Mehr Autonomie führt nicht zu stärkerem Führungsverhalten bei Schulleiter:innen: Outstanding Paper Award für Stefan Brauckmann-Sajkiewicz
In seinem nun ausgezeichneten Paper hat Stefan Brauckmann-Sajkiewicz gemeinsam mit David Kemethofer, Christoph Weber und Petros Pashiardis untersucht, wie sich mehr Schulautonomie und Rechenschaftspflicht in den Bildungssystemen auf das Führungsverhalten der Schulleiter:innen auswirken.
In der Bildungssystemsteuerung gibt es zwei Instrumente, die vielerorts zum Einsatz kommen: Schulen müssen einerseits mehr Rechenschaft über ihre Leistungen ablegen und erhalten andererseits zunehmend mehr Autonomie bei der Gestaltung. Das Forschungsteam, dem auch Stefan Brauckmann-Sajkiewicz (Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung der Universität Klagenfurt) angehört, hat Daten aus mehreren Ländern verglichen und dabei überraschende Erkenntnisse gewonnen.
„Wir können recht klar sehen: Mehr Autonomie führt in Schulen nicht zu mehr Führung“, stellt Stefan Brauckmann-Sajkiewicz fest. Wie ein:e Schulleiter:in eine Schule führt, hängt oft von einem historisch gewachsenen Rollenverständnis ab, das sich über lange Zeiträume tradiert. Stefan Brauckmann-Sajkiewicz betont: „Es dauert, bis man sich an ein neues Verständnis gewöhnt. Die zunehmend stärkere Autonomie schlägt sich noch nicht so schnell auf das Führungsverhalten nieder.“
Einen deutlicheren Zusammenhang sieht das Forschungsteam allerdings zur Rechenschaftspflicht an Schulen, die unter anderem daran sichtbar wird, dass Bildungsstandards an Schulen überprüft werden. Die so genannte accountability führt zu einer Zunahme eines starken Führungsstils durch Schulleiter:innen.
„Schulen laufen nicht auf Autopilot; egal ob mit mehr oder weniger Autonomie“, so Stefan Brauckmann-Sajkiewicz, der weiter ausführt: „Gute Schulleiter:innen sehen sich ihre Organisationen jeden Tag genau an und spüren auch mit weniger Autonomie Freiräume auf, in denen sie ihre Institutionen produktiv gestalten können.“
Den Outstanding Paper Award erhielten David Kemethofer (Pädagogische Hochschule Oberösterreich), Christoph Weber (Pädagogische Hochschule Oberösterreich und Universität Linz), Stefan Brauckmann-Sajkiewicz (Universität Klagenfurt) und Petros Pashiardis (University of Cyprus, Latsia) für ihre Publikation unter dem Titel „Examining the trident: how data from the PISA study can be used to identify associations among context, school leadership and student outcomes“ im Journal of Educational Administration.