Strommasten in der Abendsonne | Foto: focus finder/fotolia.com

Klimapolitik und erneuerbare Energien haben trotz COVID-19 weiterhin hohen Stellenwert für die österreichische Bevölkerung

Eine im Juni dieses Jahres durchgeführte Studie zum Thema erneuerbare Energien von Universität Klagenfurt, WU Wien, Deloitte Österreich und Wien Energie liefert ein klares Bild zur Stimmungslage der österreichischen Bevölkerung inmitten der Corona-Krise. Die Akzeptanz für erneuerbare Energien ist trotz COVID-19-Pandemie anhaltend hoch. Immer mehr Menschen fordern klima- und energiepolitische Maßnahmen. Allerdings bezweifelt rund ein Viertel der Österreicher*innen, dass sich die Politik nachhaltig für den Klimaschutz einsetzt. Die Konsument*innen wollen auch selbst einen aktiven Beitrag leisten: Das Interesse an Elektromobilität und nachhaltigen Produkten ist ungebrochen.

Im Mai wurden die Ergebnisse der letzten Studie zu erneuerbaren Energien kommuniziert. Aufgrund der durch COVID-19 veränderten Situation wurden im Juni mit finanzieller Unterstützung des Vereines zur Förderung der Wirtschaftswissenschaften und des Forschungsrats der Universität Klagenfurt erneut über 1.000 Personen befragt. Das für die österreichische Bevölkerung repräsentative Ergebnis überrascht besonders in einem Punkt: Die Österreicher*innen sind auch mitten in der schwersten Wirtschaftskrise seit Ende des zweiten Weltkrieges den erneuerbaren Energien gegenüber sehr positiv eingestellt. Und: Die globale Klimakrise bereitet jetzt mehr Sorgen denn je.

Immer mehr Fürsprecher für klimapolitische Maßnahmen

Die Mehrheit der Befragten geht davon aus, dass der Klimawandel negative Auswirkungen auf das Leben aller haben wird und diese bereits spürbar sind. Rund 60 % befürworten daher die Verankerung des Klimaschutzes als Staatsziel in der Bundesverfassung. Eine Mehrheit von 57 % unterstützt außerdem eine Ökologisierung des Steuersystems. Aber rund ein Viertel bezweifelt, dass die Politik tatsächlich konkrete Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreifen wird.

„Die Umfrageergebnisse belegen ein gestiegenes Verantwortungsbewusstsein der Österreicherinnen und Österreicher. Die Zahl derer, die im privaten Umfeld Maßnahmen zum Klimaschutz setzen wollen, ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen“, erklärt Nina Hampl, Studienautorin der Universität Klagenfurt. „So verzichten immer mehr Menschen, wohl auch aufgrund der geltenden Einschränkungen und von Home Office, bewusst auf die Nutzung des eigenen PKWs oder wählen Urlaubsziele, für die keine Anreise mit dem Flugzeug notwendig ist“, ergänzt Robert Sposato, Studienautor der Universität Klagenfurt.

Generell wollen die Konsument*innen, dass im Transportbereich in ganz Europa Maßnahmen zum Klimaschutz gesetzt werden: Während im Vorjahr 50 % die Einführung einer EU-weiten Kerosinbesteuerung unterstützten, pflichten dieser nun bereits 58 % der Befragten bei.

Klimakrise bleibt Sorgenkind Nummer Eins

Die Klimakrise beunruhigt die Österreicher*innen trotz der COVID-19-Pandemie weiterhin. Knapp die Hälfte der Befragten sieht in der Klimakrise eine vergleichsweise größere Gefahr für das Wohlergehen der Menschen in den nächsten zehn Jahren. Allerding stehen 83 % dem derzeitigen positiven Klimaeffekt, der durch die COVID-19-Einschränkungen herbeigeführt wurde, skeptisch gegenüber. Ohne wirksame Investitionen in den Klimaschutz ist für mehr als die Hälfte die nächste Krise vorprogrammiert.

„Wirtschaftliche Konjunkturpakete müssen möglichst nachhaltig wirksam sein und unbedingt im Einklang mit den Klimazielen stehen“, erklärt Michael Strebl, Geschäftsführer von Wien Energie. „Das Umdenken in der Bevölkerung hat bereits begonnen: Gerade der Konsum nachhaltig bereitgestellter Güter ist während des Lockdowns gestiegen. Jetzt braucht es entsprechende Weichenstellungen der Politik und Investitionen der Wirtschaft. Mehr Förderungen bei E-Mobilität und die Umsetzung bereits geplanter Erleichterungen auf diesem Wege – etwa für E-Ladestellen in Garagen – sind ein wichtiger erster Schritt.“

COVID-19 befeuert Klimadebatte

Im Jahresvergleich befürworten noch mehr Menschen die Forderungen der „Fridays for Future“-Bewegung: 83 % meinen, dass die Politik entsprechende Rahmenbedingungen schaffen muss, um klimafreundliches Handeln einfach und kostengünstig zu machen. Auch für Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich, hat die COVID-19-Krise die Wichtigkeit des Klimaschutzes verdeutlicht: „Die Klimakrise hat durch die Pandemie keineswegs an Bedeutung verloren – viel mehr unterstreicht sie die Notwendigkeit für rasches Handeln.“

Elektrofahrzeuge liegen im Trend

Das Interesse an Elektroautos ist hierzulande verglichen mit den Umfrageergebnissen vom Vorjahr anhaltend hoch. „Auch in der Krise können sich 43 % den Kauf eines Elektroautos vorstellen. Das ist ein Beleg für die immer größere Beliebtheit, die durch wachsende Auswahl und steigende Reichweite der Modelle verstärkt wird“, betont Deloitte Experte Gerhard Marterbauer. „Die seit Juli geltende neue Förderung für Elektroautos hat ebenfalls einen positiven Effekt und kurbelt die Autobranche auf nachhaltige Weise wieder an.“

Informationen zur Studie

Die vorliegende Studie basiert auf Daten von sechs repräsentativen Befragungen der österreichischen Bevölkerung von 18 bis 70 Jahren im Juni 2020 (1.043 Befragte), Oktober/November 2019 (1.014 Befragte), Oktober/November 2018 (1.014 Befragte), Oktober 2017 (1.006 Befragte), Oktober 2016 (1.000 Befragte) und Oktober 2015 (1.014 Befragte).

Link zur Studie