden. In einem so emotionalisierten Zustand finde ich in illustrierten Zeitschriften Erinnerungsmomente, zerlege diese und füge einzelne Bilder und Bildteile zu etwas Neuem zusammen. Es gibt aber auch längere Phasen von Schwerpunktthemen.
Welche sind das?
Einige Zeit hatte mich Sport fasziniert, weniger die Regeln und die Gewinner, sondern die unglaubliche Kraft, die in den Sportlerinnen und Sportlern steckt. Mich beeindruckten die Intensität, mit der die Menschen an einem Ziel arbeiten, und der Teamgeist, der in Mimik und Gestik zu lesen ist. In den beiden letzten Jahren ist es der Schatten und der Übergang zwischen Hell und Dunkel. Es ist die Zone des Unbewussten und Unbekannten, die mich reizt. Sie haben in Ihrer Diplomarbeit das Frauenbild in der österreichischen Malerei der Zwischenkriegszeit behandelt.
Welche Rolle spielen Frausein und Körperlichkeit in den Collagen?
In der Kunst kann ich im Gegensatz zur Wissenschaft die Emotionen bedienen. Bei meiner künstlerischen Arbeit sehe ich mich selbst als Bauchnabel der Welt. Körperlichkeit sieht man in meinen
Bildern häufig – in Körperteilen, die in der Landschaft vorkommen oder mit Maschinen verschmelzen. Wir leben in einer übertechnisierten Welt und benutzen Geräte, als wären sie fixe Teile unseres Körpers. Das Smartphone als ein Teil von mir selber ist unnatürlich, aber auch gleichzeitig normal. Das Maschinelle, Kalte und Metallische wird plötzlich Teil von uns. Dieser biologische Gegensatz hat etwas Magisches, lässt uns fast unsterblich fühlen. Es scheint, als würde das Biologische ausgemerzt.
Wo bleibt die in der Gegenwartskunst fast obligate Gesellschaftskritik?
Mir geht es nicht um eine Kritik an der Gesellschaft, sondern um meine persönliche Wahrnehmung und die Umsetzung von meinen Gefühlszuständen in das Bildliche. Das zeigt sich in Ellbogen, die herausragen, und wegstehenden Beinen und Armen wie aus einer Art erlebende Selfies-Perspektive.
für ad astra: Barbara Maier
Zur Person
1977 in Klagenfurt geboren, Studium der Kunstgeschichte in Wien und Zürich, Mitarbeiterin im Festivalbüro Carinthischer Sommer in Wien. Die Ausstellung Sofa Girl von Helga Isak findet im Mai 2016 in der Foyergalerie der AAU statt.