Mutig die Autonomie ausfüllen
Das UG 2002 verschafft der Universität erstmalig Autonomie, außerdem folgen ein Cognomen und das Bologna-System | Die 2000er
Die größte Veränderung in Struktur und Organisation erlebt die Universität in den Jahren 2002 bis zum Ende des Jahrzehnts, in dem das Universitätsgesetz 2002 sukzessive in Kraft tritt. Die Universität wird zu einer „juristischen Person öffentlichen Rechts mit Vollrechtsfähigkeit“, das heißt, dass die inneren organisatorischen Strukturen sowie die Bestellung von ProfessorInnen in Selbstverwaltung geschehen können und nicht mehr vom Bundesministerium entschieden werden. Die Entscheidungsprozesse verändern sich mit dem neuen Gesetz grundlegend. Die höchste Verantwortung trägt nun der Rektor, der mit den VizerektorInnen und den Dekaninnen und Dekanen die Geschicke leitet. Der Senat bleibt, die Mitsprache des zuvor stark engagierten akademischen Mittelbaus wird eingeschränkt. Ein übergeordnetes Gremium, das aus universitätsfernen Personen zusammengesetzt ist – der Universitätsrat –, ist nun die oberste Entscheidungsinstanz.
Die Universität Klagenfurt ist zwar eine weisungsfrei gestellte Einheit, wird aber weiterhin vom Staat erhalten und von ihm finanziert, ihre Gebäude stehen im Besitz der Bundesimmobiliengesellschaft BIG. Die Budgetvergabe geschieht auf der Basis von dreijährigen Entwicklungsplänen und jährlichen Detailberichten.
Die mächtigste Aufgabe der 2010er Jahre ist jedoch die Umsetzung des dreistufigen Studiensystems (Bakk., MA, Dr.). Die ersten Bakkalaureatsstudien (später Bachelorstudien) werden schon 2003 eingerichtet. Bei den Lehramtsstudien erfolgt die Umstellung erst 2015 (BA) bzw. 2019 (MA). Mit 2009 waren alle ordentlichen Studien (mit Ausnahme des Lehramtsstudiums) entsprechend der vorgegebenen Bologna-Architektur umgestellt. Neu eingerichtet waren auch alle – nun dreijährigen – Doktoratsstudien der Naturwissenschaften, der Philosophie, der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sowie der Technischen Wissenschaften.
Das UG 2002 fordert auch eine deutliche Profilierung der Universitäten ein. Die Universität Klagenfurt gibt sich am 2. Oktober 2004 in einer feierlichen Taufe mit adriatischem Meerwasser das Cognomen „Alpen-Adria-Universität“. Zur gleichen Zeit wird das Institut für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung mit Standorten in Klagenfurt, Graz und Wien zur dritten Fakultät erhoben.
Lange schon in Planung und durch den in unmittelbarer Nachbarschaft neu angesiedelten Lakeside Science & Technology Park bestärkt, kommt es 2007 zur Einrichtung der 4. Fakultät, jene für Technische Wissenschaften.
Der Universität mangelt es trotz des frisch bezogenen Neubaus bald wieder an Räumlichkeiten für die Lehre, was durch Anmietungen im Lakeside Park und des Neubaus des Osttrakts (2009) abgemildert wird. Das Angebot auf dem Campus erhält durch das neue Gebäude des Universitätssportinstituts USI (2008) und familienfreundliche Einrichtungen eine Attraktivierung des Standorts, besonders für zunehmend mehr internationale Studierende, Lehrende und Forschende.
für ad astra: Barbara Maier
Die Aufstellung der „Ortstafel“ in den beiden Landessprachen im Herbst 2003 verursachte zuerst Widerstand. Dreimal wurde sie entwendet. Heute ist sie ein beliebtes Hintergrundmotiv bei akademischen Feiern. Träger sind Vizerektor Martin Hitz und Rektor Günther Hödl. | Foto: Vincenc Gotthardt