Slawistik studieren: Von der Liebe zur russischen Sprache

Es sind zwei Ziele, die Lisa Krall aus Guttaring ehrgeizig verfolgt. Eine Fremdsprache fließend zu sprechen und 50 km zu gehen, an nur einem Tag. Ersterem ist sie erfolgsversprechend auf der Spur. Ohne persönlichen Bezug oder Vorkenntnisse der slawischen Sprachen startete sie in ihr Studium und wählte dazu die Erstsprache Russisch. Mittlerweile hat sie Aufenthalte in der Ukraine, in Omsk, Moskau, St. Petersburg, Warschau und Krakau hinter sich. Genauso unermüdlich übt die St.-Veiterin auch ihr Hobby, das Gehen, aus. 60.000 Schritte an einem Tag ging sie bereits, im Frühling will sie dann die 70.000 knacken, das sind 50 km – zu Fuß. 

Warum hast du dich genau für das Studium entschieden? War von Anfang an klar, was du studieren willst?

Als ich nach der Matura mit dem Studieren begonnen habe, habe ich Angewandte Kulturwissenschaft (AKuWi) studiert. Nach dem ersten Jahr habe ich aber zu Slawistik gewechselt. In der AKuWi muss man verschiedene Sprachkurse besuchen, das war mein erster Kontakt mit einer slawischen Sprache und der slawischen Welt, genauer gesagt der russischen. Davor wusste ich nicht einmal, dass man Slawistik in Klagenfurt studieren kann. Die russische Sprache und ich – das war dann quasi Liebe auf den ersten Blick. Ich mochte den Klang und auch das Lernen der Grammatik fiel mir relativ leicht. Wäre aber nicht Carmen Peresich die Lehrveranstaltungs-Leiterin gewesen, hätte ich mich wohl nie für das Studium entschieden. Sie hat ständig tolle, mitreißende und auch sehr ehrliche Geschichten aus der Zeit ihres eigenen Studiums und aus ihrer Zeit in Russland erzählt. Schließlich, nicht ohne anfängliches Zögern, habe ich mich dann für ein Slawistik-Studium entschieden.

Erzähle uns eine lustige AAU-Anekdote!

Gerade in einem Sprachstudium führen Versprecher oder das Verwechseln von Wörtern zu besonders lustigen Situationen. Ich hatte mal eine mündliche Slowenisch-Prüfung, bei der ich das Wort für Zug (vlak), mit dem für Tür (vrata) verwechselt habe. Auf die Frage wohin und mit wem ich im Sommer auf Urlaub fahre, habe ich also wortwörtlich geantwortet, „Herr X und ich fahren mit der Tür in die Ukraine“. Manche fliegen mit dem Teppich, wir fahren halt mit der Tür in das Sommerkolleg in die Ukraine ;). In derselben Prüfung bin ich gefragt worden, wie ich in den Semesterferien meine Zeit verbringe. Ich wollte eigentlich sagen, dass ich ein Buch lese, habe aber die Wörter für lesen und schreiben verwechselt und schlussendlich gesagt, dass ich zwei Bücher schreiben werde. Meine Professorin war ganz erstaunt und ich dachte mir nur „Hoffentlich fragt sie jetzt nicht näher nach.“ (Ich habe die Prüfung übrigens bestanden).

In einer mündlichen Russisch-Prüfung habe ich einmal die Worte für Kühlschrank (Kholodil’nik) und Künstler (Khudozhnik) verwechselt. Und so habe ich in einem fiktiven Dialog behauptet: ,,Ich möchte in Kiew die Ausstellung eines berühmten ukrainischen Kühlschranks besuchen.“ (Auch diese Prüfung habe ich bestanden).

Was gefällt dir an deinem Studium besonders?

Besonders gut gefallen mir die Sprachkurse. Ich versuche so viele Russischsprachkurse wie nur möglich zu besuchen. Oft mache ich bestimme Kurse doppelt oder dreifach, weil man immer wieder etwas Neues dazulernt und seinen Sprachschatz erweitert.

Ein großer Vorteil der Slawistik ist, dass unsere Kurse im kleinen Rahmen stattfinden. Das ist gerade beim Sprachen lernen ein großer Vorteil. So können unsere Professor*innen sehr gut auf individuelle Bedürfnisse eingehen. Gleichzeitig sind wir Studierenden mehr gefordert, weil wir nicht in der Masse untergehen. Ich halte mich in großen Gruppen gerne etwas zurück, das ist hier aber nicht so leicht und das ist gut so. Es gibt viele Gründe, die dieses Studium für mich so studierenswert machen und die überschaubaren Kursgrößen mit der fabelhaften Betreuung sind nur einer davon.

Andere Gründe sind die langen Diskussionen über mehr oder weniger bekannte literarische Texte, der interaktive Einblick in die Kulturen und Brauchtümer slawischer Länder und das Erforschen sprachwissenschaftlicher Hypothesen.

Hat sich dein Blick auf die Welt durch das Studium verändert?

Mein Blick auf die Welt hat sich durch die Leute verändert, die ich ohne dieses Studium wahrscheinlich niemals kennen gelernt hätte. Wenn man sich in Russland darüber ärgert, dass der Kleiderschrank im Wohnheim so klein ist und dann den Kleiderschrank des usbekischen Kommilitonen sieht, der neben dem Studium quasi rund um die Uhr auf einer Baustelle arbeitet, um sich das Studium und das Wohnheim zu finanzieren, dann beginnt man automatisch darüber nachzudenken, ob man wirklich noch ein fünftes rotes T-Shirt benötigt.

Wie erklärst du den Inhalt deines Studiums Familie oder Freunden?

Mit dem Begriff Slawistik können nicht alle auf Anhieb etwas anfangen. Früher habe ich immer versucht ganz genau zu erklären, dass ich alles über die Kulturen, Literaturen und Sprachen der slawischen Welt lerne und gleichzeitig auch selbst eine slawische Sprache erlerne. Inzwischen sage ich aber meistens einfach nur noch, dass ich Russisch studiere. Damit können die meisten etwas anfangen. Slawistik ist in der Gegend, aus der ich komme, im Gegensatz zu Romanistik, quasi ein unbekanntes Studium und die Leute sind oft überrascht, wenn sie hören, dass man so etwas in Klagenfurt studieren kann. Ehrlich gesagt bin ich inzwischen sogar überrascht, dass jemand, wenn ich sage, dass ich Slawistik studiere, sofort weiß was Slawistik ist. Meistens sind das Leute, die selbst bereits in irgendeiner Art damit zu tun hatten.

Warum hast du dich für Klagenfurt entschieden? Was magst du an Klagenfurt?

Da ich ja anfangs Angewandte Kulturwissenschaft studiert habe und das in dieser Form nur in Klagenfurt angeboten wird, stand es für mich nie wirklich zur Debatte in einer anderen Stadt zu studieren. Klagenfurt ist eine Stadt der vielen Möglichkeiten. Ich bin immer wieder überrascht darüber, was man hier alles machen kann beziehungsweise was alles angeboten wird. Ein großer Pluspunkt von Klagenfurt ist natürlich, dass es die Stadt mit dem schönsten Campus ist – der Wörthersee ist nur fünf Minuten von der Uni entfernt.

Warum sollte man hier studieren?

Es ist hier alles ein bisschen wie in einer großen erweiterten Familie, was wirklich ein unglaublich großer Vorteil ist. Die Qualität der Wissensvermittlung ist sehr hoch und man bekommt eine Top-Betreuung in allen Bereichen. Es kann schon einmal vorkommen, dass ein*e Professor*in in der ersten Lehrveranstaltungseinheit fragt, was für schriftliche Arbeiten man gerade schreibt, und in der zweiten Einheit mit einem Stapel Bücher aus der privaten Bibliothek kommt, die alle dieses Thema behandeln.

Worauf freust du dich, wenn du an die Uni kommst?

Wenn ich an die Uni komme, freue ich mich darauf, meine Kommiliton*innen zu treffen.

Was wäre ein wichtiger Tipp für Studienanfänger*innen?

Slawistik und die Uni ist mehr, als nur Vorlesungen, Lernen und Prüfungen. Geht zu Vorträgen, Veranstaltungen der ÖH (Österreichische Hochschüler*innenschaft), wie Film- oder Spieleabenden, knüpft Kontakte, nutzt die Angebote der Universität, macht ein (oder zwei) Auslandssemester, fahrt auf Exkursionen und seid einfach offen für alles.

Wo siehst du dich in 10 Jahren? In welchem Feld willst du beruflich tätig sein?

Wenn mir vor 10 Jahren jemand gesagt hätte, dass ich Slawistik studiere, dann hätte ich das nicht geglaubt. Deshalb stelle ich jetzt keine Prognosen für die Zukunft, es kommt eh immer anders, als man denkt.

Wort-Rap

  • Mein erster Tag an der UNI…war ein bisschen chaotisch
  • Mein großartigstes LV Erlebnis… ich habe die Fachprüfung beim ersten Versuch bestanden
  • Meine Uni ist… mein zweites Wohnzimmer
  • Mein Studi-Leben geht nicht ohne… Süßigkeiten, Coca-Cola, Thunfisch und Freunde
  • Mich inspirieren… Personen, die eine Sprache so gut erlernen, dass sie sie fast so gut wie ihre eigene Muttersprache beherrschen
  • Mein Studium in 3 Worten… interessant, vielseitig, weltoffen