Titel des Dissertationsvorhabens
Paloma Seger: Evidencialidad en textos periodísticos mexicanos sobre Ayotzinapa y Tetelcingo (dt. Evidentialität in mexikanischen Pressetexten über Ayotzinapa und Tetelcingo)
Evidentialität ist eine Kategorie, die ihren Ausdruck über sprachliche Mittel findet, die auf den Ursprung der Information hinweisen bzw. anzeigen, wie der Sprecher die von ihm überbrachte Information erworben hat. Die Evidentialitäts-Kategorie verfügt im Spanischen über keine eigens grammatikalisierten Elemente (bis auf wenige Ausnahmen wie dizque) bzw. ist in dieser Sprache, so wie auch in den anderen indoeuropäischen Sprachen, nicht morphologisch markiert. Für den Hinweis auf die Informationsquelle bzw. die Art des Informationserwerbs greift man hier auf andere grammatikalische Kategorien zurück und drückt Evidentialität z.B. über Adverbien, Verballexeme, Temporalformen, etc. aus, weshalb man auch von ´Evidentialitäts-Strategien´ (Aikhenvald 2010) spricht. Es hat sich für das Spanische herausgestellt, dass sich der Ausdruck von Evidentialität neben der besonders prominenten semantisch-pragmatischen Ebene auch noch auf anderen sprachlichen Ebenen manifestiert (diskursive, syntaktische Ebene), was dessen Analyse an einem textsortenspezifischen und thematisch eingegrenzten Korpus sinnvoll erscheinen lässt. Es ist nämlich davon auszugehen, dass sich sprachliche Strukturen zum Ausdruck von Evidentialität innerhalb eines eingegrenzten Bereichs reproduzieren und festigen. So wurde ein Material ausgewählt, das Pressetexte und Berichte einer Prüfungskommission im Umfang von 600 000 Wörtern beinhaltet, welche das gewaltsame Verschwindenlassen von Personen in Ayotzinapa (Mex.) 2015 und Tetelcingo 2010, 2011 und 2013 zum Gegenstand haben. Das Material eignet sich deshalb besonders gut für eine Evidentialitäts-Analyse, weil es zeitgeschichtliche Ereignisse behandelt, die noch keine allgemein gültige Aufklärung erfahren haben, und Evidentailitäts-Marker – oft gemeinsam mit dem Ausdruck von epistemischer Modalität – dazu dienen, Informationen unterschiedlich darzustellen und zu werten. Im Zuge der Analyse von al parecer und por su parte an diesem Material hat sich nun abgezeichnet, dass diese Evidentialitäts-Marker eine diskursive und eine argumentative Funktion tragen, und in ihrer evidentiellen Funktion auch noch von bestimmten syntaktischen Mustern begleitet werden. Während die bisherige Forschung vor allem auf die semantisch-pragmatische Ebene der Evidentialität gerichtet ist, sollen in dieser Arbeit diese syntaktischen Strukturen im Sinne eines umfangreichen Verstehens der Kategorie untersucht werden.