Österreichs M&A-Markt 2020 merklich von Corona getroffen
Einen „durchaus schweren Coronaverlauf“ diagnostizieren die Autoren eines Papers zu Österreichs „Mergers & Acquisitions“-Markt im Jahr 2020. Insgesamt gab es knapp 25 Prozent weniger Fusionen, Unternehmensverkäufe und -käufe sowie ähnliche Transaktionen. Nikolaus Lang, Tibor Mérey (Managing Director & Senior Partner, Global Leader – Global Advantage Practice; bzw. Managing Director & Partner bei der Boston Consulting Group) sowie Wolfgang Lattacher (Universitätsassistent am Institut für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung) haben die Situation analysiert.
Im Krisenjahr 2020 wurden lediglich 163 Mehrheitsübernahmen von Unternehmen angekündigt. Der Rückgang liegt damit bei knapp 25 Prozent gegenüber dem Jahr 2019, als es insgesamt 217 Deals in Österreich gab. Noch stärker erscheint der Aktivitätsverlust im Vergleich zum Mittelwert der vorangegangenen fünf Jahre: Er liegt sogar bei 33 Prozent.
Die Ursache für diese Abnahme orten die Wirtschaftsexperten Nikolaus Lang, Wolfgang Lattacher und Tibor Mérey primär in der Coronapandemie. „Die schwierigen Rahmenbedingungen führten dazu, dass unternehmensseitig vielfach die Energie in die Krisenbewältigung floss: Man musste sich ständig an geänderte Rechtslagen anpassen sowie das Verhalten der Stakeholder wie Konsument*innen und Lieferant*innen im Blick haben und gegebenenfalls rasch reagieren. Auch war der weitere Pandemieverlauf lange völlig ungewiss. Hinzu kommt, dass die globale Situation bereits vor der Pandemie einige Hemmfaktoren wie etwa Handelskonflikte und Krisenherde aufwies, die das M&A-Geschehen weiter dämpften“, erläutert Wolfgang Lattacher.
Von dem Rückgang sind die meisten Branchen betroffen, wenn auch mit unterschiedlicher Intensität. Besonders stark litt der Bereich Medien und Unterhaltung. Leichte Zuwächse wurden hingegen im Gesundheits- und Finanzwesen verzeichnet.
Im internationalen Vergleich wird sichtbar, dass der österreichische M&A-Markt stärker als anderswo von der Coronapandemie betroffen war. Wolfgang Lattacher erklärt: „Sowohl in der restlichen DACH-Region als auch auf gesamteuropäischer Ebenen sowie in den USA waren die Rückgänge im Jahresvergleich weniger stark ausgeprägt als in Österreich. Während relativ bald nach Pandemiebeginn überall ein Einbruch bemerkbar war, kam es ab dem Sommer vielerorts zu starken Erholungstendenzen. In Österreich setzten diese langsamer und zaghafter ein.“
Dennoch sprechen für das aktuelle Jahr zumindest zwei wesentliche Faktoren für eine Erholung. Einerseits ist durch die Impfung eine schrittweise Rückkehr zur Normalität zu erwarten, wodurch man sich unternehmensseitig wieder stärker auf Übernahmepläne fokussieren kann. Andererseits dürften insbesondere mit Wegfall staatlicher Stützungsprogramme viele Restrukturierungen stattfinden, die das M&A-Geschehen entsprechend anheizen.
Lang/Lattacher/Merey. Austria’s M&A Market in 2020: Suffering from a Severe Case of Covid-19, M&A-Review Europe: https://ma-review.com/austrias-ma-market-in-2020-suffering-from-a-severe-case-of-covid-19/.