Öffentliche Finanzen optimal konsolidieren
Das wirtschaftlich krisengebeutelte Slowenien steht im Zentrum eines neuen vom FWF geförderten Forschungsprojekts, in dem Forscherinnen und Forscher berechnen möchten, mit welchen Strategien öffentliche Finanzen optimal konsolidiert werden können.
Wenn die Wirtschaft schwächelt, wird häufig der Staat mit Maßnahmen aktiv. Damit sind meist vermehrte Ausgaben oder verringerte Steuereinnahmen verbunden, was sich kurzfristig auf die jeweiligen Staatshaushalte niederschlägt. Reinhard Neck (Institut für Volkswirtschaftslehre) und seine Kolleginnen und Kollegen wollen nun die Wachstumseffekte verschiedener Ausgabenkategorien des öffentlichen Sektors in Slowenien analysieren. „Ferner werden wir angesichts der Erfordernisse der Budgetkonsolidierung in Slowenien untersuchen, ob Ausgabenkürzungen oder Steuererhöhungen weniger schädlich für das langfristige Wachstum sind oder sogar für das Wirtschaftswachstum förderlich sein können“, so Neck.
Das Team interessiert sich dabei vorwiegend für die so genannten Fiskalmultiplikatoren, also Faktoren, die angeben, wie sehr sich der Impuls höherer oder niedrigerer Staatsausgaben bzw. höherer oder niedrigerer Steuern auf andere Größen auswirkt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen nun mit einem Optimierungsalgorithmus optimale Strategien der Konsolidierung der öffentlichen Finanzen ermitteln.
„Wir nehmen an, dass mit den verschiedenen Ausgabenkategorien verschieden deutliche Effekte, also verschieden große Fiskalmultiplikatoren, erreicht werden können. Die Hypothese lautet, dass öffentliche Investitionen im engeren Sinn und Staatsausgaben, die Humankapital fördern, größere Multiplikatoren als Transferausgaben und öffentliche Konsumausgaben haben“, führt Neck aus. Eine weitere Hypothese ist, dass sich Maßnahmen der Budgetkonsolidierung auf die Verringerung von Transfers und öffentlichem Konsum und auf die Erhöhung solcher Steuern beschränken sollten, die das Arbeitsangebot, das verfügbare Einkommen und die Investitionen wenig beeinträchtigen. Gleichzeitig, so die Annahme, hat die optimale Fiskalpolitik einen Zielkonflikt zwischen makroökonomischer Stabilisierung und Nachhaltigkeit der Staatsschuldenentwicklung zu lösen.
Die Methoden, die in dem Projekt angewandt werden, sind ökonometrische Modellierung sowie Simulationen und Optimierung mit diesen Modellen. Mit Slowenien nimmt das Forschungsteam eine kleine offene Volkswirtschaft innerhalb des Euroraums unter die Lupe, die den Übergang von einer Zentralverwaltungswirtschaft in eine Marktwirtschaft vollzogen hat. „Slowenien kann als Prototyp für andere ähnliche Länder gesehen werden. Die gewonnenen Erkenntnisse könnten damit auch für andere Staaten interessant sein. Außerdem geht es uns darum, eine wissenschaftliche Perspektive in die Diskussion öffentlicher Finanzen einzubringen, die die Basis für stärker rational und weniger ideologisch motivierte politische Entscheidungen sein könnte“, führt Neck aus. Das Projekt wird vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützt. Ergebnisse werden bis 2018 erwartet.