Linguistischer Blick auf Fragen im Coaching
Fragen sind von zentraler Bedeutung in helfenden Berufen. Ein neues Projekt unter dem Titel „Questioning Sequences in Executive Coaching“ analysiert Fragepraktiken im systemisch-lösungsorientierten berufsbezogenen Coaching. Das Forschungsteam unter der Leitung von Eva-Maria Graf, das in Österreich, Deutschland und in der Schweiz arbeitet, wird unter anderem vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF finanziert.
Coaching als helfendes Format beruht auf der sprachlichen Interaktion von Coach und Klient*in, es behandelt berufsbezogene Probleme und zielt dabei auf Veränderung bei Klient*innen. Obwohl Coaching in der westlichen Welt signifikant an Bedeutung zunimmt, ist seine wissenschaftliche Fundierung immer noch mangelhaft. Die Untersuchung von Fragesequenzen als wesentliche Interventionspraktik stellt dabei eine zentrale Forschungslücke dar.
Das Projekt wird von Eva-Maria Graf (Institut für Anglistik und Amerikanistik) geleitet. Es adressiert unter anderem folgende Forschungsfragen: „Was sind die coachingspezifischen Funktionen von Fragen? Wie häufig kommen die verschiedenen Fragetypen vor und wie ist der Zusammenhang zwischen ihrer Häufigkeit und ihrer lokalen und globalen Wirksamkeit?“ Ziel des Projekts ist die Entwicklung einer coachingspezifischen Typologie von Fragesequenzen und die Untersuchung ihrer Veränderungspotenziale.
Als Daten werden authentische Coachingprozesse auf Video aufgezeichnet und linguistisch transkribiert. In einem mixed-methods Forschungsdesign werden qualitative linguistische (Konversationsanalyse, Gesprächsanalyse) und qualitative/quantitative psychologische Methoden (Qualitative Inhaltsanalyse, Deskriptive Statistik) kombiniert.
Das internationale Forschungsteam besteht aus zwei Linguist*innen (Eva-Maria Graf, Österreich, Thomas Spranz-Fogasy, Deutschland), einem Psychologen (Hansjörg Künzli, Schweiz) und bietet drei Nachwuchswissenschaftler*innen die Möglichkeit zu promovieren. Graf und Künzli sind zudem ausgebildete Coaches.