Mildtätig, gemeinnützig, kirchlich: Kommen Steuerbegünstigungen auch bei den Richtigen an?
Dass die Rechtswissenschaften auch für jene interessant sein können, die künstlerisch-kreativ sind und auch die Mathematik mögen, zeigt der Lebenslauf von Lisa-Marie Köstenbauer. Sie war in den vergangenen vier Jahren als Universitätsassistentin an der Universität Klagenfurt tätig und wurde für ihre Dissertation zum „Der gemeinnützige Konzern aus steuerrechtlicher Sicht“ nun mit dem Award of Excellence ausgezeichnet.
„Gemeinnützigkeit ist in Österreich steuerrechtlich definiert“, erklärt uns Lisa-Marie Köstenbauer. Und das auch aus guten Gründen: Übernehmen Private – oft ehrenamtlich – Funktionen, die sonst der Staat erfüllen müsste, müssen kaum oder gar keine Steuern bezahlt werden. Gemeinnützige Organisationen sind oft als Verein, Körperschaft, Stiftung oder Genossenschaft organisiert. Die entsprechenden Steuergesetze wurden erlassen, als der Gesetzgeber noch vor allem vom kleinen Gesangsverein oder der Freiwilligen Feuerwehr ausging. Mittlerweile haben gemeinnützige Organisationen aber oft Konzerncharakter mit Tochter- und Enkelgesellschaften, von denen nicht alle gemeinnützig sind, sondern zum Teil auch Gewinne erwirtschaften. So verhält es sich beispielsweise häufig im Profisport- und Kulturbereich, aber auch in der Altenpflege oder bei Betreibern von Kindergärten. „Die Gesetze passen insofern nicht mehr zu den aktuellen Gegebenheiten. Außerdem gibt es in Österreich sehr wenig Literatur dazu“, so Lisa-Marie Köstenbauer. Sie war in den letzten vier Jahren als Universitätsassistentin am Institut für Rechtswissenschaften in der Forschungsgruppe von Johannes Heinrich angestellt. Im Zuge ihrer Dissertation ging sie dieser Fragestellung nach, schaute sich die Rechtslage in Deutschland an und arbeitete an Empfehlungen für neue rechtliche Rahmenbedingungen, die eher den aktuellen Anforderungen entsprechen. Für ihre Doktorarbeit wurde sie nun mit dem Award of Excellence durch das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung ausgezeichnet.
Wir treffen Lisa-Marie Köstenbauer in ihren letzten Zügen der Mutterschaftskarenz online zum Interview und fragen nach, wie sie zur Juristerei gekommen ist. Lisa-Marie Köstenbauer erzählt: „Das war ein Weg mit vielen Umwegen.“ Nach dem Abschluss des künstlerisch-musischen Zweigs am BRG Viktring folgte die erste Kehrwende. Köstenbauer studierte an der Wirtschaftsuniversität Wien Betriebswirtschaftslehre. Dabei merkte sie bald: Die Rechtswissenschaften gefallen ihr besser. Deshalb folgte eine entsprechende Schwerpunktsetzung. Nach dem Studium ging es dann wieder back to the roots: Lisa-Marie Köstenbauer arbeitete in einer Galerie. Die Begeisterung für das Recht blieb aber: „Ich mag, dass die Juristerei etwas Handfestes ist. Man muss sehr strukturiert und systematisch denken.“ Schließlich kam sie für die Stelle als Universitätsassistentin nach Klagenfurt zurück, wo sie heute mit ihrer Familie lebt. Ihre Zeit im Wissenschaftsbetrieb hat Lisa-Marie Köstenbauer sehr genossen: „Mir gefällt diese Arbeit sehr, das freie Denken und Arbeiten, und auch das Unterrichten. Es war aber recht klar, dass die wissenschaftliche Laufbahn nach dieser Qualifizierungsphase endet, weil ich in Klagenfurt bleiben möchte.“ Anfang März tritt Lisa-Marie Köstenbauer ihre neue Stelle bei der KELAG als Juristin an.