INGEBORG BACHMANN – HANS MAGNUS ENZENSBERGER: „schreib alles auf was wahr ist“ Der Briefwechsel
Es sollte ein luftiges und mit Wärme betriebenes gemeinsames Projekt werden, was Enzensberger in seinem ersten Brief der Dichterin vorschlug: ein Buch wie eine Montgolfière.
Ingeborg Bachmann war jedoch in jenen Monaten des Jahres 1957 anderweitig engagiert. Die Liebe zu Paul Celan war neu aufgeflammt, ein halbes Jahr später kommt es zur Begegnung mit Max Frisch in Paris. Nach einer gemeinsamen Romreise und dem Aufenthalt der Bachmann bei Enzensbergers in Lanuvio bei Rom stabilisiert Enzensberger ihre inzwischen freundschaftliche Beziehung auf einem anderen Vehikel, einem Floß der Freundlichkeit: „wohin es führt: lassen wir’s offen. denn es ist kein ende, auch dann nicht, wenn unser geheimer pakt nie mehr besiegelt würde. er ist es längst.“ Jahrelang muss er dennoch um Beiträge für sein Kursbuch betteln, und als sie nach langem Zögern Gedichte schickt, darunter ihr liebstes, Böhmen liegt am Meer, ist er zu ihrer Enttäuschung nicht mehr zuständig, er ist „zu Schiff nach Cuba“, wie sie im Herbst 1968 resigniert feststellt.
Der Briefwechsel zwischen den vielleicht bedeutendsten Lyrikern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist – über alles Persönliche hinaus – ein Dokument des literarischen Lebens jener Zeit. Herausgeber Hubert Lengauer stellt im Gespräch mit Doris Moser den Briefwechsel vor, ausgewählte Briefe lesen Katrin Ackerl Konstanstin und Erik Rippmann.
Ort: Robert-Musil-Institut
Zeit: Freitag, 28. Juni, 19.30 Uhr