Mutig den Ausbau betreiben
Die ersten Immatrikulationen und eine große Baustelle | Die weiteren 1970er
Seit Montag ist Klagenfurt eine echte Hochschulstadt“, titelt am 20. September 1973 die Kärntner Tageszeitung. Den 242 immatrikulierenden MaturantInnen – Frauen waren in der Überzahl – bot sich ein freundliches Bild: ein schöner Bau im Grünen, die Evidenzstelle war leicht zu finden und der Empfang freundlich. Nun war es möglich, nicht nur für Vorstudien zu inskribieren, sondern auch als Erstsemestrige für acht verschiedene Lehramtsstudien zu immatrikulieren: Deutsche Philologie, Anglistik und Amerikanistik, Französisch, Italienisch, Russisch, Slowenisch, PPP – Philosophie, Psychologie und Pädagogik sowie Erziehungs- und Unterrichtswissenschaft.
In der Ausbaustufe bis 1980 folgten die Diplom-, Lehramts- und Doktoratsstudien der Sprachwissenschaft, Pädagogik, Geschichte, Geographie, Mathematik, Serbokroatisch und Philosophie.
Das Jahrzehnt stand im Zeichen des Ringens um die richtigen Konzepte, um den Gründungsauftrag einer Experimentierhochschule für Bildung zu erfüllen und gleichzeitig den Erwartungen der Bevölkerung nachzukommen. Die Reformidee eines gemeinsamen, offenen Forschungs- und Studienbetriebs aller Bildungsfächer erwies sich als zu ambitioniert, sie war nicht in die Praxis umzusetzen.
Stattdessen kam es zur Stärkung der Einzeldisziplinen und zu einem Fächerausbau. Der Name Hochschule fiel 1975 aufgrund des neuen Universitätsorganisationsgesetzes: Ab nun hieß sie Universität für Bildungswissenschaften. Der Bau des Zentralgebäudes startete 1974 und konnte in seiner 1. Baustufe 1977 durch Bundespräsident Rudolf Kirchschläger und die Bundesministerin feierlich eröffnet werden. In diesem Jahr wurde auch die erste Sponsion abgehalten.
Die Studienliteratur fand man damals in der Bibliothek der Hochschule für Bildungswissenschaften in der Kaufmanngasse, in die die ehemalige Kärntner Studienbibliothek zur Hochschulgründung umgewidmet wurde. Ihr reicher Bestand geht bis auf die Sammlungen des Collegium sapientiae zurück. Das älteste Werk, ein Palimpsest, stammt aus dem 6. Jahrhundert. 1971 gelangt noch ein riesiges Buchgeschenk aus Übersee ein: Joseph Buttinger, österreichischer Exilant in New York, vermachte seine 50.000 Bände umfassende Spezialbibliothek der Klagenfurter Universität. Und zum 25-Jahr- Jubiläum der Universität kam noch die an bibliophilen Raritäten reiche Bibliothek von Sir Karl Popper hinzu.
1978 kam es zur Errichtung des Interuniversitären Forschungsinstitutes für Unterrichtstechnologie, Mediendidaktik und Ingenieurpädagogik (1988 aufgelöst) und 1979 zur Gründung des Interuniversitären Forschungsinstitutes für Fernstudien (ab 1991 Interuniversitäres Institut für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung, ab 2004 Fakultät).
für ad astra: Barbara Maier