Nach vielen Stationen in der Slawistik glücklich

Xenia Schoblick hat schon einiges gesehen von der Welt: Nach der Matura an der HTL Eisenstadt war sie ein halbes Jahr in Norwegen, ein halbes Jahr in Irland, zweieinhalb Jahre in Hamburg, dann wieder ein halbes Jahr in Norwegen, wo sie in der Wintersaison Schlittenhunde trainierte – Chenoa, eine damals siebenjährige Siberian-Husky-Dame, begleitet sie seither. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Österreich folgte ein weiterer Umzug nach Hamburg aufgrund besserer Verdienstmöglichkeiten. Aber da Geld allein nicht glücklich macht, beschloss sie, radikal etwas zu ändern…

Warum hast du dich dazu entschlossen zu studieren? Und wie hast du dich für unsere Uni entschieden?

Ich habe zuletzt in Hamburg gelebt und dort gearbeitet. Genauer gesagt in der Leitstelle eines privaten Rettungs- und Krankentransportunternehmens. Es klingt tatsächlich spannender als es ist, auch wenn die Verantwortung sehr groß ist. Dennoch wollte ich etwas machen, was mich erfüllt und pro Schicht teilweise knapp 200 Telefonate zu führen, hat mit Erfüllung nichts zu tun. Ich hatte das Gefühl, auf der Stelle zu treten und wollte endlich wieder etwas lernen und mein Hirn intellektuell füttern.

Es war eigentlich ein großes Risiko, einen so sicheren und gut bezahlten Job zu kündigen, vor allem, weil die Rechnungen für Auto, Hund et cetera natürlich weiterbezahlt werden mussten, aber ich habe den Schritt gewagt und bisher nicht bereut. Ich wollte immer mehr Sprachen sprechen, lesen und schreiben können, nicht nur Englisch und Deutsch. In Hamburg studieren war keine Option, das hätte ich finanziell nicht bewältigen können und dann kam meine Mum und sagt: Beantrage ein Stipendium, komm nach Hause, dann bist du wieder im Grünen und kannst an der Universität Klagenfurt verschiedene Sprachen studieren.

Wann und wie hast du herausgefunden, was du studieren willst?

Ich wollte schon immer viele Sprachen sprechen und verstehen können. Die Universität Klagenfurt hat Germanistik, Romanistik, Anglistik und Slawistik im Angebot und tatsächlich standen Germanistik und Romanistik gar nicht für mich zur Diskussion. Ich wollte mich entweder mit slawischen oder skandinavischen Sprachen beschäftigen. Da die Universität Klagenfurt keine Skandinavistik anbietet und Russland bis zu Kriegsbeginn auf meiner Reiseliste mit meinem Campervan stand, habe ich mich für die Slawistik entschieden und bin absolut begeistert, diese Wahl getroffen zu haben.

Was machst du im Studium? Was lernt man und was gefällt dir dabei am besten?

Das Bachelorstudium Slawistik umfasst grundsätzlich fünf große Gebiete: die Sprachen, Kulturwissenschaft, Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft und das wissenschaftliche Arbeiten. Letzteres ist ein Muss und eine der wichtigsten Grundlagen, die leider zu oft nicht ernst genug genommen wird, aber für das erfolgreiche Absolvieren des Studiums essenziell ist. Erst dachte ich, das Erlernen der Sprachen würde mir im Studium am meisten Spaß machen und die Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft würden ein verpflichtender Zusatz sein. Aber tatsächlich ist dem nicht mehr so. Im Gegenteil: Ich liebe diese beiden großen Gebiete inzwischen und besuche auch gerne außerhalb des Curriculums Vorlesungen, um gewisse Themen, die in den Vorlesungen nur angeschnitten werden können zu vertiefen. Ich werde mich auf jeden Fall in eine der beiden Richtungen spezialisieren.

Was macht dein Studium für dich zu etwas Besonderem?

Ich denke, nicht jedes Institut kann von sich behaupten, dass jede*r Professor*in jede*n Student*in kennt und jede*r Student*in jede*n Professor*in, aber in der Slawistik ist es fast immer so, dass man nach dem ersten Semester die meisten kennt. Es ist ein familiäres Klima, wo man miteinander arbeitet statt gegeneinander, einander kennt und hilft und nicht nur eine Nummer in einem überfüllten Studiengang ist. Die meisten Studierenden haben eine Vorstellung, eine Richtung, in die sie gehen wollen und haben ein Ziel vor Augen und das macht viel aus, wenn die Luft am Ende eines Semesters ein bisschen raus ist und man sich gegenseitig pushen und unterstützen kann.

Hast du Erfahrungen im Ausland gesammelt? Erzähle uns etwas darüber.

Ich reise sehr gerne und habe ja auch eine Weile im Ausland gelebt, aber im Rahmen des Studiums war ich bisher noch nicht im Ausland – aber ich plane auf jeden Fall, gegen Ende meines Bachelors ein Auslandssemester zu machen, auch wenn ich dann vielleicht ein weiteres Semester anhängen muss und das Studium nicht in der Regelstudienzeit schaffe.

Wo holst du dir an der Uni Hilfe, wenn du etwas brauchst oder mal nicht weiterweißt?

Prinzipiell kommt es darauf an, in welchem Bereich ich Hilfe brauche. In der Regel befrage ich als allererstes das Internet beziehungsweise die Webseite der Universität – im Curriculum und in den Studierendenportalen finden sich eigentlich fast alle Informationen. Sollte ich wirklich keine zufriedenstellenden Antworten finden, frage ich Mitstudierende, Professor*innen, das Sekretariat des Instituts oder die Studienvertreter*innen. Es sind alle immer sehr hilfsbereit und man kommt mit etwas Eigeninitiative für gewöhnlich schnell zu einer Lösung des Problems. Für technische Fragen gibt es den ZID, den Zentralen Informatikdienst. Die Mitarbeiter*innen dort helfen schnell und unkompliziert, zum Beispiel bei der Einrichtung von Druckern, bei Treiberproblemen, beim Postfach einrichten oder bei der Installation von spezielleren Programmen, welche in einigen Studienrichtungen benötigt werden.

Welcher Moment wird dich immer an dein Studium hier erinnern?

Tatsächlich hatte ich noch keine Unipartys, da mein erstes Semester zu Beginn der Corona-Pandemie war und ich jetzt erst im 5. Semester behaupten kann, ein „anständiges“ Semester an der Uni verbracht zu haben. Aber es gibt viele tolle Momente, seien sie noch so klein. Mittagspausen mit den neu gewonnen Freund*innen, lustige Momente in den Vorlesungen und vor allem der Zusammenhalt unseres kleinen, aber feinen Instituts. Ich denke, ich werde mich wahrscheinlich nicht an spezielle Momente erinnern, sondern an die Menschen, die mich durch das Studium in und außerhalb der Universität begleitet haben.

Machst du noch etwas neben dem Studium? Lässt sich beides gut miteinander kombinieren?

Ich bin Vollzeitstudierende und habe derzeit zwei geringfügige Jobs: als Studienassistentin und als Mitarbeiterin im Verkauf. Außerdem sind meine zwei großen Hobbies das Hundemama-Dasein sowie das Basteln und Schrauben an meinem Campervan.

Tatsächlich habe ich seit Studienbeginn dafür weniger Zeit, weil die Prioritäten auf Hund, Studium und Arbeit liegen, aber momentan empfinde ich das nicht als Katastrophe 😊 Es lässt sich prinzipiell alles gut miteinander verbinden und kombinieren, auch wenn es manchmal nicht einfach ist, viel Eigeninitiative und Organisation erfordert, um alles unter einen Hut zu bekommen und dabei die Nerven zu behalten. Dass es funktioniert, verdanke ich auch einem sehr guten Rückhalt in meinem familiären und beruflichen Umfeld. Ohne die Unterstützung meiner beiden Chefinnen, meiner Eltern und meiner Nachbarn würde mein Studium nicht so grandios laufen wie es derzeit der Fall ist. Danke dafür!

Hat sich dein Blick auf die Welt durch das Studium verändert?

Durchaus. Es ist spannend, wie viel man von anderen Ländern und Kulturen nicht weiß und das Studium hat mich erfreulicherweise mit vielen Menschen verschiedenster Nationen zusammengebracht. Wir tauschen uns untereinander aus und lernen ständig Neues. Manchmal sind einige Sachen/Bezeichnungen/Traditionen gleich und manchmal so unterschiedlich und anders, dass es genauerer Erklärungen bedarf.

Ich persönlich bin inzwischen international viel weiter vernetzt und lerne tatsächlich auch Dinge über mein Heimatland, über die ich vorher nicht nachgedacht, weil meine Bekannten diesbezüglich Fragen äußern. Studieren ist eine super Erfahrung auch in Hinblick auf die Ausweitung des eigenen Horizonts. Ich glaube, man wird aufgeschlossener und neugieriger.

Was ist dein Lieblingsplatz in Klagenfurt oder an der Uni Klagenfurt?

Mein Lieblingsplatz ist die Uni-Bibliothek. Ich sitze gerne den ganzen Tag drinnen, schreibe an meinen Arbeiten, suche, scanne und lese die Fachliteratur, welche ich benötige oder manchmal stöbere ich auch einfach mal nur durch die Regale und gucke, was es alles gibt, wovon ich noch nichts gehört habe und was ich gerne mal lesen würde.

Worüber wärst du froh gewesen, wenn es dir jemand vor dem Studium erzählt hätte? Hättest du einen Tipp für alle, die gerade am Anfang stehen?

Ich hatte den Vorteil, schon vor Beginn des Studiums selbstständig zu agieren und mich proaktiv um Dinge zu kümmern. Ich habe mich so auf das erste Semester gefreut, dass ich Ewigkeiten damit verbracht habe, das Curriculum zu erforschen und mir die ganzen Portale so oft angeschaut habe, dass ich alles bald auswendig konnte. Bei vielen Erstsemestrigen, die gerade von der Schule kommen, manchmal aber auch Höhersemestrigen, sehe ich oft, dass sie Schwierigkeiten mit der Selbstorganisation haben.

Viele glauben anfangs, dass es wie in der Schule abläuft. Ja natürlich, es gibt Noten, Unterricht in Form von Kursen und Vorlesungen und man legt Prüfungen ab, aber niemand stellt dir hier automatisch den Stundenplan zusammen. Niemand sagt einem „tu dies“ oder „tu das“ und zwar in dieser spezifisch sinnvollen Reihenfolge. Jeder muss sich selbstständig im Studium seinen eigenen Semesterplan kreieren beziehungsweise am besten einen gesamten Studienplan zusammenstellen und entscheiden, wann in welchem Semester welche Vorlesung oder welcher Kurs individuell sinnvoll ist. Manchmal finden Kurse/Vorlesungen nur jedes zweite Semester statt, das sollte man beachten. Außerdem muss man sich eigenständig für die Prüfungen anmelden und Arbeiten fristgerecht abgeben. Dafür kann man sich am Anfang des Studiums die Einführungsveranstaltungen anschauen oder sich Unterstützung bei den Studienvertretungen beziehungsweise den Studienkoordinatoren holen.

Mein Tipp für alle Neulinge: Informiert euch von Anfang an.

 

Wort-Rap

  • Meine Lieblings-LV war… Die Frage kann ich nicht beantworten, weil es einfach so viele geniale Vorlesungen bisher gab und sicher noch geben wird. Sprachwissenschaften und Literaturwissenschaften machen mir allerdings am meisten Spaß.
  • Mein Studi-Leben ist… anstrengend, herausfordernd, aber super.
  • Uni geht nicht ohne… Hund, ich brauche zu den geistigen Herausforderungen eine Balance, die mich zur Bewegung motiviert und zum Lachen bringt.
  • Mich motivieren… meine Eltern, die mich immer unterstützen und auch meine Studienkolleg*innen, die für einen freundlichen, aber ehrgeizigen Wettstreit im Prüfungszeitraum sorgen.
  • Mein Traumjob ist… Meinen Traumjob habe ich noch nicht festgelegt, aber ich würde gerne in der Literatur- oder Sprachwissenschaftsforschung bleiben.

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