„La dolce vita“ & „No Sex Please: We’re British“: Tagung zum erotischen Film in Italien und England
Zur Geschichte des erotischen Films gibt es, wie Angela Fabris und Jörg Helbig feststellen, gravierende Forschungslücken. Eine fundierte oder gar umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung hat bisher nicht stattgefunden. Das Forschungsteam fokussiert nun auf den italienischen und britischen erotischen Film und lädt dazu vom 9. bis 11. November 2017 zu einer internationalen Tagung an die Alpen-Adria-Universität.
Erotik ist in der mitteleuropäischen Kultur schon lange kein Tabu mehr, wird sie doch in Medien wie Literatur, Presse oder Bildender Kunst sehr offen präsent. „Lediglich das Kino weicht dem Thema in anachronistischer Weise aus, als ob es eine völlig entgegengesetzte Moral besäße. Möglicherweise hemmt dies auch die akademische Diskussion, jedenfalls existieren solche Berührungsängste in der Filmwissenschaft viel stärker als in den Kunst- und Literaturwissenschaften“, führt Jörg Helbig (Institut für Anglistik & Amerikanistik) aus, der gemeinsam mit Angela Fabris (Institut für Romanistik) die Tagung „Cinerotic: Eroticism in Films and Video Games“ leitet.
Helbig und Fabris arbeiten seit Jahresbeginn an einem Forschungsprojekt, in dem es ihnen um die Erschließung von Forschungslücken zum erotischen Film in Italien und England geht. Zur Auswahl dieser beiden Länder erläutert Fabris: „Wir wollen wissen, ob es in der filmischen Darstellung erotischer Inhalte kulturspezifische Unterschiede gibt. Es drängen sich hier einige Klischees auf: Auf der einen Seite Italien, das Land der Sinnlichkeit und Lebensfreude, auf der anderen Seite England, das Land der Zurückhaltung und Prüderie. Symptomatisch hierfür erscheinen Filmtitel wie Fellinis La dolce vita und Cliff Owens No Sex please: We’re British. Aber treffen diese Klischees wirklich zu? Das ist eine der Fragen, denen wir nachgehen wollen.“
In rund 20 Vorträgen werden sich bei der Tagung Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Österreich, Italien, Deutschland, Großbritannien, Spanien und Serbien verschiedenen Aspekten des erotischen Films in Italien und England widmen. Das Programm behandelt unter anderem Filme von Michelangelo Antonioni, Stanley Kubrick, Pier Paolo Pasolini, Dario Argento und Michael Winterbottom. Eröffnet wird die englischsprachige Veranstaltung am 9. November mit einem Workshop zum Thema Erotik in Videospielen.
Die Klagenfurter Konferenz ist Teil einer länderübergreifenden Doppeltagung. Der erste Teil findet vom 27. bis 28. Oktober an der Universität Kassel zum Thema „Erotik in Literatur und Theater“ statt.
Hier das Programm der Klagenfurter Tagung:
Thursday, 9 November 2017
Registration office open 14.00-18.00
Section 1: Eroticism in Videogames
Chair: Angela Fabris & Jörg Helbig
15.00: Felix Schniz (Alpen-Adria-Universität Klagenfurt)
For(e)Play: Remediations of Ludic Intercourse
15.20: René Schallegger (Alpen-Adria-Universität Klagenfurt)
The Casanova Fallacy – Videogames and Erotic Agency
15.40: Discussion
16.00-18.30: Armin Lippitz, Felix Schniz
Video Game Lab – an interactive workshop
Friday, 10 November 2017
Registration office open 8.00-16.00
9.00 Conference Opening
9.15 Keynote: Susanne Bach (Universität Kassel)
From erotikos to sexout – Literary Knowledge about Eroticism
Section 2: Erotic Cinema – United Kingdom
Chair: Jörg Helbig & Angela Fabris
10.00: Beth Johnson (University of Leeds)
Sex, Drugs and Rock and Roll: Michael Winterbottom’s 9 Songs
10.20: Mark Schreiber (Alpen-Adria-Universität Klagenfurt)
„No Sex, please!“ Sex and the Erotic in British and Irish Film and Television from the 1950s to the Present
10.40: Discussion
11.10: Willem Strank (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)
Of Sex Objects and Sex Subjects: Eroticism and Coming of Age in Jerzy Skolimowskis Deep End
11.30: Ina Paul-Horn (Alpen-Adria-Universität Klagenfurt)
Stanley Kubrick’s Eyes Wide Shut: Between Dreaming and Awakening
11.50: Discussion
Section 3: Erotic Cinema – Italy
Chair: Susanne Bach
14.00: Jörg Helbig (Alpen-Adria-Universität Klagenfurt)
„Neither erotic nor vulgar“: How Michelangelo Antonioni Sexed up British Cinema
14.20: Angela Fabris (Alpen-Adria-Universität Klagenfurt)
Saffo e Priapo and the Beginnings of Erotic Cinema in Italy
14.40: Giovanna Maina (Università di Sassari) & Federico Zecca (Università degli Studi di Bari)
Italian Sex Comedies of the 1970s
15.00: Discussion
Chair: Angela Fabris & Jörg Helbig
15.30: Manlio Gomarasca (Chief Editor of Nocturno Cinema)
Spaghetti alla puttanesca: A Journey into the World of Italian Sexploitation Cinema
15.50: Marija Tepavac (Alpen-Adria-Universität Klagenfurt)
Sex and Violence in Pier Paolo Pasolini’s Salò
16.10: Discussion
16.20: End of day two
Saturday, 11 November 2017
Registration office open 8.30-10.30
Section 4: Erotic Cinema – Italy
Chair: Susanne Bach
9.00: Valentina Re (Università di Roma)
“We love beautiful ladies, and how!”: Cinema nuovo and the History of Italian Cinematic Eroticism
9.20: Jose Alejandro Melero Salvador (Universidad Carlos III de Madrid)
Censoring Sex in Spanish-Italian Coproductions
9.40: Discussion
Section 5: Eroticism and Pornography
Chair: Angela Fabris & Jörg Helbig
10.20: Angela Krewani (Philipps-Universität Marburg)
Video as a ‚Body Medium‘: Feminist Videos of the 1970s and Alternative Erotica
10.40: Michael Fuchs & Elisabeth Schneider (Karl-Franzens-Universität Graz)
SeXXXing Star Wars: Porning Star Wars in the Adult Film Industry and in Fan Practice
11.00: Nicole Duller (Alpen-Adria-Universität Klagenfurt) & Joan Ramon Rodriguez Amat (Sheffield Hallam University)
What About Sex with Robots? Sex Machines, Eroticism and Porn
11.20: Discussion
11.30: End of conference