Mehr Cybersecurity für intelligente Kameras
Damit Geräte des „Internet of Things (IoT)“ unseren Alltag erleichtern können, sind sie meist mit Kameras ausgestattet, die Bilder und Videos aufnehmen und an andere Geräte weiterschicken. Subhan Ullah bemüht sich in seiner Forschung darum, die Sicherheit solcher Systeme – die oft eingeschränkte Rechenkapazitäten haben – zu erhöhen. Kürzlich hat er sein Doktorat abgeschlossen.
Eine Laufbahn in der Wissenschaft erfordert große Hingabe und die Bereitschaft, hundertprozentigen Einsatz zu zeigen. Beides hat Subhan Ullah, Absolvent des Doktoratskollegs „Interactive and Cognitive Environments“ (ICE), in den letzten Jahren eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Nach dem Abschluss seines Bachelorstudiums „Informatik“ in seiner Heimat an der University of Malakand ging er an die International Islamic University nach Islamabad, wo er sein Masterstudium absolvierte. Ein Jahr verbrachte er – mit einem Stipendium der Europäischen Union – an der Hochschule in Darmstadt. Subhan Ullah bewarb sich dann für das ICE-Doktoratskolleg, das vom europäischen Erasmus-Mundus-Exzellenzprogramm finanziert wurde. Den Großteil seines Doktoratsstudiums forschte Subhan Ullah in Klagenfurt, hinzu kam ein Jahr an der Universität Genua in Italien. Ende April 2019 schloss er schließlich mit dem Rigorosum sein Studium ab.
Mit seinem Forschungsschwerpunkt liegt Subhan Ullah ganz am Puls der Zeit, arbeitet er doch an der Verbesserung der Sicherheit von intelligenten Kameras in Anwendungen des „Internet of Things (IoT)“. Wenn also ein älterer Mensch eine technische Unterstützungsanlage hat, um länger im Smart Home zuhause bleiben zu können, sind zahlreiche Kameras nötig, die nur einzelne selektive Informationen – beispielsweise, wenn jemand hinfällt und nicht wieder aufsteht – an beobachtende Endgeräte weitergeben. Das Problem dabei: Diese intelligenten Geräte haben nur beschränkte Rechenkapazität, was besondere Herausforderungen an die Verschlüsselungstechnologien stellt. Vier Faktoren sollten, erzählt uns Subhan Ullah, in Bezug auf Cybersecurity in Kamerasystemen sichergestellt sein: Vertraulichkeit (confidentiality), das heißt, die Daten sollen auch nur ausschließlich autorisierten Personen zugänglich sein; Authentizität (authentication), das heißt, es soll sichergestellt sein, dass die Daten auch tatsächlich von einer bestimmten Kamera kommen; Integrität (integrity), das heißt, niemand anders kann sich zwischen Kamera und beobachtendem Gerät dazwischen geschalten haben sowie Aktualität (freshness), das heißt, die Bilder sind auch tatsächlich aktuell. Für seine Dissertation hat Subhan Ullah bestehende Applikationen angepasst und auch für die besonderen Bedürfnisse von Multi-Kamera-Netzwerken nutzbar gemacht. Die Herausforderung dabei: Senden mehrere Kameras Daten, sollten diese an einer Stelle aggregiert und dann an ein Endgerät weitergegeben werden. In solchen Systemen gibt es deutlich mehr Knoten, was zusätzliche Sicherheitslücken aufmacht, die es zu schließen gilt.
Cybersecurity, besonders solche, die als leichtgewichtige Sicherheitstechnik für ressourcenlimitierte intelligente Geräte in IoT-Anwendungen benötigt wird, ist Subhan Ullahs zentrales wissenschaftliches Anliegen. Seine Expertise möchte er nun in der akademischen Welt weiterentwickeln; ergäbe sich ein forschungsnahes industrielles Arbeitsgebiet, wäre dies für ihn auch eine Option. Von einem Anliegen erzählt er uns jedoch am Ende des Interviews: Subhan Ullah hat in Pakistan eine Familie mit fünf Kindern, mit denen er nun, wo die Kinder älter werden, auch endlich zusammenleben will. Wo dieser Ort für die Familie gelegen sein wird, ist derzeit noch offen: Der reisefreudige Forscher bewirbt sich derzeit von Klagenfurt aus in aller Welt. In der Zwischenzeit wird Subhan Ullah, der auch leidenschaftlich gerne Fahrrad fährt, noch ein paar Runden um den Wörthersee drehen.
Auf ein paar Worte mit … Subhan Ullah
Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftlerin geworden wären?
Wäre ich kein Wissenschaftler, würde ich mich als Kinderrechtsaktivist dafür stark machen, dass die Grundbedürfnisse wie Nahrung, Bildung, Unterkunft, psychologische und physiologische Gesundheitsversorgung besonders von verwaisten, armen und vernachlässigten Kindern erfüllt werden.
Verstehen Ihre Eltern, woran Sie arbeiten?
Meine Eltern haben eine grundsätzliche Vorstellung davon, dass ich in der Informatik tätig bin.
Was machen Sie im Büro morgens als erstes?
Zuerst erstelle ich eine To-Do-Liste, dann checke ich meine Mails.
Machen Sie richtig Urlaub? Ohne an Ihre Arbeit zu denken?
Ja, ich glaube, dass es sehr wichtig ist, richtig Urlaub zu machen, um Stress zu reduzieren und die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern. Während meines Doktoratsstudiums schaffte ich es, einmal jährlich einen einmonatigen Urlaub bei meiner Familie zu verbringen.
Was bringt Sie in Rage?
Unhöfliches und selbstbezogenes Benehmen
Und was beruhigt Sie?
Spaß und Spiel mit Kindern, um sie zum Lernen zu motivieren
Wer ist für Sie die/der größte WissenschaftlerIn der Geschichte und warum?
Es gibt viele großartige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Geschichte der Informatik, aber für sticht Ralph Merkle hervor, der für seine Pionierarbeit in der Kryptographie bekannt wgeworden ist. 1974 hat Merkle den ersten öffentlichen Kryptographieschlüssel entwickelt. Seine Idee war die Basis für den Diffie-Hellman-Schlüsseltausch, der von Whitfield Diffie und Martin Hellman 1976 vorgeschlagen wurde. Die öffentliche Schlüsselkryptographie ermöglicht die einfache Verschlüsselung von Daten, indem öffentliche Schlüssel verwendet werden während sichergestellt ist, dass nur der vorgesehene Empfänger die Information dechiffrieren kann.
Wofür schämen Sie sich?
Wenn jemand scheinheilig ist, fremd-schäme ich mich.
Wovor fürchten Sie sich?
Ich fürchte mich vor Ungerechtigkeit in einer Gesellschaft.
Worauf freuen Sie sich?
Ich freue mich auf ein friedliches, glückliches Leben voller Lerngelegenheiten.
Technik studieren an der Universität Klagenfurt
Die technischen Studien an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt zeichnen sich durch exzellente Forschung und Lehre aus. Die Fakultät für Technische Wissenschaften (TeWi) besteht seit 2007 und legt großen Wert auf sehr gute Betreuungsverhältnisse, die einen kontinuierlichen und förderlichen Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden auf allen Ebenen ermöglichen. Durch einen hohen Praxisbezug sowie die Konzentration in Stärkefeldern (z.B. Informatik, Informationstechnik, technische Mathematik) bieten technische Studien vielfältige Möglichkeiten. Im Zuge eines Auslandssemesters, bei einem Joint oder Double Degree sowie während einer Summer School können zusätzlich viele neue Erfahrungen im Ausland gesammelt werden! Mehr