Kostbarkeiten aus der Bibliothek 5: Hermann Broch. Die Wiener Bibliothek
Die Privatbibliothek des Wiener Schriftstellers Hermann Broch („Die Schlafwandler“) ist heute Teil der Klagenfurter Universitätsbibliothek. Über deren abenteuerlichen Weg von Wien über New York nach Klagenfurt und die mühevolle Aufarbeitung des wertvollen Bestands wird Klaus Amann am 22. September anlässlich der Ausstellungseröffnung in der Reihe „Kostbarkeiten aus der Bibliothek“ berichten.
Am 13. März 1938, dem Tag nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Österreich, wurde der österreichische Schriftsteller Hermann Broch (1886-1951) in Bad Aussee verhaftet und inhaftiert. Nach seiner Freilassung floh Broch in die USA. Seine Bibliothek, aufgeteilt auf zwei Standorte, blieb in Wien zurück. 1951 gelang es dem Sohn Brochs, einen Teil der Bücher nach New York zu verschiffen, doch während die Bücher auf dem Atlantik waren, starb Broch.
Über den Buchhändler Theo Feldmann gelangten die mehr als zweitausend Bände aus den Bereichen Philosophie, Geschichte, Soziologie, Psychologie, Literatur und Kunstgeschichte an die Library for Political Studies in New York. Deren Gründer und Financier Joseph Buttinger (1906-1992) vermachte 1971 seine gesamte, rund 44.000 Bände umfassende Bibliothek der neugegründeten Hochschule für Bildungswissenschaften in Klagenfurt – darunter auch diese Broch-Bibliothek.
Der Bibliothekar Helmut Grote und der Literaturhistoriker Klaus Amann haben 1986-1989 die Broch-Bibliothek aus den Beständen der Buttinger-Bibliothek rekonstruiert und akribisch sämtliche handschriftlichen Lektüre- und Bearbeitungsspuren Hermann Brochs in den Bänden seiner ‚Wiener Bibliothek‘ dokumentiert. Das daraus entstandene kommentierte Verzeichnis dokumentiert das Netz an philosophischen und theoretischen Bezügen, die Hermann Brochs Werke mit dem abendländischen Denken seit der Antike verbinden.
Hermann Broch war der Sohn eines jüdischen Textilfabrikanten und leitete den väterlichen Betrieb in Teesdorf (NÖ), bevor er ab 1927 als freier Schriftsteller lebte. 1931/32 erschien sein erstes großes Romanwerk, die Trilogie „Die Schlafwandler“, in der er den Wertzerfall im Fin de Siècle beschrieb. Mit der Einschaltung philosophischer Monologe und wissenschaftlicher Essays erweiterte er den Romanbegriff. Im Exil in den USA entstand sein Hauptwerk „Der Tod des Vergil“, der ihm internationale Anerkennung brachte. Der Autor behandelt in diesem Roman die moralische Verantwortung der Kunst im Zeitalter des Totalitarismus.
Die Ausstellung präsentiert ausgewählte Kostbarkeiten aus der Broch-Bibliothek und verweist damit auch auf die große Kostbarkeit Buttinger-Bibliothek. Die Eröffnung findet am Dienstag, 22. September, um 11:30 im Zeitschriftenlesesaal der Universitätsbibliothek statt.
Informationen zur Reihe und zur aktuellen Ausstellung finden Sie unter www.aau.at/ub.