Mutig die Demontage bekämpfen
Die Verteidigung der Universität – und als Antwort die Erweiterung | Die 1990er
Die technischen Einrichtungen der Universität sind auf dem neuesten Stand, es gibt genügend Computer, und alle Studenten haben Internetzugang.
Rektor Winfried Müller im Jahr 2000
Anfang der 1990er Jahre stand die Weiterexistenz der Klagenfurter Universität auf der Kippe. Was mit einer Reformierungsidee des Standorts Klagenfurt begonnen hatte, führte zu einer veritablen Krise mit glimpflichem Ausgang. Erhard Busek, Bundesminister für Wissenschaft und Forschung, betraute das Beratungsunternehmen Arthur D. Little mit der „Evaluierung und Weiterentwicklung der UBW Klagenfurt“ mit dem rigorosen Ergebnis: Streichung der geisteswissenschaftlichen Studien und Schwerpunktsetzung auf Wirtschaft und Informatik. Der Protest fiel heftig aus. Unterstützt von der Bevölkerung und der Landespolitik gingen die Universitätsangehörigen mit Rektor Albert Berger und Prorektor Willibald Dörfler auf die Straße. Ein Aktionskomitee mobilisierte Öffentlichkeit und Medien, eine zehnköpfige Uni-Arbeitsgruppe formulierte ein „Kärntner Konzept“. Die intensive und mühsame Abwehr machte sich bezahlt. Mit UOG-bedingter Verzögerung folgten 1993 die weitgehend ausverhandelte Umstrukturierung in zwei Fakultäten – eine für Kulturwissenschaften und eine für Wirtschaftswissenschaften und Informatik – sowie der Verzicht auf den Beinamen „für Bildungswissenschaften“. (Der damalige SPÖ-Bildungssprecher Peter Kaiser schlug vor, sie „Alpe-Adria-Universität“ [!] zu nennen.)
In den Jahren 1994 bis 1996 wird das neue Universitätsorganisationsgesetz 1993 umgesetzt, es verschaffte der Universität größeren Freiraum in der Budgetverwendung. Nach langen Anstrengungen von Klaus Amann konnte 1994 das Robert-Musil-Institut für Literaturforschung/Kärntner Literaturarchiv mit Sitz in der Bahnhofstraße 50 mit Beteiligung von Stadt und Land gegründet werden.
Die zweite große Campuserweiterung erfolgte von 1998 bis 2000. Zur Jahrtausendwende ging der Südtrakt mit einem Auditorium Maximum für 650 Personen in Betrieb. Die Universität hatte nun über 7.000 Studierende und rund 450 MitarbeiterInnen. Die Forschungsschwerpunkte entsprachen weitgehend den Lehrfächern Bildung, Beratung und Therapie, Informatik, Medien, Sprachen und Literaturen sowie Wirtschaft und Betriebswirtschaft. Erste multidisziplinäre Clusterungen wurden für Didaktik, Identität – Raum – Geschichte, interkulturelle Studien und Weiterbildung aufgesetzt.
für ad astra: Barbara Maier