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Für Raza Mehwish war es ein Kulturschock, als sie von Pakistan nach Klagenfurt kam. Seit fast zwei Jahren arbeitet die Pakistanerin am Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung (IUS) der Alpen-Adria-Universität.
Warum haben Sie sich entschieden nach Österreich zu kommen?
Ich habe in meinem Heimatland Pakistan ein Stipendium der Regierung erhalten, mit dem ich ins Ausland gehen durfte. Ich hatte drei Optionen: Hongkong, Thailand oder Österreich. In Österreich tut sich sehr viel am Forschungssektor, und auch in der Vergangenheit war Österreich immer ein Zentrum der Wissenschaft.
Und warum an die AAU?
Ich habe mit einigen Professoren und Professorinnen in Österreich Kontakt aufgenommen, unter anderem Florian Müller vom IUS. Die Universität Innsbruck stand auch zur Wahl, aber meine Wahl fiel auf Klagenfurt.
Woran arbeiten Sie hier in Klagenfurt?
An einem Projekt, das ich in Pakistan gestartet habe. Es geht um den Einsatz von mobilen Geräten in der LehrerInnenfortbildung. In Pakistan gibt es keine zentrale Stelle, die für die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften zuständig ist. Die Fortbildung wird daher oft vernachlässigt. In Klagenfurt schreibe ich an meiner Dissertation, die sich mit den Ergebnissen aus diesem Projekt beschäftigt. Ich möchte wissenschaftlich untermauern, wie „mobile learning“ in einem Entwicklungsland genutzt werden kann.
Wie unterscheidet sich das Leben in Klagenfurt von Ihrem Leben in Pakistan?
Alles ist anders – und die Sprache ist fremd. Es ist anfangs ein Kulturschock, vor allem wenn man 29 Jahre in einem Land gelebt hat, das sich in vielerlei Hinsicht von Österreich unterscheidet. Allein schon die unterschiedlichen Dimensionen: meine Heimatstadt Lahore hat über 7 Millionen Einwohner.
Und gibt es auch Unterschiede im Arbeitsalltag?
In Pakistan war ich in verschiedenen Bereichen im Bildungswesen tätig, und es waren sehr bereichernde Erfahrungen. Ich darf mich glücklich schätzen, denn nicht jede Frau in Pakistan hat diese Möglichkeiten. Was ich an meiner Arbeit in Klagenfurt am meisten schätze, ist die Gleichberechtigung. Es gibt keine Vorurteile aufgrund von Gender, Kultur oder Ethnie. Meine Ideen und Standpunkte werden gewürdigt, und daher arbeite ich härter, um meine Ziele zu erreichen.
Wie haben Sie bisher von Ihrem Aufenthalt an der AAU profitiert?
Das Gefühl der Sicherheit, wie ich es hier kennengelernt habe, gibt es in dieser Form nicht in Pakistan. Ich merke, dass sich das positiv auf meine persönliche Entwicklung auswirkt. Außerdem habe ich die Gelegenheit, eine neue Sprache zu erlernen. Obwohl ich noch ein wenig damit kämpfe, hoffe ich, dass mein Deutsch bald besser wird.
Und auf beruflicher Ebene?
Die Möglichkeit, meine Arbeit in Österreich, Deutschland und Südafrika zu präsentieren, hat mir sehr viel gebracht. Durch das Feedback dort und von meinen KollegInnen habe ich viel dazugelernt und mich beruflich weiterentwickelt.
Erinnern Sie sich an eine Anekdote aus Ihrer Anfangszeit hier in Klagenfurt?
Woran ich mich gut erinnere, ist, als ich meine Schlüssel verloren habe und sie beim Fundamt wiederbekommen habe. Das mag für andere nichts Besonderes sein, aber für mich war es eine ganz neue Erfahrung. Ich war überrascht von dem Verantwortungsgefühl, dass jemand meine Schlüssel gesehen und sie zum Fundamt gebracht hat. Wenn man in Pakistan etwas verliert, ist es mit Sicherheit für immer verloren.
Würden Sie jungen WissenschaftlerInnen empfehlen, ins Ausland zu gehen?
Ja! Wenn man in ein neues Umfeld kommt, eröffnen sich neue Möglichkeiten und Horizonte. Ich habe gemerkt, wenn man immer am gleichen Ort und im gleichen System lebt, erschwert es dir, andere Wege zu entdecken. Ich glaube, dass das sehr förderlich für die eigene Arbeit ist. Auch wenn es oft ein großer Schritt ist, wegzugehen.
Reisen und andere Kulturen und Länder kennenzulernen bedeuten für Sie …
… neue Orte zu erkunden und das alltägliche Leben dort zu erfahren.
für ad astra: Katharina Tischler-Banfield