In Bewegung: Videoübertragung von mobilen Drohnen
Der Informationstechniker Raheeb Muzaffar entwickelte eine Anwendung, die die Übertragung von Videos zwischen Drohnen in der Luft und mobilen Geräten am Boden verbessert. Seine Arbeit im ICE-Doktoratsprogramm wird demnächst abgeschlossen sein. Im Gespräch erklärt er, warum die Technologie innovativ ist und spricht über seine Pläne für die Zukunft.
Raheeb Muzaffar wusste bereits, was ihn erwartete, als er im Dezember 2012 von der pakistanischen Hauptstadt Islamabad als PhD-Student nach Klagenfurt kam: Er war immer schon viel gereist, hatte in unterschiedlichen universitären und außeruniversitären Kontexten gearbeitet, kannte Europa und auch die hiesige Forschungskultur. Das Doktoratsprogramm „Interactive and Cognitive Environments (ICE)“ kam ihm gerade gelegen, um in einem internationalen Umfeld zu forschen: PhD-Kandidatinnen und -Kandidaten werden in diesem Programm für drei Jahre gefördert. Während dieser Zeit arbeiten sie an zwei Universitäten. Muzaffar, der zur Kommunikation zwischen Drohnen arbeiten wollte, fand in den Forschungsteams an der Alpen-Adria-Universität und an der Queen Mary University London ein Umfeld, das ihm den Einblick in verschiedene Labore und Forschungszugänge ermöglichte. Die Forschungsschwerpunkte in Österreich und in Großbritannien führte er schließlich zu „seinem“ Thema zusammen: Videoübertragung in Drohnen-Netzwerken.
In diesem Umfeld hat er ein Problemfeld geortet, das ihn in den letzten Jahren intensiv beschäftigte. „Wenn mehrere Drohnen in der Luft sind und Videos auf mehrere Einheiten am Boden übertragen, ist derzeit nicht sichergestellt, dass das Bildmaterial verlässlich übertragen wird.“ Das Problem sei, dass die Empfängergeräte den Drohnen nicht rückmelden können, ob die Videos angekommen sind. Wenn aber sowohl Sender als auch Empfänger in Bewegung sind, ändern sich die Übertragungsbedingungen ständig, was einen zusätzlichen Unsicherheitsfaktor darstellt. Raheeb Muzaffar hat nun also einen so genannten „video multicast streaming framework“ entwickelt, welcher Feedback zur Übertragung erlaubt. „Die Drohne erfährt nicht nur, ob das Video angekommen ist, sie kann aufgrund der erhaltenen Information auch Übertragungsrate und Videoqualität an die gerade herrschenden Sendebedingungen anpassen, um so das neuerliche Senden eventuell verloren gegangener Pakete zu optimieren,“ so Muzaffar. Videokommunikation zwischen Drohnen und Empfangsgeräten ist für vielerlei Anwendung nützlich, wie beispielsweise für Rettungsarbeiten, Überwachung oder Katastrophenmanagement. Gefragt danach, ob seine Technologie nun gewinnträchtig von ihm verwertet werden kann, lacht Raheeb Muzaffar. Auf Konferenzen sei er ins Gespräch mit Entwicklern aus der Industrie gekommen, die ihm bestätigten, dass Module mit ähnlicher Funktionalität teuer wären und dass man das WLAN-Protokoll anpassen müsse. Seine Anwendung sei aber frei verfügbar. Falls sie jemand als Produkt kommerzialisieren möchte, sei dies möglich. Dass sie funktioniert, konnte er jedenfalls in zahlreichen Simulationen zeigen. Die Anwendung könne außerdem an die üblichen WLAN-Protokolle angeschlossen werden.
Aktuell geht Muzaffars Forschungsaufenthalt in Klagenfurt zu Ende. Bis November wird seine Dissertation abgeschlossen sein und er wird seine Zelte an der Alpen-Adria-Universität abbrechen, um – wie er es sich wünscht – in der forschungsnahen Industrie zu arbeiten. Der Forscher kam mit seiner Frau nach Klagenfurt; in der Zwischenzeit wurde die Tochter der beiden geboren. Familie Muzaffar wird weiter in Bewegung bleiben. „Ich bin nicht an einen Ort gebunden, es wäre schön irgendwo in Europa arbeiten, aber auch Neuseeland wäre für uns denkbar.“
Auf ein paar Worte mit… Raheeb Muzaffar
Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftlerin geworden wären?
Hätte mich mein Weg nicht in die Wissenschaft geführt, wäre ich Sozialarbeiter geworden. Vor meiner jetzigen Tätigkeit arbeitete ich in Nichtregierungsorganisationen wie iMMAP und UNICEF mit der Intention, deren Arbeit mit meiner technischen Expertise zu unterstützen. Auch in Zukunft plane ich, mich sozial zu engagieren – sei es durch technische Hilfestellung, in der Bildung, finanziell oder mit emotionalen Engagement.
Verstehen Ihre Eltern, woran Sie arbeiten?
Ja, besonders mein Vater ist ziemlich interessiert an Technik. Er versteht vielleicht nicht jedes technische Detail, hat aber durchaus einen Zugang zu Forschung generell und meinem Forschungsgebiet im Speziellen.
Was machen Sie im Büro morgens als erstes?
Zuerst lese und beantworte ich meine E-Mails. Danach arbeite ich meine Aufgabenliste ab: Ich habe immer einen Plan für die Woche bzw. den Monat. Manchmal lassen sich nicht alle Aufgaben planmäßig erledigen und ich muss nachjustieren, um Fristen und Termine einhalten zu können.
Machen Sie richtig Urlaub? Ohne an Ihre Arbeit zu denken?
Ja, mindestens einmal im Jahr.
Warum fürchten sich so viele vor der technischen Wissenschaft?
Meiner Meinung nach hat jeder Mensch ganz bestimmte Talente, und jede und jeder soll tun, wofür er/sie sich interessiert und worin er/sie gute Leistungen erbringen kann. Andererseits ist die Arbeit in den technischen Wissenschaften ziemlich herausfordernd. Die Entwicklung auf diesem Gebiet schreitet schnell voran, und es wird zunehmend schwierig sich auch nur ein Basiswissen für einzelne Bereiche anzueignen. Um erfolgreich zu sein, muss man sein Wissen ständig erweitern. Etwas Neues zu entwickeln, erlaubt so gut wie keine Fehler. Meiner Meinung nach fürchten sich die Menschen vor der Komplexität dieses Studiums, das eine extra Portion harte Arbeit, technisches Verständnis und viel Geduld erfordert.