Neuerscheinung: Global Age, Migration und Medien
Wie gestalten und konstruieren Migrant*innen als Akteur*innen in globalen Bewegungsprozessen ihr Leben und ihr Selbst über territoriale Grenzen hinweg? Welche Rolle spielen digitale Kommunikationstechnologien als Brücke zwischen Herkunfts- und Migrationsland und wie kommen Musik, Theater und Film bei der Bearbeitung von Migrationserfahrungen zum Einsatz? Christina Schachtner untersucht anhand von Gesprächen mit Migrant*innen in Deutschland und Österreich die gesellschaftsverändernde Kraft von Migration. Ihre transdisziplinäre Forschung nimmt insbesondere die Mediennutzung von Migrant*innen in den Blick und umfasst soziologische, psychologische, medien- und kulturwissenschaftliche sowie geschlechtersensible Perspektiven.
„[…] das ist eine andere Gesellschaft in Deutschland, das ist nicht nur eine ganz weiße Gesellschaft, nein, das ist nicht mehr so. Die ist anders geworden, die ist bunt. Und – wir müssen alle vertreten sein – so ist es!“ So zitiert die emeritierte Professorin für Medienwissenschaft Christina Schachtner zu Beginn ihres Buches „Global Age, Migration und Medien“ die Migrantin Pierette Herzberger-Fofana, die mit 20 Jahren aus dem Senegal zugewandert ist und heute im Europäischen Parlament sitzt.
Rund 170 Millionen Menschen leben weltweit als Migrant*innen. Sie haben sich aus ganz verschiedenen Gründen aus ihren Herkunftsländern aufgemacht, um anderswo zu leben und zu arbeiten. Das begehrteste Migrationsland ist seit 1970 die USA, Deutschland steht an zweiter Stelle der Beliebtheitsskala. In Deutschland haben rund 26 Prozent der Bewohner*innen Migrationshintergrund, in Österreich liegt dieser Anteil bei rund 24 Prozent. Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund ist in den letzten zehn Jahren weltweit kontinuierlich gestiegen.
Christina Schachtner ist in den vergangenen Jahren in mehreren Projekten der transnationalen Lebensgestaltung nachgegangen. Unter anderem hat sie untersucht, wie junge Menschen das Internet nutzen, um ihre transnationale Identität zum Ausdruck zu bringen. Hier ist auch der Ausgangspunkt für die aktuelle Publikation zu finden, wie Christina Schachtner erklärt: „Mich beeindruckten die Blicke der interviewten Netzakteur*innen auf die Welt und auf die eigene Gesellschaft und wie sie sich darin positionierten.“
Christina Schachtner hat in thematisch-strukturierten Interviews mit Migrant*innen gesprochen. Den inhaltlichen Fokus hat sie bewusst offengelassen: „Ich habe mich nicht auf bestimmte Ausschnitte in der Lebenswirklichkeit von Migrant*innen wie Arbeits- und Bildungssituation, Mediennutzung oder Familie konzentriert, sondern das Ziel verfolgt, es den Migrant*innen selbst zu überlassen, welche Bereiche ihres Lebens sie in den Mittelpunkt rückten.“ Für die Medienwissenschaftler*in war bei der Auswertung aber besonders der Zusammenhang von Migration und Medien von Interesse: „Dabei habe ich mich auf einen breit angelegten Medienbegriff gestützt, der neben digitalen Medien Musik, Theater, Film, Literatur als Medien einbezieht, die für Migrant*innen als Instrumente und Bühnen für die Auseinandersetzung mit Migrationserfahrungen, für die Herstellung von Brücken zwischen Herkunfts- und Migrationsland und für die Produktion hybrider medialer Erzeugnisse bedeutungsvoll sind.“
Christina Schachtner (2022). Global Age, Migration und Medien. Transnationales Leben gestalten. Bielefeld: transcript.