„Ich definiere mich über Zufriedenheit.“
Andreas Koppensteiner hat an der Universität Klagenfurt Angewandte Betriebswirtschaft studiert. Kärnten zu verlassen stand für ihn anfangs nicht zur Debatte. Nun lebt er seit 2001 in Frankreich. Im Interview erzählt er wieso es ihn doch ins Ausland gezogen hat, warum er sich nach 20 Jahren beruflich umorientierte und was ihm diese neue Berufung bedeutet.
Was haben Sie studiert?
Angewandte Betriebswirtschaft mit Schwerpunkten in Controlling und Strategischer Unternehmensführung sowie Marketing und Internationalem Management.
Warum haben Sie sich für die Universität Klagenfurt entschieden?
Eigentlich aus rein praktischer Überlegung. Ich war damals überzeugter Kärntner und wollte nicht nach Wien oder Graz umziehen. Außerdem wäre mit einem Umzug auch mein Hobby, das Springreiten, zu kurz gekommen. Mein Pferd stand bei meinem Trainer in Sankt Veit. Die Vorteile der Alma Mater Minimunda habe ich erst während des Studiums zu schätzen gelernt.
Ein unvergessliches Erlebnis in meiner Studienzeit war … das Leben im Studentendorf, das Lernen vor Prüfungen im Strandbad, die Uniparties und meine Teilnahme an der Theatergruppe und den Exkursionen des Romanistikinstitutes.
Denke ich an die Uni Klagenfurt, denke ich sofort an … das Unibuffet, das Zentrum des sozialen Lebens während meines Studiums. Da habe ich begriffen, wie Networking funktioniert.
Verbindet Sie heute noch etwas mit der Uni Klagenfurt?
Ja, die schönen Erinnerungen.
Waren Sie im Ausland?
Ja und ich lebe seit Jänner 2001 in Frankreich
Inwiefern haben Sie diese Erfahrungen geprägt?
Ich habe mein Pflichtpraktikum während des Studiums in Kassel (Deutschland) absolviert. Während dieser sechs Monate bin ich mir bewusst geworden, dass es auch möglich ist außerhalb von Kärnten zu leben. Nach meiner Rückkehr nach Kärnten stand ich in den Startlöchern für eine neue Auslandserfahrung. Es war klar, dass ich nach dem Abschluss meines Studiums „woanders“ hinwollte.
Der Beginn war das Tiroler Unterland, aber die Berge haben meinen Horizont zu sehr eingeschränkt. Und somit habe ich mich nach 15 Monaten in Richtung Frankreich verabschiedet. Ursprünglich für eine zweijährige interne „Entsendung“ in einen neu erworbenen Produktionsstandort meines damaligen Arbeitgebers. Der Rest ist Geschichte…
Haben Sie Tipps für heutige Studierende, die ins Ausland gehen möchten?
Unbedingt alle Angebote ausnutzen, es gibt viele Programme für Aufenthalte in Europa oder auch außerhalb. Und meistens ist man als Student noch ungebunden und flexibel. Jeder kennt den Spruch mit dem Tellerrand, ich kann das nur bestätigen. Je länger der Aufenthalt im Ausland, desto besser, weil man erst ab einem gewissen Punkt in eine neue Kultur „eintaucht“. Und meistens gibt’s am Anfang eine Sprachbarriere, die musst Du erst einmal bewältigen. Aber wenn Du beginnst in einer anderen Sprache zu denken, zu fluchen, Deine Gefühle auszudrücken und zu träumen, dann hast Du es geschafft.
Wie sind Sie bei Ihrer heutigen Stelle/Tätigkeit gelandet? Wie hat sich Ihre Karriere entwickelt?
Nach Abschluss meines Studiums der Angewandten Betriebswirtschaft habe ich beinahe 20 Jahre auf unterschiedlichen Positionen in der Industrie gearbeitet (Leiter Betriebscontrolling, Kaufmännischer Leiter, etc.). Irgendwann hat’s aber nicht mehr Spaß gemacht, die Motivation ist auf der Strecke geblieben. Somit habe ich beschlossen mich beruflich neu zu orientieren, habe ein Jahr in einen Hochschullehrgang investiert und bin frisch diplomiert. Glücklicherweise konnte ich auch sofort eine Stelle in meinem neuen Fachgebiet finden. Ich leite seit kurzem ein Alters- und Pflegeheim im Zentrum von Strasbourg.
Was sind Ihre Arbeitsaufgaben? Wie sieht Ihr beruflicher Alltag aus?
Ich trage die Verantwortung für 60 Bewohner*innen und 60 Mitarbeiter*innen. Ich bin für die Relationen mit den Familien bzw. den für meine Bewohner verantwortlichen Personen zuständig, kümmere mich um die Einhaltung der gesetzlich vorgegebenen Reglementierung, achte auf die Hygiene, etc. Ein sehr vielseitiges Aufgabenfeld, irre spannend und abwechslungsreich. Langweilig wird es nie.
Was ist es, dass Ihnen in Ihrem Job besonders gefällt?
Genau diese Abwechslung, aber vor allem das Gefühl etwas für das Wohlbefinden der Bewohner*innen beitragen zu können. Es gibt endlich wieder einen Grund, warum ich morgens auch gerne früh aufstehe.
Hat Sie das Studium auf Ihre heutige Tätigkeit vorbereitet?
Natürlich, ich habe aus meiner Ausbildung viele Kenntnisse mitgebracht. Und weitere während meiner ersten Karriere erworben.
Wie definieren Sie Erfolg?
Ich definiere mich heute lieber über „Zufriedenheit“
Haben Sie ein (Lebens-)Motto?
Behandle jeden so, wie Du selbst behandelt werden möchtest.
Was würden Sie heutigen Studierenden mit auf den Weg geben?
So bald wie möglich Erfahrung in der Praxis sammeln. Praktika absolvieren.
Was machen Sie zum beruflichen Ausgleich?
Ich bin viel mit dem Rad unterwegs, erkunde die Umgebung und reite noch immer.
Welche Herausforderungen reizen Sie am meisten?
Solche mit realistischen Zielen und respektvollem Umgang
Auf ein paar Worte mit Andreas Koppensteiner
Ein glücklicher Moment an der Uni Klagenfurt war … meine Sponsion.
Aus meiner Studienzeit besitze ich noch … viele Erinnerungen und meinen besten Freund.
Wer hat Sie inspiriert? Mein jeweiliges Umfeld.
Wenn ich noch einmal studieren würden, würde ich … Ich habe im Jänner 2022 ein zweites Studium abgeschlossen, dieses Mal in Frankreich. Ich wollte mich beruflich verändern.
Mein Studium in 4 Worten: Studentendorf, Strandbad, Mensagebäude und Internet.
Andreas Koppensteiner ist Weltkärntner.