Ohne metallische Minerale keine Energiewende: Forschungsprojekt untersucht Handel mit kritischen Rohstoffen in Zeiten politischer Unruhe

Beispielsweise der Krieg zwischen Russland und der Ukraine wirkt sich nicht nur auf den Handel von Gas und Öl, sondern auch auf den Markt von metallischen Mineralen aus, die in Europa dringend benötigt werden, um die Energiewende voranzutreiben. Ein Forschungsprojekt aus der Volkswirtschaftslehre untersucht nun, wie der Handel mit mineralischen Rohstoffen mit geopolitischen Risiken zusammenhängt.

Europa hat sich für die Energiewende entschieden, um den menschengemachten Klimawandel abzumildern. Um verstärkt auf Elektromobilität, Windturbinen, Photovoltaik und batteriegestützte Energiespeichersysteme setzen zu können, braucht die Industrie kritische Rohstoffe, die derzeit stark nachgefragt werden. Metalle wie Kobalt, Kupfer, Lithium und Nickel, aber auch viele andere mehr, sind unverzichtbar geworden, um die Klimaziele für die kommenden Jahrzehnte zu erreichen. „Wir sehen einen Wettlauf um die Einfuhr der erforderlichen Ressourcen“, so Dmitri Blüschke (Institut für Volkswirtschaftslehre), der im FWF-geförderten Projekt mit dem Titel „Europe’s mineral trade and global energy transition“ den aktuellen Dynamiken des Handels mit diesen Rohstoffen auf den Grund gehen möchte.

„Wir brauchen die metallischen Minerale für die Energiewende wichtiger denn je, sehen uns aber gleichzeitig mit geopolitischen Spannungen konfrontiert, die sich auf den Handel auswirken“, so Dmitri Blüschke weiter. Europäische Volkswirtschaften sind dabei sowohl als Importeure als auch als Exporteure dieser kritischen Rohstoffe zu betrachten. Ein großer Teil der metallischen Minerale stammt jedoch aus Ländern, die derzeit in geopolitische Unruhen involviert sind: So stammen fast 90 Prozent der Seltenen Erden aus China sowie rund 45 Prozent des Palladium, einem Metall, das für Kondensatoren, Leiterplatten und Wasserstoffelektrolyse unerlässlich ist, aus Russland.

Die Studie, die Dmitri Blüschke mit seinen Kolleg:innen in den nächsten Jahren durchführen wird, basiert auf der internationalen Handelstheorie für metallische Mineralien, die für die Erzeugung erneuerbarer Energien verwendet werden. Eingesetzt werden neue ökonometrische Techniken, um möglichst viele Erkenntnisse über die Wechselwirkungen zwischen Handel und politischen Unruhen zu gewinnen. Dmitri Blüschke erklärt: „Aus den wissenschaftlichen Ergebnissen sollen auch politische Implikationen ableitbar sein. Sie sollen dabei helfen, geopolitische Risiken im Zusammenspiel mit der Ausweitung des Mineralienhandel besser einordnen zu können. Schließlich geht es darum, das übergeordnete Ziel – die Eindämmung des Klimawandels – zu unterstützen.“