Kerstin Kulterer-Prodnik und ihr Sprung in die Selbstständigkeit
Kerstin Kulterer-Prodnik hat an der AAU Angewandte Psychologie studiert. Anfang 2018 wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnete ihre eigene Praxis in Villach. Im Interview erzählt sie von ihren Studientagen in Klagenfurt, wer sie inspiriert hat und gibt heutigen Studierenden wertvolle Tipps mit auf den Weg!
Können Sie sich noch an Ihre erste Woche an der AAU erinnern?
Alles war so groß, natürlich neu und verwirrend. Ich war furchtbar aufgeregt und freute mich riesig, auf all das Wissen und die Vorlesungen, in denen es vermittelt werden würde. Amüsant waren auf jeden Fall die vielen verschiedenen Menschen, die man tagtäglich an der Uni traf. Das Beste allerdings war die Selbsterfahrung, wenn man sich alles selber organisieren muss und ganz plötzlich sein vollkommen eigenes, autarkes Leben gestalten und leben kann.
Was haben Sie studiert und würden Sie heute nochmal dasselbe studieren?
Psychologie. Heute würde ich es wahrscheinlich nicht mehr studieren, weil sich die gesamte Ausbildungssituation in diesem Bereich stark verändert hat. Ich würde vielleicht Pharmakologie oder Mikrobiologie studieren, wer weiß…
Warum haben Sie an der AAU studiert, was waren damals Ihre Beweggründe?
Damals wollte ich unbedingt Psychologie studieren und habe mich über die verschiedenen Möglichkeiten in Österreich informiert. Graz wäre vielleicht noch eine Stadt gewesen, in der ich gerne studiert hätte, aber das dortige Studium der Psychologie überzeugte mich nicht. Das Studium in Klagenfurt hatte einen ausgezeichneten Ruf und natürlich schien es sehr praktisch hier zu studieren. So kam es dann auch dazu. Die 5 Studienjahre in Klagenfurt habe ich wirklich sehr genossen.
Wie sind Sie bei Ihrer heutigen Tätigkeit gelandet? Wie hat sich Ihre Karriere entwickelt?
Es gab viele Stationen meiner Karriere bis ich schlussendlich da gelandet bin, wo ich jetzt bin und die beste Art zu arbeiten ist für mich nun die Selbstständigkeit. Nach dem Studium habe ich gleich den Klinischen und Gesundheitspsychologen angeschlossen und zum Glück auch einen sehr guten Praktikumsplatz bekommen. Dieser hat mich sehr umfassend ausgebildet und mir den Zugang zu einem großen Netzwerk ermöglicht. Auch die Mitarbeit an Projekten haben meinen Erfahrungsschatz erweitert und waren auch für mein berufliches Weiterkommen unerlässlich. Nach der Geburt meiner ersten Tochter habe ich begonnen auf selbständiger Basis zu arbeiten. Als Projektmitarbeiterin konnte ich mir die Zeit familienfreundlich einteilen und über die Jahre immer mehr Aufgaben übernehmen.
Und dann haben Sie den Sprung in der Selbstständigkeit gewagt?
Ja, durch eine Vielzahl an Aus- und Weiterbildungen konnte ich mich beruflich immer besser positionieren, so dass ich mit Anfang des Jahres 2018 meine eigene Praxis eröffnete. Ich hatte dabei wirklich großes Glück, denn ich konnte mich in eine etablierte Gemeinschaftspraxis in Villach einmieten und hatte von Anfang an einen guten Zulauf an Klienten. Dank eines durch die Jahre aufgebauten Netzwerks an KollegInnen aus den verschiedensten Richtungen, bekam ich immer wieder Zuweisungen und Anfragen neuer Klienten. Und so lebe ich nun in Villach und kann meine Arbeitsstelle, zu Fuß oder mit dem Fahrrad in wenigen Minuten erreichen. Es ist ein wahnsinnig tolles Gefühl und ich bin wirklich mehr als dankbar, so viel Glück und Erfolg in meinem beruflichen Leben zu erfahren.
Wie sieht Ihr beruflicher Alltag aus?
In meiner Praxis habe ich mich besonders auf Themen der Schwangerschaft, Geburt und Mutterschaft spezialisiert. Hier biete ich als Psychologin Beratung u. a. in den Bereichen Kinderwunsch, vorgeburtliche Bindungsförderung, Pränataldiagnostik, Geburtstrauma sowie Fehl- und Frühgeburten an. Zudem arbeite ich mit der Methode der klinischen Hypnose bzw. Hypnotherapie, zu welcher ich gerade die Ausbildung in Wien absolviere und behandle dabei vor allem Menschen mit chronischen Schmerzen, Ängsten, Panikattacken und psychosomatischen Erkrankungen. Ein großer Themenbereich ist auch die Kinder-, Jugend- und Familienpsychologie. Dort bin ich in der Elternberatung tätig.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Job?
Das Schöne ist, dass mein beruflicher Alltag sehr vielfältig ist und die verschiedensten Menschen mit unterschiedlichen Problemen zu mir in die Praxis kommen. Die Termine verwalte ich selbst und teile mir die Woche selbstständig ein. Kein Tag ist wie der andere und so bin ich stets ein Stückchen mehr in meiner beruflichen Rolle gewachsen. Man lernt nie aus und bleibt nie stehen und wenn man möchte, nimmt man sich mal einfach so den Tag frei. Das ist das, was mir besonders an meinem Job gefällt.
In wie fern hat Sie das Studium auf Ihre heutige Tätigkeit vorbereitet?
Das Studium hat mich v.a. in meiner Selbständigkeit geschult und vorbereitet. Von Anfang an alles selber organisieren zu müssen und für das Vorankommen im Studium selbst verantwortlich zu sein, hat mich auf jeden Fall gut vorbereitet und mich für das Leben als selbständige Psychologin mit allem ausgerüstet, was wichtig ist.
Außerdem haben mich die Jahre an der AAU persönlich stark weiterentwickelt, weil man so vieles erlebt und lernt, so vielen verschiedenen Menschen begegnet und sich dabei immer in einem sehr freundlichen und überschaubaren Umfeld bewegt. Man fühlt sich nicht anonym und klein, wie an einer riesigen Uni mit zigtausenden Studierenden.
Haben Sie ein Auslandssemester absolviert oder haben Sie im Ausland Berufserfahrung gesammelt?
Ja, ich habe nach meinem Abschluss für drei Monate in einem Lehrkrankenhaus der Berliner Charité gearbeitet. Das war im Rahmen des Leonardo da Vinci Programms und eine unglaublich tolle und wertvolle Erfahrung für mich. Diese Zeit würde ich nie mehr missen wollen und es hat mir beruflich definitiv weitergeholfen.
Was vermissen Sie aus Ihrer Studienzeit?
Die Erfahrung, immer wieder neues Wissen und neue Menschen kennenzulernen. Die Freiheit und Unabhängigkeit, einfach so in den Tag reinleben zu können. Die unwahrscheinlich große Möglichkeit der Selbsterfahrung und -verwirklichung. Den Spaß und die vielen Partys und Treffen mit Freunden drumherum… So viel schöne Erinnerungen!
Was würden Sie heutigen Studierenden mit auf den Weg geben?
Lernt so viele Menschen wie möglich kennen und lernt vor allem VON IHNEN. Nie mehr im Leben hat man die Möglichkeit so viel Unterschiedliches kennenzulernen und davon kann man nur profitieren. Probiert alles Mögliche aus und genießt die Zeit des Studiums so gut ihr könnt. Es ist die beste Zeit eures Lebens und sie wird euch zu einem vollkommen neuen Menschen formen. Seid offen für neue Erfahrungen und geht nicht blindlings durchs Studium auf der Jagd nach ECTS-Punkten. Nehmt euch Zeit das Gelernte auch wirklich zu verinnerlichen, kritisch zu hinterfragen und eigene Hypothesen auszustellen. Nur so könnt ihr das Beste aus eurem Studium herausholen und am Ende mehr als nur einer von vielen sein!
Wort-Rap:
Ein glücklicher AAU-Moment war… natürlich die Sponsion, als mein Name und der Titel meiner Diplomarbeit aufgerufen wurden.
Aus Ihrer Studienzeit besitzen Sie noch? Sämtliche Studentenausweise.
Wer hat Sie inspiriert? Der jetzige Rektor und damals neue Professor an der psychologischen Fakultät, Oliver Vitouch.
Ihr Studium in 4 Worten: Sonne, Freunde, Spaß und Wissen.