Russische Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918-1938
An der Alpen-Adria-Universität findet von 5. bis 6. November 2015 eine Tagung zur Relevanz und Rezeption der russischen Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918-1938 statt. Die Veranstaltung stellt unter anderem Ergebnisse aus dem am Institut für Germanistik angesiedelten FWF-Projekt „Transdisziplinäre Konstellationen in der österreichischen Literatur und Kultur der Zwischenkriegszeit“ vor.
Die gewaltsame Machtübernahme durch die russischen kommunistischen Bolschewiki im Oktober/November 1917 im Rahmen der Oktoberrevolution hatte bekanntlich auch eine enorme (gesellschafts)politische Ausstrahlung auf das Österreich dieser Zeit. Allerdings hat das kommunistische Russland nicht nur politisch-soziale Utopien in den Raum zu stellen vermocht; es hat auch in zahlreichen kulturell-künstlerischen Feldern für nachhaltige Impulse und Kontakte gesorgt.
„Zeitgenössische Avantgarde-Debatten zu Film, Bildender Kunst, Dramaturgie und Musik, aber auch die Arbeit von Schriftstellern in Form (meist vorübergehenden) Engagements in den Roten Garden oder als interessierte Russland-Reisende, als Theater- oder Film-Kritiker war dadurch mitgeprägt und angeregt“, so Primus-Heinz Kucher, der gemeinsam mit Rebecca Unterberger für die Tagungskonzeption und -organisation verantwortlich ist. Von Beginn an stand dabei die Auseinandersetzung mit Russland in produktiv-kritischer Konkurrenz zu Amerika im Vordergrund. „Zwischen Russland und Amerika leben wir“, so fasste der auch als Autor tätige Kritiker Ernst Fischer 1928 das zentrale Spannungsfeld zusammen.
Die damit verknüpften kritischen Bewusstseinslagen sind durch die nachfolgenden traumatischen Brüche und Zäsuren ab 1933/34, aber auch durch Entwicklungen in der Sowjetunion selbst (Stalinisierung und Bürokratisierung), weitgehend aus dem kollektiven kulturellen Gedächtnis sowie einer literarisch-künstlerischen Erinnerungskultur verschwunden. Dass dies zu einer Verengung des intellektuellen, kulturellen und literarischen Profils der österreichischen Zwischenkriegszeit geführt hat, liegt auf der Hand und zeigt sich in den nachwirkenden literatur- und kunstgeschichtlichen Modellierungen dieser Epoche.
Rebecca Unterberger fasst zusammen: „Die Tagung, die im Rahmen des FWF-Projektes auch einen Beitrag zur Re-Definierung des Epochenprofils anstrebt, setzt sich daher zum Ziel, sowohl grundlegende als auch spezielle Aspekte dieser Auseinandersetzung mit Russland zu thematisieren und zu diskutieren.“ Für die Tagung konnten 14 internationale Expertinnen und Experten mit Vorträgen gewonnen werden, die am 5. und 6. November in Klagenfurt referieren werden.
Tagungsprogramm 5. und 6. November 2015