Mehr (offene) Fakten für alle: Neue Open-Access-Zeitschrift „Journal of Mechanism and Institution Design“ erschienen
Forschung an öffentlichen Universitäten wird zum Großteil durch öffentliche Gelder finanziert: Wissen ist also öffentliches Gut und sollte daher auch öffentlich zugänglich sein. Traditionellerweise werden Forschungsergebnisse in wissenschaftlichen Fachjournalen publiziert, die für die Karrierewege von ForscherInnen von Schlüsselbedeutung sind. Diese Journals werden meist noch von großen Verlagen herausgegeben, deren Geschäftsmodell vorsieht, Einnahmen von öffentlichen Bibliotheken und Wissenschaftsbetrieben zu lukrieren. Dies, obwohl erstens fast alle publizierten Artikel von großteils öffentlich unterstützten ForscherInnen stammen und zweitens ebenso überwiegend öffentlich bezahlte ForscherInnen zur Auswahl und Begutachtung der Artikel herangezogen werden. Diese Arbeiten werden als Teil der reputierlichen akademischen Tätigkeit fast immer unbezahlt durchgeführt. Dagegen entwickelt sich in den letzten Jahren immer stärker der Trend zu „open access“: Entweder werden herkömmliche Zeitschriftenbeiträge aus den Autorenverträgen „freigekauft“ und öffentlich zugänglich publiziert (green road) oder Beiträge erscheinen in eigens gegründeten Zeitschriften, die sich dem offenen Zugang verschrieben haben (gold road). Für die Wirtschaftswissenschaften entstehen nun erste solche Open-Access-Journals nach der „gold road“, eines davon ist das kürzlich initiierte „Journal of Mechanism and Institution Design“.
Das „Journal of Mechanism and Institution Design“ (jMID) bemüht sich darum, Originalbeiträge zu Design, Analyse und Überprüfung von ökonomischen, politischen oder sozialen Mechanismen und Institutionen zu veröffentlichen. Die Klammer über die aus vielerlei Disziplinen stammenden Artikel bildet (fast) immer die Spieltheorie, die von den Herausgeberinnen und Herausgebern als die übergreifende Methode für die Sozialwissenschaften begriffen wird. Sie würde sich, so das Team, dafür eignen soziale Anreizstrukturen zu entwerfen bzw. zu vergleichen. Beispiele in der jüngeren Vergangenheit – die auch in der ersten Nummer des Journals behandelt werden – reichen von der Überwindung von Engpässen bei der Organtransplantation über Plattformen für den Emissionshandel bis zur Schulplatzzuordnung und der Auktionstheorie. Das Herausgeberteam geht davon aus, dass die publizierten Artikel für ein breites Publikum aus den Wissenschaftsdisziplinen zu Wirtschaft, Finanzen, Politik, Recht, Informatik, Management, Geschichte, Mathematik, öffentlicher Verwaltung und verwandten Fächern von Interesse sind. Die erste Ausgabe ist kürzlich erschienen und steht online unter http://www.mechanism-design.org/ zur Verfügung.
Die Zeitschrift wird durch ein Team von Wissenschaftlern in Eigenregie von der University of York (Großbritannien) ausgehend herausgegeben, mit Co-Editoren in Klagenfurt (Österreich), Lund (Schweden) und Oxford (Großbritannien). An der Erstellung arbeitet eine Gruppe von mehr als 50 assoziierten Editoren: führenden Expertinnen und Experten aus aller Welt, die allesamt ihre Arbeit unentgeltlich verrichten. Die Zeitschrift ist open-access, unabhängig, peer-reviewed und erzielt keinen Profit, verfolgt aber das Ziel, qualitativ hochwertige aktuelle Erkenntnisse und wissenschaftliche Zugänge möglichst breit zu disseminieren. Die laufenden Kosten des Journals werden durch Spenden (vor allem der Institutionen, an denen die Herausgeberinnen und Herausgeber tätig sind) abgedeckt; es entstehen keinerlei Kosten für AutorInnen und LeserInnen. Bei jMID handelt sich um eines der ersten die gesamten theoretischen Sozialwissenschaften umspannenden Open-Access-Journals das die drei Prinzipien von 1) nur akademischen Prinzipien untergeordneter Selbstverwaltung, 2) kostenloser Veröffentlichung und 3) völlig offenem Zugriff kombiniert. Unter den vier Co-Herausgebern ist Paul Schweinzer (Institut für Volkswirtschaftslehre) an der Alpen-Adria-Universität, der die Gründung solcher Open-Access-Journals als große Chance sieht, die Mechanismen des herkömmlichen Publikationsbetriebs aufzubrechen, denn: „Die Welt braucht mehr und besser fundierte Fakten und diese Fakten brauchen mehr Transparenz. Und: Je öffentlicher zugänglich wissenschaftlich fundierte Erkenntnis ist, desto besser.“