Joseph Buttinger und sein Bibliotheksvermächtnis
1971 schenkte Joseph Buttinger (1906-1992) seine große Bibliothek im Umfang von rund 50.000 Werken der gerade erst gegründeten Klagenfurter Hochschule. Die Reihe Kostbarkeiten aus der Bibliothek widmet dem in die USA ausgewanderten österreichischen Sozialdemokraten und Schriftsteller mit engen Bezügen zu Kärnten die 15. Ausstellung.
Der Bestand der Klagenfurter Studienbibliothek, die anlässlich der Gründung der „Hochschule für Bildungswissenschaften“ 1970 in die „Hochschulbibliothek“ umgewandelt wurde, umfasste damals 60.000 Werke. Mit dem Vermächtnis des ausgewanderten Österreichers Joseph Buttinger, „der seiner Heimat etwas zurückgeben wollte“, wurde dieser Bestand mit einem Schlag fast verdoppelt und modernisiert. Der Staat Österreich dankte ihm mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik und die Universität Klagenfurt mit dem Ehrendoktorat.
Schon in den 1920er Jahren begann Buttinger Bücher zu sammeln. Sein Interesse galt dem Sozialismus und der Arbeiterbewegung, aber er sammelte auch deutsche Klassiker und Werke über Geschichte, Naturwissenschaft, Philosophie und Psychologie. Die erste Büchersammlung ging auf der Flucht verloren. In den USA baute er sich gemeinsam mit seiner Frau Muriel Gardiner, die er im Widerstandskampf in Wien kennengelernt hatte, eine neue Bibliothek auf. Sein Ziel war es, den zumeist mittellosen österreichischen und deutschen Immigranten eine allgemeine deutsche Studienbibliothek zur Verfügung zu stellen, damit diese ihre Forschungen in den USA fortsetzen konnten. Dafür baute er an seinem Wohnsitz in New York auch ein eigenes Bibliothekshaus.
Buttingers Leben war vom Kampf für den Sozialismus und gegen den Faschismus bestimmt. 1906 in Bayern geboren und in ärmlichen Verhältnissen in Oberösterreich aufgewachsen, fand Buttinger Anschluss an die Sozialdemokratie. Mit 20 Jahren kam er als Mitarbeiter der Kinderfreunde nach St. Veit an der Glan, wurde bald Bezirkssekretär der Partei und begann sich gegen die nationalsozialistische Bewegung zu engagieren. Nach dem Parteiverbot 1934 organisierte Buttinger die illegalisierte sozialistische Bewegung, wurde Landesleiter der Revolutionären Sozialisten, verbüßte eine Haftstrafe in Villach, ging nach Wien und wurde 1935 Obmann der Revolutionären Sozialisten Österreichs. Nach dem Anschluss 1938 flüchtete er nach Paris und wurde dort Vorsitzender der neu gegründeten „Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten“. Ende 1939 emigrierte er mit seiner Frau in die USA, wo sich beide über viele Jahre im International Rescue Comittee engagierten. Im Jahre 1942 zog er sich aus der Politik zurück und widmete sich geschichtlichen Studien. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter eines über das Scheitern der österreichischen Sozialdemokratie in der Zwischenkriegszeit. 1992 starb Buttinger 85-jährig in New York.
Zur Eröffnung der Ausstellung am Mittwoch, den 3. Oktober 2018 um 11:30 Uhr sprechen der Historiker und Journalist Hellwig Valentin zur Person Joseph Buttinger und die Leiterin der Sondersammlungen Christa Herzog zur Buttinger-Sammlung.
Die Ausstellung im Zeitschriften-Lesesaal der Universitätsbibliothek läuft bis zum 30. November 2018 und ist zu den Öffnungszeiten der Bibliothek frei zu besichtigen.