Österreichisches Wohlfühlgame erlebt TikTok-Höhenflug
Einer der größten TikTok-Account unter den Spieleentwicklern in Österreich gehört einer kleinen Gruppe von Studierenden und Gaming-Begeisterten aus Kärnten, Salzburg und der Steiermark, die mit dem Wohlfühl-Game „A Webbing Journey“ Anfang 2024 durchstarten wollen. Das Spiel, das derzeit in einer Demo-Version auf Steam und Smartphones verfügbar ist, wird von den TikTok-Usern sehnlich erwartet. Der beliebteste Post wurde insgesamt 4,2 Millionen Mal angesehen. Wir haben mit Sebastian Uitz und Noel Treese darüber gesprochen, wie der Erfolg zustande kam und was die Fans Ende des Jahres erwarten können.
Wie kam euer TikTok-Erfolg zustande?
Sebastian Uitz: Wir haben vor über einem Jahr mit TikTok begonnen. Wir waren sehr motiviert, es ist aber lange nichts passiert. Anfang März waren wir bei einem Gaming Festival in Graz. Bei der Heimfahrt haben wir beschlossen, dass wir mehr in Social Media investieren müssen. Unser Praktikant Noel hat uns von dieser Idee überzeugt. Wir haben dann nach rund 4 Monaten wieder einmal ein Video gepostet, das ist dann durch die Decke gegangen.
Können Sie sich erklären, warum das passiert ist?
Noel Treese: Das ist Social Media. Wir suchen noch immer nach dem Grund. Wir haben die Grafik im Spiel verbessert und den Schnitt ein wenig verändert. Die Abschnitte waren kürzer, wir haben das Video mit der automatischen Stimme von TikTok vertonen lassen. Nichts davon erklärt letztlich den Erfolg. Wir haben wohl einfach den richtigen Tag und den richtigen Zeitpunkt erwischt.
Sebastian Uitz: Das Video hatte in den ersten ein oder zwei Stunden eine ähnliche Perfomance wie die alten Videos. Danach war kurz Pause, und drei Stunden später entstand plötzlich der große Hype. Uns fehlten zu dem Zeitpunkt noch rund 50 Follower auf die 1.000. Das haben wir dann bald erreicht. Danach ging alles sehr schnell. Nun liegen wir bei 66.000 Followern. Wir haben dann auch viel Energie investiert, um möglichst alle Kommentare schnell zu beantworten.
Social Media ist für Sie ja kein Selbstzweck, sondern letztlich geht es darum, Ihr Spiel zu promoten. Konnten Sie dort auch Erfolge erzielen?
Sebastian Uitz: Ja! Auf Steam haben wir über 6.000 Personen dazubekommen, die unser Spiel auf die Wishlist gesetzt haben. Man muss dazu aber sagen: Der Weg von TikTok am Smartphone zu Steam am PC ist weit. Jetzt sehen wir, dass wir auch auf Social Media dranbleiben müssen, um die Community zu halten und weiter auszubauen.
Gibt es Ihr Spiel nur am PC oder auch als Smartphone-App?
Sebastian Uitz: Derzeit läuft unsere Demo auch am Smartphone, wir müssen das aber ausbauen und gut spielbar machen. Mit einer mobilen Variante könnten wir noch viel mehr Nutzer:innen erreichen. Derzeit liegen wir bei rund 50.000 Downloads auf Android und 5.000 Downloads auf iOS. Im Mobile-Bereich müssen wir auch noch ein Business-Modell erarbeiten.
Kann man das Spiel aktuell kaufen?
Sebastian Uitz: Nein, wir haben aktuell nur eine Demo-Version online, die man kostenlos auf Steam und Smartphones nutzen kann. Täglich spielen rund 300 bis 500 Personen das Spiel – und geben uns auch wertvolles Feedback.
Noel Treese: Das Spiel ist noch nicht im marktreifen Stadium. Es fehlt noch Content. Wir haben in den letzten Monaten viel Fortschritt gemacht, auch mit einem vergrößerten Team. Ich studiere auch Game Studies & Engineering und mache mein Praktikum bei Fire Totem Games. Mittlerweile sind wir fünf Leute, und da geht einiges voran! Bis Ende des Jahres wird das Spiel fertig sein, dann werden wir es veröffentlichen.
Sebastian Uitz: Davor müssen wir noch aus dem Start-up ein Unternehmen machen. All das ist derzeit in Vorbereitung.
Worum geht’s bei der Webbing Journey?
Seit 2021 arbeitet Sebastian Uitz, Student im Masterstudium Game Studies & Engineering, an „A Webbing Journey“. In diesem Spiel schlüpfen die Spieler:innen in die Rolle einer Spinne, die auf verschiedenen Inseln mit Höhlen, Buchten und Ruinen ihre Netze spinnt, um Blumen für ihr Spinnen-Date zu sammeln. Das Spiel gehört in das Genre der Wholesome Games, das sich zunehmenden Interesses erfreut. „Diese Spiele zeichnen sich durch Herzlichkeit aus, sie sind familienfreundlich, ihre Handlungsstränge sind positiv, und es gibt weder Gewalt noch Kampf. In der Regel sind sie auch langsamer und zurückhaltender als andere Games“, erklärt Sebastian Uitz. Das Interesse für Wholesome Games sei unter Erwachsenen wie auch unter Kindern sehr groß. Gespielt werden kann das Spiel von Kindern ab 8 Jahren.
„A Webbing Journey“ wurde von Sebastian Uitz, Michael Steinkellner und Manuel Santner entwickelt, die das Start-Up „Fire Totem Games“ gegründet haben. Das Vorhaben wurde vom Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds KWF unterstützt.
Infos und Links unter https://www.firetotemgames.com/