„Restituimus, et nos vobis excusamus.“
Im Rahmen eines feierlichen Vortragsabends am 20. Jänner 2016 restituierte Rektor Oliver Vitouch die von den Nationalsozialisten geraubten Bücher an die Benediktiner in St. Paul und die Barmherzigen Brüder in St. Veit.
Von dreieinhalb LKW-Ladungen Büchern ist in den Transportaufzeichnungen aus der Nazi-Zeit die Rede. Doch wie viele geraubte Bände tatsächlich in die Studienbibliothek kamen, wie viele nach dem Krieg davon zurückgegeben wurden und wie viele jetzt aufgrund von fehlenden Vorbesitzereinträgen noch unerkannterweise im Bestand der Universitätsbibliothek verbleiben, muss trotz des umfangreichen Forschungsprojekts von Alrun Benedikter weiterhin offen bleiben. Sie überprüfte die relevanten rund 6400 Bände aus den Jahren 1938 bis 1953 aus der ehemaligen Studienbibliothek auf allfällige Hinweise in Form von Stempel, Namenseinträgen und Widmungen. 18 Werke (22 Einzelbücher) konnte sie so „bibliotheksarchäologisch“ als NS-Raubgut ausfindig machen. Doch für sie steht fest: „Selbst wenn ich nur eines gefunden hätte, hätte es sich gelohnt, zumindest dieses dingfest zu machen.“
Für Rektor Oliver Vitouch „ist angesichts der Dimension nationalsozialistischer Verbrechen die Restitution von Büchern nur ein winziger Schritt. Aber auch symbolische Versuche der Wiedergutmachung sind wichtig. Zudem sind einige der geraubten Bände von hohem materiellen und immateriellen Wert.“ Aus diesem Grund richtete er sein Wort an die Vertreter der von Raub betroffenen Institutionen „Restituimus, et nos vobis excusamus. – Wir haben nun restituiert und bitten Sie um Entschuldigung.“
Markus Stumpf, Leiter der Arbeitsgemeinschaft NS-Provenienzforschung an österreichischen Bibliotheken, hält die hier in Klagenfurt konkret durchgeführte öffentliche Restitution für „bemerkenswert. Dieser Akt ist nach den erfolgten Forschungen bei anderen Institutionen selten.“
Thomas Petutschnig OSB, Direktor des Stiftsgymnasiums St. Paul, nahm den wertvollen Band „Technica Curiosa“ von Kaspar Schott von 1664 mit großer Freude wieder zurück und attestierte, dass es „auch so ist in der Geschichte, dass sich das Gute durchsetzt.“
Pater Prior Paulus Kohler OH übernahm die acht Werke vom einstigen Kronprinz-Rudolf-Hospital und vom Konvent der Barmherzigen Brüder in St. Veit und bedankte sich bei der Universität „für das Forschen und Nachstöbern. Es war ein Glück, dass die Bücher mit Stempel versehen waren.“
Die Rechtsnachfolger der Pfarre St. Margarethen ob Töllerberg, der Jesuiten in St. Andrä und der Ursulinen in Klagenfurt verzichteten auf eine reale Restitution. Deren Bücher verbleiben mit der entsprechenden Kennzeichnung im Bestand der Universitätsbibliothek, werden jedoch wie im Falle der Ursulinen zum Untersuchungsgegenstand für die heutigen SchülerInnen bei vorwissenschaftlichen Arbeiten.
Die Sonderausstellung läuft bis Ende Februar im Zeitschriftenlesesaal der Universitätsbibliothek. Das Forschungsprojekt ist im Detail online auf der Webseite der Universitätsbibliothek nachlesbar.