Peter Heintel | Foto: aau/Maurer

Peter Heintel verstorben

Liebe Universitätsangehörige,

es ist meine traurige Pflicht, Sie über den Tod Peter Heintels zu informieren. Der ehemalige Rektor (1974-1977) und Senatsvorsitzende (2003-2005) unserer Universität ist gestern Abend im 78. Lebensjahr verstorben.

Die Gemeinschaft der Universitätsangehörigen verliert damit einen einflussreichen Intellektuellen und kreativen Gestalter, der sich auf vielfältige und prägende Weise für die Universität eingesetzt hat.

Wir werden Peter Heintel in ehrender individueller und institutioneller Erinnerung behalten. Ein erster Nachruf folgt an dieser Stelle.

 

Mit traurigen Grüßen,

Oliver Vitouch
Rektor der AAU

 


In memoriam Peter Heintel (1940-2018)

Die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt trauert um emer. Univ.-Prof. Dr. Peter Heintel

 

Der ehemalige Rektor und Senatsvorsitzende Peter Heintel ist am 12. Juli 2018 verstorben.

Peter Heintel wurde 1940 in Wien geboren, studierte Mathematik, Physik und Philosophie, später dann Soziologie, Pädagogik und Germanistik an der Universität Wien. 1963 erfolgte die Promotion zum Doktor der Philosophie. Von 1963 bis 1970 war er Hochschulassistent für Philosophie an der Universität Wien. Anno 1968 erhielt er die venia docendi für Philosophie, 1973 folgte die venia für Gruppendynamik.

Im Jahr 1970, dem Gründungsjahr der Hochschule für Bildungswissenschaften in Klagenfurt, trat er in die nachmalige Universität ein. Zugleich wurde er durch den Gründungsausschuss zum Prorektor gewählt. 1971 erfolgte die Ernennung zum Ordentlichen Hochschulprofessor für Didaktik der Philosophie unter besonderer Berücksichtigung der Lehrplanforschung.

Von 1974 bis 1975 war Heintel Rektor der Hochschule für Bildungswissenschaften, von 1975 bis 1977 dann Rektor der Universität für Bildungswissenschaften, Letzteres unter der Bezeichnung „Gründungsrektor“. Von 1979 bis 1990 war er Mitbegründer und Leiter des Interuniversitären Forschungsinstituts für Fernstudien, der späteren Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF). Den Senatsvorsitz der Universität Klagenfurt hatte er von 2003 bis 2005 inne. Peter Heintel emeritierte im Jahr 2009. Er wurde auch durch sein Wirken als „Zeitverzögerer“, zumal durch die Gründung des „Vereins zur Verzögerung der Zeit“, bekannt.

In Würdigung seiner vielfältigen Leistungen für die Universität, das Land Kärnten und die Republik Österreich wurde Peter Heintel mehrfach ausgezeichnet. Bereits 1977 erhielt er das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 1995 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse. Im Jahr 2009, zu seiner Emeritierung, wurde ihm der Ehrenring der Universität Klagenfurt verliehen, 2014 folgte das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Kärnten.

 


Nachruf zu Peter Heintel

Peter Heintel wurde am 13. November 1940 in Wien geboren. Er studierte Mathematik, Physik, Philosophie und Germanistik und absolvierte Ausbildungen in Gruppendynamik, Organisationsberatung sowie kaufmännischer Geschäftsleitung. Er promovierte 1963 zum Doktor der Philosophie an der Universität Wien und habilitierte 1968 (Philosophie) und 1973 (Gruppendynamik). Er wirkte 1974-1977 als Rektor der Hochschule für Bildungswissenschaften (später Universität für Bildungswissenschaften, heute Alpen-Adria-Universität Klagenfurt) und war viele Jahre als Professor für Philosophie und Gruppendynamik am Institut für Philosophie und Gruppendynamik tätig. 1979 gründete er mit KollegInnen das Interuniversitäre Forschungsinstitut für Fernstudien (IFF, später Interuniversitäres Institut für Forschung und Fortbildung) und nahm dort bis 2003 verschiedene leitende Funktionen ein. Peter Heintel wirkte von 2003-2005 als Vorsitzender des Senats der Universität Klagenfurt, emeritierte 2009 und wurde 2014 mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen des Landes Kärnten ausgezeichnet.

Der Philosoph Peter Heintel hat als Dialektiker stets auf das Betrachten einer oppositionellen Perspektive gepocht und sich dagegen ausgesprochen, dass die Einseitigkeit von Systemen und ihrer inneren Wertfiguren fälschlicherweise auf andere gesellschaftliche Subsysteme übertragen werden, wo sie inadäquat erscheinen (z. B. das Wachstumsparadigma der Wirtschaft oder das Fortschrittsparadigma der Technik). Besonders kritisch betrachtete er die Übertragung des naturwissenschaftlichen Denkmodells wie dessen daraus resultierende Publikationspraktiken auf andere Wissenschaften, insbesondere die Geistes- und Kulturwissenschaften. Demgegenüber trat er stets für eine umfassende Betrachtung komplexer Phänomene und Herausforderungen sowie für ein prozessethisches Ausbalancieren auftretender Widersprüche ein. Für den Konfliktforscher waren Widersprüche Kennzeichen aller Systeme und Konflikte notwendige und wichtige Lernorte (für Individuen, Gruppen und Organisationen), zugleich warnte er davor, in intuitiven Mustern der Konfliktlösung zu verharren (Verleugnung, Verweigerung etc.).

Stets machte er darauf aufmerksam, dass für die Bearbeitung von Konflikten und Widersprüchen, aber auch für Lernen, Denken, Reflektieren und Entscheiden, hinreichend Zeit und Ruhe von Nöten seien, weshalb er sich als Zeitforscher auch in der Gründung des „Vereins zur Verzögerung der Zeit“ engagierte und unaufhörlich gegen Beschleunigung am falschen Ort und widersinnige Zeitrhythmik einsetzte – letzteres zum Beispiel insbesondere in Bezug auf den Stundentakt in Schulen und Hochschulen, den er einem tiefergehenden Lernen für unzuträglich hielt oder die wenig am individuellen Biorhythmus von PatientInnen orientierten Krankenhausroutinen. Mehrfach hat er sich, selbst durch eine chronische Krankheit geprägt, mit dem Gesundheitswesen und dem Krankenhaussystem befasst und schon früh in einem Aufsatz gefragt: „Warum gibt es nur eine Gesundheit und so viele Krankheiten?“ (in gekürzter Fassung 2008 publiziert).

Sein wissenschaftliches Werk umfasst zahlreiche Monografien, mehr als 500 Aufsätze sowie die Herausgabe verschiedener Sammelbände. Ein besonderes Anliegen bestand für ihn darin, sich einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen. Dem Grundgedanken folgend, dass Forschung der Gesellschaft dienen müsse, hat er gemeinsam mit KollegInnen an der AAU die Interventionsforschung entwickelt, eine Methode, die besonderen Wert darauf legt, die Forschungsergebnisse mit den Betroffenen vor Ort zu diskutieren und die Beratung möglicher konkreter Konsequenzen daraus für die außeruniversitäre Praxis zu ermöglichen. Dem zugrunde lag nicht zuletzt sein philosophisches Anliegen der „kollektiven Aufklärung“.

Peter Heintel war ein leidenschaftlicher Universitätslehrer – im regulären Studium, in Universitätslehrgängen, in der internen Weiterbildung an der AAU und als Trainer und Seminarleiter in außeruniversitären Organisationen. Dabei folgte er dem Credo: „Alle Menschen sind Philosophen, wenn man sie nur lässt“ und versuchte alle zu kritischem Denken und Reflektieren zu ermuntern. Er hat eine Vielzahl von Diplom- und Masterarbeiten wie Dissertationen aus seinen Fachbereichen betreut. Als Vorgesetzter hat er viele KollegInnen in ihrer Karriere unterstützt und begleitet.

Im Privaten schätzte der passionierte Wanderer und Musikliebhaber guten Rotwein, Zeit für eine Pfeife am Abend, ernste wie heitere Gespräche mit KollegInnen und FreundInnen und legte Wert darauf, sich neben wissenschaftlichen Publikationen täglich auch einigen literarischen Zeilen zu widmen. Peter Heintel hinterlässt drei Kinder – Martin, Valentin und Sonja.

Konrad Krainer
Dekan der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung, im Namen aller Fakultätsangehörigen

 

Em. O. Univ.-Prof. Dr. Peter Heintel

Em. O. Univ.-Prof. Dr. Peter Heintel | Foto Steyr