Mehr Künstliche Intelligenz für Smart Meter

Intelligente Stromzähler bieten Einblicke in Smart Homes – zum Vorteil der Bewohner*innen. Leben ältere Menschen allein, kann man anhand deren Stromverbrauchsdaten darauf rückschließen, ob sie bei guter Gesundheit sind. Außerdem können sie uns dabei unterstützen, weniger hohe Stromrechnungen zu riskieren. Hafsa Bousbiat forscht als Doktorandin im DECIDE-Kolleg an Modellen, welche die neuen Möglichkeiten optimal nutzen.

Intelligente Stromzähler, so genannte Smart Meter, liefern regelmäßig Daten über den Stromverbrauch von Haushalten. Werden die Daten zeitlich engmaschig übermittelt, lässt sich daraus rückschließen, wann welche elektronischen Geräte im Haushalt eingeschaltet werden. Dafür braucht es keine eigenen zwischengeschalteten Zähler bei allen Geräten, erklärt Hafsa Bousbiat auf die Frage, wie man denn in Erfahrung bringe, ob nun der Fernseher oder die Waschmaschine läuft: „That’s where the magic happens. Die Künstliche Intelligenz hilft uns dabei. Wir können mit bestimmten Modellen den Stromverbrauch verschiedenen Geräten zuordnen.“

Im Zuge ihrer Dissertation am Doktoratskolleg DECIDE (Decision-making in a digital environment) möchte sie die verfügbaren Modelle verbessern und anpassen, um mehr Genauigkeit und weniger Fehleranfälligkeit bei der Zuordnung zu erreichen, denn: „Das verbessert das Vertrauen in das System.“ Die Vorteile für die Nutzer*innen solcher Smart Homes liegen auf der Hand: So können ältere Menschen länger zuhause leben, selbst wenn Verwandte weiter weg wohnen. Kocht jemand verlässlich zur ungefähr gleichen Zeit, weiß man, dass alles in Ordnung ist. Sieht jemand aber jede Nacht zwischen ein und vier Uhr morgens fern, lässt dies auf Schlafstörungen rückschließen. Letztlich können mit diesen Informationen Gesundheits- und Pflegedienste unterstützt werden.

Der zweite mögliche Nutzen liegt in der Informationsbereitstellung für die Konsument*innen: Wenn ich weiß, dass der Strom zwischen 16:00 und 19:00 Uhr teurer ist, werde ich zu der Zeit eher seltener die Waschmaschine einschalten. Aufgrund gewisser Rush-Hours während des Tages ist Strom zeitweise teurer, während er nachts billiger zur Verfügung gestellt werden kann. Eine nachts eingeschaltete Waschmaschine kommt der Konsument*in also letztlich günstiger. Auch automatische Systeme sind denkbar, bei denen die Steuerung dem Stromanbieter überlassen wird.

Wir fragen Hafsa Bousbiat danach, ob damit nicht auch eine Überwachung der Kund*innen einher gehe. Bousbiat hat sich bereits mit der Literatur zur Akzeptanz solcher Systeme beschäftigt und daraus gelernt: „Ja, es gibt Skeptische. Viele andere begrüßen aber die neuen technischen Möglichkeiten und deren Vorteile für sie selbst.“ Die Doktorandin ist überzeugt: „Wir leben heute in einer digitalen Welt. Wenn man die Vorteile solcher Systeme nutzt, – und sich damit auch Geld erspart – wird man die neuen Technologien zu schätzen wissen.“

Hafsa Bousbiat ist seit einem Jahr in Österreich, nachdem sie davor in Algiers ihren Master in Informatik abgeschlossen hat. Von den hehren Zielen der Wissenschaft ist sie überzeugt: „Wir widmen unser Leben dem Ziel, die Welt zu verbessern. Darin sehe ich eine wichtige Mission.“ Wenn es ihr gelingt, möchte sie auch nach Abschluss ihres Doktoratsstudiums im akademischen Umfeld bleiben. Klagenfurt schätzt sie nicht zuletzt aufgrund der Ruhe, die sich ihr hier bietet: Als Wissenschaftlerin könne man sich hier gut auf die eigene Arbeit konzentrieren.

 

Auf ein paar Worte mit … Hafsa Bousbiat



Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftlerin geworden wären?

Es gibt viele Dinge, die mich interessiert hätten, aber das erste was mir einfällt, wäre eine Laufbahn als Social Entrepreneurin.

Verstehen Ihre Eltern, woran Sie arbeiten?

Ich würde sagen, sie haben nur eine generelle Idee von dem, was ich tue. Trotzdem hat das sie nie daran gehindert, mich bei meinem Weg unterstützend und ermutigend zu begleiten.

Was machen Sie im Büro morgens als Erstes?

Ich checke meinen Kalender und mache mir Notizen für meine tägliche To-Do-Liste.

Machen Sie richtig Urlaub? Ohne an Ihre Arbeit zu denken?

Ich habe richtige Ferien, die ich in Algiers mit meiner Familie verbringe. Wie für alle Wissenschaftler*innen ist die Trennung zwischen meiner Person und meiner Arbeit nicht möglich. Ich merke, dass ich fast immer über neue Wege, meine Arbeit zu verbessern, nachdenke.

Was bringt Sie in Rage?

Respektlosigkeit zwischen Menschen

Und was beruhigt Sie?

Mit meinen Geschwistern und Freund*innen zu reden

Wer ist für Sie der*die größte Wissenschaftler*in der Geschichte und warum?

Ich denke, alle Wissenschaflter*innen sind großartig. Alle versuchen, unsere Welt in irgendeiner Weise zu verbessern. Wenn Sie mich nach jemandem fragen, mit der*dem ich gerne zusammenarbeiten würde, würde ich Yann LeCun nennen, einen der Vordenker der Künstlichen Intelligenz und Begründer der so genannten convolutional networks.

Wovor fürchten Sie sich?

Ich fürchte mich am meisten davor zu sterben, ohne gute Spuren in der Welt zu hinterlassen.

Worauf freuen Sie sich?

Darauf, Dr. Bousbiat zu werden. 🙂