Erdbeben | Foto: burnstuff2003/Fotolia.com

Lebensrettende Kommunikation in Katastrophenfällen

In Katastrophenfällen wie bei Erdbeben bricht häufig die Kommunikationsinfrastruktur zusammen. Gleichzeitig sind Informationen aus dem Katastrophengebiet essenziell für die Einsatzkräfte, um wirksam und rasch helfen zu können. ForscherInnen arbeiten an Werkzeugen, die diese Lücke schließen.

„Grundsätzlich geht es darum, die Kommunikationsinfrastruktur, trotz beispielsweise ausgefallener Sendemasten, aufrecht zu halten“, so Projektleiter Hermann Hellwagner (Institut für Informationstechnologie). Im EU-FP7-Projekt BRIDGE bemühten sich die Technikerinnen und Techniker in den vergangenen vier Jahren darum, eine Ad-hoc-Netzwerk-Infrastruktur aufzubauen, die in solchen Fällen den Datenaustausch zwischen Katastrophenopfern und Helfern innerhalb und auch zu Einsatzkräften außerhalb des betroffenen Gebiets ermöglicht. Ergebnisse dazu wurden kürzlich unter anderem in der Dissertation von Christian Raffelsberger vorgestellt.

In Ergänzung zur direkten Kommunikation der HelferInnen und Hilfsorganisationen können Daten aus Sozialen Medien wie Twitter und Youtube aus dem Katastrophengebiet die Einsatzkräfte dabei unterstützen, das Ausmaß der Situation aus der Ferne besser einzuschätzen. Hellwagner erläutert dazu: „Es kann aber niemand alle Fotos, Tweets und Videos persönlich ansehen und dahingehend analysieren, inwiefern diese für eine Gesamteinschätzung nützlich sein können.“ Daher brauche es ein Tool, das eine automatische Analyse solcher Daten im Zusammenspiel mit anderen Live-Daten vornehmen kann. Die Erstellung eines Gesamt-Situationsberichts müsse dabei besonders schnell erfolgen. Relevante Informationen von irrelevanten Daten zu unterscheiden, ist also wesentlich. In der Dissertation von Daniela Pohl, die von Hellwagner im Rahmen des Projekts betreut wurde, ist es gelungen, Verfahren und Werkzeuge zu entwickeln, die wichtige Ereignisse oder betroffene Lokationen (semi-)automatisch aus Aktivitäten in Sozialen Medien erkennen und etwa der Einsatzleitung präsentieren können. Relevante von irrelevanten Daten zu unterscheiden, lernt das System dabei mit Unterstützung des Feedbacks der NutzerInnen (active learning).

Die Arbeiten und Ergebnisse (beider DoktorandInnen) wurden hochwertig und vielseitig publiziert wurden. Das EU-FP7-Projekt BRIDGE „Bridging resources and agencies in large-scale emergency management“ lief insgesamt über vier Jahre mit einem Finanzvolumen von rund 18 Millionen Euro. Die Alpen-Adria-Universität ist eine von 14 Konsortium-Partnern aus Industrie und Wissenschaft aus Norwegen, den Niederlanden, Schweden, Deutschland, Großbritannien, Österreich und der Schweiz.