Kreislaufwirtschaft in bestehende ökonomische Modelle integrieren

Das Konzept der Kreislaufwirtschaft sieht vor, Ressourcen nachhaltig zu nutzen und so Umweltbelastungen zu reduzieren. Obwohl die Idee der Kreislaufwirtschaft mittlerweile weit verbreitet ist und häufig im politischen Diskurs bemüht wird, bleibt unklar, welche ökonomische Bedeutung und präzise Definition sie über die gängigen, oft oberflächlichen Aussagen hinaus hat. Das möchten Paul Schweinzer (Universität Klagenfurt) und Zaifu Yang (University of York) nun ändern: Sie suchen im vom FWF geförderten Projekt „Circular Competitive Equilibrium“ eine Antwort darauf, wie die Idee der Kreislaufwirtschaft mit den gut entwickelten ökonomischen Konzepten des dezentralen Wettbewerbs und des Privateigentums kombiniert werden kann.

Viele Zentralbanken, staatliche und zwischenstaatliche Organisationen verwenden so genannte numerische allgemeine Gleichgewichtsmodelle, um politisch relevante Eigenschaften ihrer jeweiligen Volkswirtschaften zu untersuchen bzw. vorherzusagen. „Diese Modelle können bisher die Ideen der Kreislaufwirtschaft nicht hinreichend abbilden. Wir wollen daher die theoretischen Rahmenbedingungen dieser Modelle erweitern, damit sie auch Aussagen über die Effekte der Kreislaufwirtschaft ermöglichen“, erklärt Paul Schweinzer, Projektleiter des auf eine Laufzeit von drei Jahren ausgerichteten Projekts.

Die Herausforderungen sind dabei vielfältig: Allgemeine Gleichgewichtsmodelle fokussieren üblicherweise auf den Fluss von Waren und Dienstleistungen. Abfallströme oder Nebenprodukte werden in der Regel nicht berücksichtigt, sie sind aber für die Kreislaufwirtschaft essenziell. Darüber hinaus basieren die Gleichgewichtsmodelle auf den Konzepten des dezentralen Wettbewerbs und des Privateigentums, wohingegen viele Ressourcen, wie beispielsweise Wasser oder Luft, öffentliche oder gemeinsame Eigentumsstrukturen haben.

„Wir definieren in unserem Ansatz Ressourcen auf eine universelle ökonomische Art und erweitern das mikroökonomische Standardinstrumentarium des allgemeinen Gleichgewichtsmodells, indem wir so genannte ‚Produktions- und Konsumhandlungen‘ als Kernbestandteile definieren und integrieren. Im Gegensatz zu den ökonomischen Standardkonzeptionen von Konsum und Produktion wandeln diese Handlungen Ressourcen in individuellen Nutzen und Gewinn um, beeinflussen dabei jedoch auch andere Elemente der universellen Ressourcenmenge, indem sie (unbeabsichtigte) Nebenprodukte und Abfälle erzeugen. Die individuelle Optimierung führt dann zu dem, was wir als ‚Zirkuläres Wettbewerbsgleichgewicht‘ bezeichnen. Auf dieser neuen methodologischen Grundlage möchten wir Konzepte wie (unvollständige) ökonomische Kreisläufe, Ressourcenoptimalität, Nachhaltigkeit und beschränkte Effizienz definieren und bestimmen, in welchen Zusammenhängen diese erreichbar sind“, erläutert Paul Schweinzer den Kern des Forschungsprojekts.

Ziel des Projekts ist es, eine geeignete Definition von Kreislaufwirtschaft in die bestehende allgemeine Gleichgewichtstheorie zu integrieren, sodass das umfangreiche Wissen des Fachgebiets, das im letzten Jahrhundert entwickelt wurde, für eine ökologische Umsetzung genutzt werden kann.

Das Projekt „Circular Competitive Equilibrium“ startet mit Oktober 2025 und wird vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF gefördert.