Ingeborg Bachmann und die Philosophie
Die Öffentlichkeit kennt Ingeborg Bachmann als Schriftstellerin. Dass sie ursprünglich gleichermaßen der Philosophie zugeneigt war, wissen nur wenige. Von 19. bis 21. Mai werden sich Expert*innen aus Philosophie und Literaturforschung mit der Philosophin Ingeborg Bachmann im Rahmen einer internationalen Tagung auseinandersetzen.
Ingeborg Bachmann studierte von 1945 bis 1950 Philosophie, Psychologie, Germanistik und Rechtswissenschaften an den Universitäten Innsbruck, Graz und Wien. 1950 schloss sie ihr Studium der Philosophie mit einem Doktorat ab. „Obwohl sie eine exzellente Kennerin der zeitgenössischen Philosophie und Erkenntnistheorie war, hatte sie damals so gut wie keine Chance auf eine wissenschaftliche Laufbahn in dem Fach, das zu dieser Zeit rein männerdominiert war“, erklärt Tagungsleiterin Alice Pechriggl (Institut für Philosophie an der Universität Klagenfurt). Sie hat gemeinsam mit Marion Heinz (Philosophische Fakultät an der Universität Siegen) die Tagung konzipiert.
Bachmann widmete sich später in diversen Radiosendungen der Philosophie, vor allem aber wob sie sie in ihre Dichtung ein. Ihr besonderes Interesse galt dem Widerspruch zwischen der neuen Ontologie Heideggers und der sprachphilosophisch fundierten Metaphysikkritik Wittgensteins. Zwischen diesen beiden Gegensätzen suchte sie nach der Eigenart der dichterischen Rede und ihrem genuinen Anspruch auf Wahrheit.
Die „schöne“ Sprache der Dichtung sei der „Realität“ verpflichtet, so heißt es in den Frankfurter Vorlesungen; was dieses Gebot besagt, welche Art von Erfassung als angemessen zu gelten hat und an welcher „Ethik“ sich diese selbstgesetzte Norm, der Realität durch Dichtung gerecht zu werden, ausrichtet, sind die Grundfragen der Dichterin. „Die geplante Tagung wird ihnen unter Beteiligung ausgewiesener Spezialist*innen aus unterschiedlichen Ländern auf den Grund gehen. Die vertiefende Erkundung gerade der philosophischen Lektüren und Texte Bachmanns – die deren zeit- und ideengeschichtliche Kontexte berücksichtigt – wird das Profil dieser Autorin deutlicher klarer hervortreten lassen.“, kündigt Alice Pechriggl an.
Die Tagung wird vom Institut für Philosophie in Zusammenarbeit mit dem Robert-Musil-Institut für Literaturforschung veranstaltet und findet in den Räumlichkeiten des Robert-Musil-Instituts statt. Interessierte melden sich bitte bei petra [dot] stroj [at] aau [dot] at an.
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