Kärnten und China rücken zusammen
Etwa ein Fünftel der Weltbevölkerung kommt aus China, rund 1,5 Milliarden sprechen Mandarin, das Hochchinesisch. Wan Jie Chen, Leiter des Konfuzius-Instituts an der Universität Graz, zieht die Fäden zwischen Österreich und China in den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft und Tourismus. Durch eine Kooperation mit dem Konfuzius-Institut profitiert die Universität Klagenfurt.
Herr Chen, wieso wird der Wirtschafts- und Kulturraum China in Zukunft immer wichtiger?
Österreich und China haben etwas gemeinsam: Sie blicken auf eine lange Kultur und Tradition zurück – und dies verbindet. Wir können gegenseitig voneinander lernen. Der Kulturaustausch zwischen Asien und Europa sowie Österreich und China ist sehr wichtig. China ist heute die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und wächst rasant schnell. Eine Chance für die Unternehmen in Österreich, sich im chinesischen Markt zu etablieren. China nutzt diese Chance, und wir sollten das auch tun.
Was ist Ihre Rolle dabei?
ch sehe mich als interkulturelles Bindeglied zwischen Europa und China. 2010 habe ich das Konfuzius-Institut an der Universität Graz mitbegründet und leite dieses seit 2016. Mein Ziel ist es, Kooperationen mit China in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Kultur und Tourismus voranzubringen. Der Kulturaustausch zwischen Österreich und China ist mir besonders wichtig. Das soll sich nicht nur auf den Raum Steiermark begrenzen, sondern ich möchte die Kooperation auf Kärnten – auf die Universität Klagenfurt – ausweiten. Diesen „Verlobungsprozess“ haben wir bereits im Herbst durch die Vertragsunterzeichnung vollzogen.
Wie kann die Klagenfurter Universität davon profitieren?
Die Studierenden, aber auch Menschen, die gerne die chinesische Sprache erlernen möchten, können Sprachkurse belegen. Außerdem bekommen die Studierenden einen vertieften Einblick in die chinesische Wirtschaft und Kultur durch die am Campus Klagenfurt stattfindenden Kunst- und Kulturveranstaltungen sowie Business-Seminare. Im Fokus wird auch der Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit den besten fünf Universitäten in China sein. Hier werden wir versuchen, eine Zusammenarbeit auf dieser Ebene aufzubauen. Ich glaube, es ist besonders wichtig, dass unsere Kooperation innovativ und nachhaltig ist. Wir schaffen eine lokale Plattform für Studierende, Wissenschaftler und Menschen. Gemeinsam können wir in Kärnten viel machen.
Sie sind Direktor des Konfuzius-Instituts in Graz. Welche Aufgaben hat das Institut?
Das Konfuzius-Institut hat die Aufgabe, die chinesische Sprache und Kultur zu vermitteln oder, anders gesagt, Kulturaustausch. Es ist ein Bindeglied zwischen den österreichischen und chinesischen Bildungsinstitutionen. Wir wollen Ideen gemeinsam in Forschung und Lehre weiterentwickeln. Weltweit gibt es über 500 dieser Bildungsinstitutionen, mehr als 90 alleine in Europa. Die Verbreitung und Pflege der chinesischen Kultur stehen im Vordergrund, unterstützt durch viele Initiativen. Ich sehe das Institut als Brücke zwischen Österreich und China und möchte es daher auch anders positionieren als weltweit üblich. Die Sprach- und Kulturvermittlung ist ein Schwerpunkt, aber der wissenschaftliche Kontext steht ebenfalls im Zentrum und gehört mitberücksichtigt. Seit der Gründung des Instituts im Jahr 2010 ist mir das ein wichtiges Anliegen. Das Konfuzius-Institut öffnet Türen zu chinesischen Universitäten, Unternehmen und Institutionen.
Kann man Chinesisch eigentlich leicht erlernen?
Das schafft man locker (lacht). Wir haben am Institut über 3.200 Studierende, die bei uns Sprachkurse in unterschiedlichen Levels erfolgreich absolviert haben. Chinesisch ist nicht schwer zu lernen. Die chinesische Grammatik ist einfach und verständlich aufgebaut und es gibt beispielsweise keine Zeitformen oder Artikel. Die Sprache ist sehr bildlich und natürlich erfordert das Erlernen der Zeichen Geduld und Übung. Wenn man von Beginn an schreibt und liest, so macht man rasch Fortschritte. Denn immerhin ist chinesisch eine der meistgesprochenen Sprachen weltweit.
für ad astra: Lydia Krömer
China, das Tor zu Welt
Die Universität Klagenfurt bietet für alle Studierenden ab dem Sommersemester 2019 zusammen mit dem Konfuzius-Institut an der Universität Graz einen Chinesisch-Sprachkurs und weitere Aktivitäten an, unter anderem ein Summer Camp in China. Für Studierende und MitarbeiterInnen sind die Sprachkurse kostenlos, externe Interessierte sind ebenfalls willkommen und müssen einen Kostenbeitrag zahlen. Alle zwei Jahre werden zwei Studienplätze im Summer Camp des Konfuzius-Instituts vergeben. Die Studienreise führt an die Orte Peking, Shanghai und Zhenjiang und bietet Klagenfurter Studierenden die Chance, vertieft in die Chinesische Sprache, Kultur und das Wirtschaftsleben einzutauchen und Kontakte zu knüpfen.
Mehr unter: www.aau.at/sprachkurse/chinesisch
Eine Brücke zu China
Es ist das Ziel der mehr als 600 weltweit vertretenen Konfuzius-Institute, die Kenntnis der chinesischen Sprache und Kultur zu fördern, den Austausch in Wissenschaft und Bildung zu stärken und so auch einen Beitrag zum Aufbau und der Vertiefung freundschaftlicher Beziehungen zwischen China und anderen Ländern zu leisten. Ich freue mich, dass künftig auch die Studierenden und andere Angehörigen der Universität Klagenfurt von diesem Aufgabenspektrum profitieren können. Im Herbst des vergangenen Jahres sind wir mit dem an der Universität Graz angesiedelten Konfuzius-Institut eine Kooperation eingegangen, mit der Informationsveranstaltung am 17. Jänner an der Universität Klagenfurt konnte man einen ersten Eindruck von den vielfältigen Aktivitäten des Instituts bekommen. Es freut mich sehr, dass diese Veranstaltung auf ein derart großes Interesse gestoßen ist; auch die im kommenden Sommersemester angebotenen Chinesisch-Sprachkurse waren sofort gut gebucht. Abgesehen von den geplanten Vortrags-, Kunst- und Kulturveranstaltungen wird uns das Konfuzius-Institut auch bei der Anbahnung von Kontakten mit chinesischen Universitäten und anderen wissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Institutionen unterstützen. In besonderer Weise können aber unsere Studierenden von dieser Kooperation profitieren. Abgesehen von zusätzlichen Angeboten in der Lehre ist auch die Beteiligung an Summer Camps in Peking, Zhenjiang oder Shanghai vorgesehen, die vom Institut begleitet und unterstützt werden. Die Veranstaltung im Jänner war der Anfang: Ideen für einen noch intensiveren Austausch gibt es viele. Schon beim ersten Kontakt mit Chen und seinen Mitarbeiterinnen in Graz wurden einige entwickelt. Angedacht sind Angebote zu interkultureller Bildung, aber z. B. auch ein Drachenbootwettrennen am Wörthersee. Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, ein Stück China an die Universität Klagenfurt zu holen.
Doris Hattenberger
Vizerektorin für Lehre