Mehr als 6% der Kinder weltweit erleben erzwungenen Geschlechtsverkehr: Großangelegte Meta-Analyse zeigt Häufigkeit von sexueller Gewalt gegen Kinder
165 Studien mit den Daten von rund 960 000 Kindern aus 80 Ländern wurden von einem Forschungsteam, dem Antonio Piolanti und Heather Foran (Abteilung für Gesundheitspsychologie, Global Mental Health & Health Psychology Research Group, Universität Klagenfurt) angehören, untersucht. Die Studie wurde am 13. Jänner im hoch renommierten Journal JAMA Pediatrics veröffentlicht.
Das Forschungsteam hat für seine Analyse 165 Studien mit den Daten von 958 182 Kindern aus 80 Ländern herangezogen, um die Häufigkeit von sexueller Gewalt gegen Kinder zu beziffern.
Sexuelle Belästigung während des bisherigen Lebens kam mit einer Rate von 11,4 % am häufigsten vor, gefolgt von sexueller Kontakt-Gewalt mit einer Rate von 8,7 %. Darüber hinaus gaben 6,1 % der Kinder an, in ihrem Leben bereits erzwungenen Geschlechtsverkehr erlebt zu haben, und 1,3 % berichteten, dass ihnen dies im vorangegangenen Jahr widerfahren ist. Die Raten für vollzogenen erzwungenen Geschlechtsverkehr rückblickend auf das bisherige Leben waren bei Mädchen (6,8 %) höher als bei Jungen (3,3 %). Antonio Piolanti fasst zusammen: „Wir fanden beträchtliche Unterschiede zwischen den Regionen und Ländern bei der gemeldeten Prävalenz von sexueller Gewalt. Ein höheres Alter der Kinder, ein niedrigeres nationales Einkommensniveau und die Verwendung von schulbasierten Erhebungen wurden in einigen explorativen Analysen mit höheren Raten sexueller Gewalt, über die berichtet wurde, in Verbindung gebracht.“
„Das Ergebnis unserer Studie sind nicht nur erschreckend hohe Zahlen, wie viele Kinder sexuelle Gewalt erleiden müssen“, so Antonio Piolanti, der als Erstautor die Studie Global Prevalence of Sexual Violence Against Children. A Systematic Review and Meta-Analysis in der hoch renommierten Zeitschrift JAMA Pediatrics veröffentlicht hat. Er führt weiter aus: „Sie zeigt uns auf, dass wir für einzelne Bereiche deutlich zu wenig wissen. Wir brauchen dringend mehr Daten über bisher wenig untersuchte Regionen. Weniger Beachtung fand bisher auch die sexuelle Gewalt gegen Buben. Ebenfalls substanziell hohe Raten beim Missbrauch von Buben zeigen uns, dass wir auch hier genauer hinblicken sollten.“
„Die Weltgesundheitsorganisation hat bereits festgestellt, dass die Gesetze zur Bekämpfung sexueller Gewalt gegen Kinder in vielen Ländern unzureichend durchgesetzt werden. Wichtig ist aber zu betonen, dass diese Gewalt verhindert werden kann“, so Antonio Piolanti weiter. Angesichts der verschiedenen Arten von sexueller Gewalt, nach denen in der vorliegenden Studie im Gegensatz zu bisher veröffentlichten Meta-Analysen differenziert wurde, empfiehlt das Forschungsteam politischen Entscheidungsträgern, sich auf die Lebenszeitprävalenzraten von erzwungenem Geschlechtsverkehr zu konzentrieren. Generell sei es dringend nötig, mehr systematische und standardisierte Datensammlungen zu ermöglichen, besonders in jenen Regionen, für dies es bisher noch keine Daten gibt.
Antonio Piolanti, Iason E. Schmid, Fabian J. Fiderer, Catherine L. Ward, Heidi Stöckl & Heather M. Foran (2025). Global Prevalence of Sexual Violence Against Children. JAMA Pediatrics, doi: 10.1001/jamapediatrics.2024.5326