ÖH-Unigarten mit Studierenden | Foto: aau/Barbara Maier

In den Rhythmus der Natur eintauchen

Säen, ernten, gestalten und lernen. Mitten am Campus befindet sich der von den Studierenden betreute ÖH-Unigarten. ad astra erkundete die Vielfältigkeit des Gartens und hat nachgefragt, worin die Besonderheiten liegen.

Hinaus aus dem Hörsaal und hinein in einen naturbelassen Garten. Der ÖH-Gemeinschaftsgarten am Campus der Universität, der unmittelbar an einen Naturschutzwald angrenzt, ist ein Refugium der Ruhe. Ein Ort, umgeben von Pflanzen, Hügelbeeten sowie Bäumen, der zum Verweilen und Frischluftschöpfen im anstrengenden Uni-Alltag einlädt. Nach Süden hin ist das Areal von einem natürlichen Weidenflechtzaun begrenzt. Einige Beete sind liebevoll mit Holztafeln beschriftet, und unter einem großen Baum befindet sich eine Sitzgruppe, gefertigt aus Paletten. ad astra trifft sich mit den Studierenden, die in der laufenden Saison den Uni-Garten mit viel Engagement, Leidenschaft und Neugierde betreuen.

„Die Idee des Gartens wurde im Rahmen einer Lehrveranstaltung zum Thema Nachhaltigkeit geboren, von der ÖH unterstützt und ist im EMAS-Projekt der Universität verankert“, erzählt Markus Offermanns, der gemeinsam mit Karoline Deutschmann seit der letzten Saison als Ansprechperson für den ÖH-Unigarten fungiert. Schon bald danach wurden erste Pläne entwickelt und mit der Zonierung der Grünflächen begonnen. „Wir sind ein Kernteam von rund zwölf Studierenden aller Studienrichtungen und Menschen aus der Nachbarschaft, die den Garten betreuen und bewirtschaften.“ Die Hobby-Gärtnerinnen und Gärtner treffen sich wöchentlich und sind mit neuen Fragestellungen rund um Garten, Ökosysteme und Kreislaufsysteme konfrontiert.

Permakultur und Wildniskultur

Auf die Frage, nach welcher Philosophie sich der Uni-Garten orientiert, ist man sich zuerst nicht ganz einig. Die theoretischen und praktischen Zugänge sind vielfältig und entsprechen den Vorkenntnissen der „GärtnerInnen“. Aber was bedeutet das? Jeder hat seinen/ihren persönlichen Zugang, und durch gute Kommunikation, interdisziplinäres Arbeiten und Innovation wird gemeinsam gestaltet. „Wir versuchen, die Pflanzen so natürlich wie möglich wachsen zu lassen.“ Gegossen wird nur, wenn es wirklich notwendig ist, denn so sind die Pflanzen gezwungen, zuerst in die Tiefe zu wachsen, um hinreichend Feuchtigkeit zu finden. „Es ist sehr interessant zu beobachten, wie die Natur alles regelt, und daraus lernen wir.“ Dieses Wissen rund um den Garten wurde beispielsweise von Johann und Sandra Peham in Workshops im ÖH-Unigarten weitergegeben.

Aber was passiert mit dem „Unkraut“? Jäten ist etwas, was man bei der Permaund Wildniskultur reduziert einsetzt. Die Studierenden erklären, dass man eher von „Beikraut“ spricht, da jede Pflanze einen Nutzen hat. Interessant ist auch das Konzept der „Drei Schwestern“. Der Kanadier Andrew Bacon erläutert, dass auf vielen Mini-Hügelbeeten die „Drei Schwestern“ angebaut wurden. Das sind der Kürbis, der Mais und die Bohnen. Der Mais dient den Bohnen als Rankhilfe und umgekehrt liefern die Bohnen den Stickstoff, während der Kürbis mit seinen großen Blättern den Boden beschattet.

Nachdem das Obst und das Gemüse geerntet wurden, bleiben die Reste (Blätter, Wurzeln etc.) am Boden als Flächenkompostierung, um den Boden vor Erosion zu schützen und diesem Nährstoffe zuzuführen. So können im nächsten Jahr die Beete wieder neu mit Gemüse und Kräutern bepflanzt werden und der Boden wird nicht ausgelaugt.

Im letzten Jahr wurden rund um die Obstbäume so genannte Baumscheiben angelegt, die zum Konzept der Wildniskultur zählen. „Das ist eine natürliche Begrünung und Düngung mit verschiedenen Blumen und Gemüsesorten für den Boden, und gleichzeitig schützt eine Baumscheibe den unteren Stamm vor Verletzungen eines Rasenmähers.“

Gärtnern als neues Lebensgefühl

Der ÖH-Unigarten steht allen offen und lebt nach dem Motto: Jeder der sät, kann auch ernten. Immer mehr Menschen suchen wieder das Glück im Garten und schätzen besonders, das eigene Gemüse und die eigenen Kräuter zu genießen. Ein Trend, der sich immer mehr fortsetzt. „Viele Menschen haben keinen Bezug zu einem Garten und wissen oftmals gar nicht, wie einzelne Kräuter und Gemüsearten aussehen oder schmecken.“ Mit diesem Projekt verfolgen die Studierenden das Ziel, den Uni-Garten als Begegnungs- und Lernort zu gestalten, Interesse am Gärtnern zu wecken und das Gefühl zu vermitteln, was es heißt, Verantwortung für die eigene Gesundheit, Natur und Umgebung zu übernehmen („in der Erde zu wühlen“). Dafür gibt es wöchentliche Treffen, wo gemeinsam im Garten gearbeitet, Ideen ausgetauscht und Wissen weitergegeben wird sowie manchmal auch Feste gefeiert werden. Seit zwei Semestern wird der Garten auch in Lehrveranstaltungen integriert, und mehrmals im Semester werden Workshops organisiert, zuletzt zum Thema „Essbarer Campus“. Der Garten ist die ideale Plattform, Praxis und Forschung in allen Disziplinen zu verbinden.

„Wir brauchen viele fleißige Hände und freuen uns über jede Mitarbeit“, wünscht sich das Studierenden-Team. „Denn gemeinsam können wir den Garten weiter voranbringen.“

für ad astra: Lydia Krömer

Selbsterntegarten

Der Uni-Garten ist ein im Jahre 2014 von den Studierenden initiierter Gemeinschaftsgarten am Uni-Campus, der Menschen dazu einlädt, sich mit sich selbst, dem direkten Umfeld und vor allem mit der Natur und Umwelt auseinanderzusetzen. Auf rund 1.500 m² werden Gemüse, Kräuter, Gewürze, Obst, Blumen und Wildpflanzen angebaut. Ziel des laufenden Projekts ist es, schrittweise die verfügbaren Grünflächen bestmöglich zu nutzen, den Campus zu kultivieren und durch das aktive Miteinbinden in Lehrveranstaltungen und Umsetzen einer nachhaltigen Entwicklung in der Bildung zu sichern.

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